Das Alte Aegypten
Natur, sondern galten seit der 4. Dynastie außerdem als Söhne des Sonnengottes Re, der sich zu diesem Zweck während ihrer Zeugung in die Gestalt ihrer irdischen Väter verwandeln musste. Seitdem waren sie Gottessohn und Mensch – eine Vorstellung, die die christliche Kirche noch heute in Bezug auf die zwei Naturen Jesus Christus’ lehrt.
Oberster Priester, Bewahrer der Maat
Ihre Aufgabe bestand vor allem darin, den Willen der Götter an den Menschen zu vollstrecken und jegliches Chaos von Ägypten abzuwenden. Sie hatten dafür zu sorgen, dass die Maat (siehe S. 24), die Harmonie der Weltordnung, erhalten blieb. Nur durch den vom König vollzogenen Kult an den Göttern war sie gewährleistet, darum war er oberster, ja einziger Priester. Aus praktischen Gründen ließ er sich jedoch an sämtlichen Tempeln des Landes vertreten. Einen Kult um seine eigene Person gab es, sieht man von den kultisch verehrten Königsstatuen ab, jedoch nicht, denn er war trotz allem sterblich, wenn auch mit dem Sedfest (siehe S. 42) eine ritualisierte Möglichkeit gegeben war, die magische und physische Kraft der alternden Könige zu erneuern. Er stand an der Spitze des Staates, war Herr der beiden Länder, Herrscher von Ober- und Unterägypten, wenn dies auch mit der Realität nicht immer übereinstimmte. Normalerweise vererbte sich sein Amt vom Vater auf den Sohn.
Namen – nur Schall und Rauch?
Die Göttlichkeit des Königs fand ihren Ausdruck im Hofzeremoniell, in den Kronen und Throninsignien und vor allem in der Königstitulatur. Wie die Päpste noch heute, gaben sich die Pharaonen bei ihrer Thronbesteigung Namen, die auch als Regierungsprogramm zu lesen waren. Die Titulatur bestand seit etwa 2570 v. Chr. aus dem Geburtsnamen, verbunden mit dem Titel „Sohn des Re“, und vier weiteren Namen, die sich auf seine institutionellen Funktionen beziehen. Sie wurden von fast allen Herrschern benutzt, selbst die ersten römischen Kaiser hielten an diesem Brauch fest. Der erste, der Horus-Name, wurde in eine Palastfassade eingeschrieben, auf der ein Falke steht und zeigt damit deutlich die Verbindung zwischen König und Gott. Der zweite, der Nebti- oder Herrinnen-Name spicht die beiden Schutzgöttinnen des Königs, Nechbet von Oberägypten und Uto von Unterägypten an. In Inschriften erkennbar ist dieser zweite Name an den Symbolen dieser Göttinnen, Geier und Schlange. Der dritte, der Goldname, wird mit dem Falken über dem Halskragen geschrieben, das Zeichen für Gold. Der vierte, der Thronname, bezieht sich auf die Herrschaft über Ober- und Unterägypten oder, wie die Ägypter es ausdrückten, auf den zur „Binse und Biene Gehörigen“. Er war wie der üblicherweise an letzter Stelle genannte Geburtsname in eine Kartusche, einen ovalen Ring, eingeschrieben und neben dem Thronnamen der bekannteste und geläufigste Name des Königs.
Pharao
Was das „Weiße Haus“ für den amerikanischen Präsidenten, war das „Große Haus“ für den Herrscher Ägyptens. Aus dem ägyptischen „Peraa“, wurde das griechische „Pharao“. Der Name übertrug sich schließlich seit Thutmosis III. (1479-1425) als Anrede auf den König selbst. Als Titel, der vor der Königstitulatur steht, ist „Pharao“ erstmals für Siamun (978-959) belegt
.
Der göttliche Ursprung der königlichen Macht wird durch die enge Verbindung zwischen dem Horusfalken und Pharao Chephren (2558-2532) demonstriert. Federn und Falten des Kopftuchs gehen ineinander über und verweisen damit auf die unauflösliche Beziehung von Gott und König
.
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Fremde auf dem Pharaonenthron
Die Spätzeit (656-332 v. Chr.)
Mit dem Rückzug der nubischen Dynastie war die Besetzung Ägyptens durch die assyrischen Könige verbunden. Sie machten die Fürsten von Sais, die sich in den Wirren der Dritten Zwischenzeit (1069-656) ein Herrschaftsgebiet im östlichen Nildelta, das bis nach Memphis reichte, geschaffen hatten, zu ihren Vertretern in Unterägypten (26. Dynastie, 664-525). Mit Hilfe griechischer Söldner gelang es diesen, das ganze Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, Sais wurde zur neuen Hauptstadt. Trotz ihrer mehrfachen Verwicklung in ausländische Konflikte gelang es Psammetich I. (664-610) und seinen Nachfolgern, die assyrische Oberherrschaft abzustreifen, Ägypten zu schützen und es sogar zu einer neuen künstlerischen Blüte zu führen. Sein Sohn Necho II. (610-595) hatte ein Faible für die Schifffahrt. Er begann mit der Grabung eines Kanals zwischen dem
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