Das Alte Aegypten
Außenpolitik seines Vaters fort, marschierte 1273 v. Chr. mit einem Heer nach Syrien und konnte den erneuten Anschluss Amurrus an Ägypten erreichen. Er beschloss sich diesen Erfolg zu Nutze zu machen und im Jahr darauf erneut gegen die Hethiter zu marschieren. Seine Streitmacht umfasste etwa 20000 Mann, teilweise in Streitwagen, bewaffnet mit Bögen und Hiebwaffen aus Bronze. Ihnen standen 37 000 Fußsoldaten auf hethitischer Seite gegenüber, dazu noch 2500 Streitwagen. Ohne auf die Ankunft von drei seiner vier Divisionen zu warten, wagte der König einen Vorstoß auf Kadesch, denn er hatte nichts zu befürchten: Zwei Beduinen berichteten ihm, dass der hethitische König Muwatalli mit seinen Truppen im 200 Kilometer entfernten Aleppo lagerte. Doch dies war nur eine List, tatsächlich hatte er hinter einem Hügel östlich von Kadesch Stellung bezogen. Die Hethiter griffen an und umzingelten Ramses, seine Leibgarde und die erste Division „Amun“. Die zweite Division, „Re“, suchte ihr Heil in der Flucht, während die beiden anderen Divisionen, „Ptah“ und „Seth“ noch weit zurück lagen. Glücklicherweise erschien nun eine ägyptische Elitetruppe, die einen anderen Weg eingeschlagen hatte und nun von Westen auf das Geschehen traf. Sie befreite den König, dem es sogar noch gelang, einen geordneten Rückzug anzutreten. Amurru fiel damit wieder an die Hethiter, mit denen Ramses 15 Jahre später einen Friedensvertrag aushandelte, der bis zum Untergang ihres Reiches Bestand hatte. Seine Niederlage wurde in Ägypten in einen triumphalen Sieg umgedeutet, seine Rettung als göttliche Fügung interpretiert.
Zeichnung (1832) von Ippolito Rosellini nach einem Relief im Großen Tempel von Abu Simbel: Ramses II. kämpft gegen seine Feinde
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(c) akg, Berlin
Tempel im Fels
Abu Simbel
Ganz im Süden Ägyptens, 280 km südlich von Assuan, nur 40 km vor der sudanesischen Grenze, liegt Abu Simbel. Der Ort ist weltberühmt, denn hier erheben sich zwei Tempel, die einst der große Ramses hatte errichten lassen. Weithin sichtbar stehen der Große Tempel und der Hathor-Tempel jedoch nicht mehr an ihrem angestammten Platz. Die neben den Pyramiden monumentalsten Baudenkmäler des alten Ägypten wurden 196468, in 1036 Teile zersägt, 180 m landeinwärts und 64 m oberhalb ihres ursprünglichen Standorts an der Westseite des Nils wieder aufgebaut. Die Rettungsaktion der UNESCO bewahrte sie vor dem Schicksal, in den Fluten des Nasser-Stausees zu versinken.
Der Große Tempel
Als eine von acht Tempelanlagen ließ Ramses II. (1279-1213) den Großen Tempel am Anfang seiner Regierungszeit in Nubien errichten, das damals Teil des ägyptischen Reiches war. Das „Haus des Ramses, geliebt von Amun“, so der antike Name, war den drei Staatsgöttern, Amun-Re, Ptah und Re-Harachte sowie dem Pharao selbst geweiht. Von anderen Tempeln unterschied er sich vor allem durch die Bauweise: Wie ein Felsengrab im Tal der Könige wurde er in das gewachsene Gestein geschlagen. Neben einer kleinen Sonnenkapelle sind nur die Mauern, die den Vorplatz einfassten, in herkömmlicher Weise aufgemauert. Der von Westen nach Osten ausgerichtete Sakralraum wird eindrucksvoll von vier sitzenden Kolossalfiguren bewacht. Sie alle zeigen das Antlitz des Erbauers, der dem Staatsdogma gemäß als lebender Gott auf Erden verehrt wurde. Jeder der 22 m hohen Statuen trägt neben dem Nemes-Kopftuch die Doppelkrone Unter- und Oberägypten. Zwischen ihren Beinen stehen kleinere Figuren, die Familienmitglieder darstellen, das Tor in der Mitte wird vom falkenköpfigen Sonnengott Re-Harachte überragt. Auch im Innern ist Ramses mehrfach zu sehen: Acht Pfeiler tragen seine Züge, Reliefs verherrlichen seine Taten. Im Allerheiligsten, dem westlichsten Raum des Tempels, geschieht jedes Jahr pünktlich am 21. Februar und 21. Oktober (vor der Umsetzung des Tempels war es einen Tag früher) das Sonnenwunder: Die aufgehende Sonne bestrahlt dann die 55 m vom Eingang entfernte Rückwand mit den Statuen der Tempelgötter.
Seevölker
Ägypten wurde um 1200 v. Chr. zweimal von Fremdvölkern angegriffen, für die der Ägyptologe Gaston Maspero den Sammelbegriff „Seevölker“ geprägt hat – die Ägypter nannten sie verallgemeinernd „die Völker hinter den Inseln“. Ihre Namen sind durch ägyptische Texte bekannt, nicht jedoch, wer sie waren, woher sie kamen und wo sie blieben. In den Danuna wollen Forscher die Danaer aus Homers Ilias, in den Peleset, die Philister der Bibel
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