Das Alte Aegypten
ebenfalls auf dem Dach befindlichen Osiris-Heiligtümer zierte ein kompletter Tierkreis die Decke. Er wurde 1820 von einem Franzosen entfernt und dem Louvre geschenkt.
Der Hathor-Tempel in Dendera gilt als einer der besterhaltenen Tempel Ägyptens aus pharaonischer Zeit. Auf seiner Rückseite finden sich die einzigen Reliefdarstellungen der Königin Kleopatra mit ihrem Sohn Caesarion
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Die Perle Ägyptens
Philae
„Heute spielt ein eigenartiger Spuk von Venedig in den Tempelmauern von Philae. Auf kleinen Booten dringt man in das Heiligtum. Der Widerschein der Nilwogen schimmert an den Mauersteinen entlang bis hinauf zu der Decke, die in herrlichen Farben ein Flügelpaar zeigt, das Sinnbild der Sonne.“ Diese Zeilen schrieb Mechthild Lichnowsky 1913, zu einer Zeit, als die Tempelanlagen von Philae noch halb unter Wasser standen, denn die 460 x 140 m große Insel im Nil, auf der der Komplex stand, wurde durch den Bau des ersten Assuan-Staudamms 1898-1902 für große Teile des Jahres überflutet. Von den Bauten wäre heute, nach der Errichtung des zweiten, gewaltigeren Wehrs in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts überhaupt nichts mehr zu sehen, hätte man sie nicht auf die höhere Nachbarinsel Agilkia umgesetzt.
Das Ende einer Kultur
Der Isis-Tempel auf Philae ist das ägyptische Heiligtum, dessen Kult sich länger gehalten hat als jeder andere. Noch aus dem Jahr 452 n. Chr. findet sich das Graffito eines Pilgers, der sich auf den Tempelwänden verewigt hat. Erst im 6. Jh. n. Chr., unter dem byzantinischen Kaiser Justinian I., wurden Teile der Anlage in eine Kirche umgewandelt. Isis war so populär, dass ihr sogar auf dem Marsfeld in Rom ein großer Tempel errichtet wurde. Auf Philae begann ihre Verehrung relativ spät, bei der Umsetzung der Tempelstadt gefundene Reste von Vorgängerbauten deuten auf eine Gründung während des 7. Jh. v. Chr. hin. Die ersten noch sichtbaren Gebäude stammen aus der Zeit von Nektanebos I. (380-362). Danach entfalteten einige Ptolemäerkönige sowie römische Kaiser bis hin zu Diokletian (284-305 n. Chr.) hier an der Südgrenze des Römischen Reiches eine rege Bautätigkeit und sorgten dafür, dass die Insel zum herausragenden Wallfahrtsort in einmaliger Lage wurde.
Isis
Die einst als Mutter- und Schutzgöttin verehrte Isis stellte eine ernste Konkurrenz für die Götter des Römischen Reichs und das frühe Christentum dar. Seit der 2. Hälfte des 1. Jt. v. Chr. hatte sie an Beliebtheit ihren Bruder und Gemahl Osiris (siehe S. 152) überflügelt, den sie nach dem Mythos von den Toten erweckte. Von ihm empfing sie Horus und wurde damit zur symbolischen Mutter der Pharaonen, denn sie galten als irdische Verkörperung dieses Gottes. An einem Thron ist sie auch zu erkennen: Ihr Name wird nicht nur mit der Hieroglyphe für diese königliche Sitzgelegenheit geschrieben, sie trägt sie auch auf dem Kopf
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Isis, groß an Zauber
Der Haupttempel der Insel war der Isis und ihrem Sohn Harpokrates, dem jugendlichen Horus (siehe S. 20), geweiht. Auf dem linken Teil des ersten, 45 m breiten und 18 m hohen Pylons ist Ptolemaios XII. Neos Dionysos (80-51) beim Wiederherstellen der göttlichen Ordnung zu sehen – er erschlägt symbolisch seine Gegner, die er am Schopfe packt, mit einer Keule. Ein zweiter Pylon steht nicht ganz parallel hinter dem ersten – das Felsgelände ließ vermutlich anderes nicht zu. Der sich zwischen beiden bildende Hof wird außerdem von einem Mammisi (siehe S. 200) und einer Kolonnade mit Räumen für die Priester begrenzt. Dahinter folgen auf eine Vorhalle die eigentlichen Tempelräume, in denen noch der steinerne Sockel für die Barke der Isis zu sehen ist, mit der sie einmal jährlich zu ihrem Gemahl, Osiris, gerudert wurde, der auf einer Nachbarinsel ein Heiligtum besaß. Philae hat aber noch einen weiteren Superlativ zu bieten: Auf dem neben dem Isis-Tempel aufragenden Torbau des Kaisers Hadrian wurde die letzte bekannte Hieroglypheninschrift in Stein geschlagen, sie stammt vom 24. August 394 n. Chr.
Am Ostufer von Philae steht ein unvollendeter Bau aus der römischen Kaiserzeit, der Große Kiosk des Trajan. Diese offenen Bauten, die das Sonnenlicht ungehindert einließen, waren charakteristisch für die griechisch-römische Baukunst in Ägypten
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(c) Interfoto, München
Prachtvolle Wohnungen der Götter
Die Tempel
Die ägyptischen Tempel erinnern in ihrer Funktion an die europäischen Klöster des Mittelalters:
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