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Das alte Haus am Meer

Das alte Haus am Meer

Titel: Das alte Haus am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wentworth
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würde ich nicht darüber reden. Zum Beispiel …«, und jetzt lächelte er wieder mit warmen Augen, »würde ich Dale nichts davon sagen.«
Lisle hatte die Hände im Schoß gefaltet.
»Rafe, du darfst es ihm nicht sagen!«
Er lachte.
»Das heißt wohl, dass du es ihm noch nicht gesagt hast.«
»Natürlich nicht. Ich wollte es auch jetzt nicht sagen, es ist mir herausgerutscht. Rafe, du darfst es ihm nicht sagen. Es würde ihn unsagbar verletzten.«
»Dich könnte es auch verletzen, Kleines. Hast du daran schon mal gedacht?«
Sie fragte: »Wie meinst du das?« und traf seinen Blick, der spöttisch, provozierend, dann wieder spöttisch war.
»Weißt du es wirklich nicht?«
Sie schüttelte den Kopf und blickte auf ihre gefalteten Hände.
Er pfiff leise.
»Du bist wirklich nicht sehr scharfsinnig, mein Schatz. ›Nicht zu aufgeklärt und gerade gut für des Menschen täglich Brot‹, wie es der Dichter Wordsworth sagte. ›Eine tüchtge Frau, perfekt in Warnung, Trost und Weisung.‹ Nur dass Dale hier im Haus die Weisungen gibt, und für die Warnungen bin ich zuständig. Bleibt für dich die süße weibliche Rolle der Trösterin. Und wenn Dale Tanfield aufgeben muss, dann beneide ich dich nicht um diese Rolle. Hast du dir das schon einmal überlegt?«
Lisle sagte: »Ja.«
»Dann würde ich es mir noch einmal überlegen. Ich nehme an, es bestehen kaum Chancen, noch mehr Land an die Regierung zu verkaufen. Also, wenn du alles daransetzt, könntest du vielleicht Robson so weit becircen, dass er genügend Geld locker macht, um Tanfield noch eine Generation lang zu halten. Dann wäre Frieden.«
Sie hob die Augen, aber er sah sie nicht an. Er lehnte sich nach vorne, hatte die Ellbogen auf den Knien, das Kinn in die Hand gestützt und blickte auf den Teppich, den sein Vater aus China mitgebracht hatte.
»Ich kann mich nicht gut genug verstellen«, sagte sie.
»Ich habe es versucht, aber es hat keinen Sinn, er durchschaut mich einfach.«
Seine Augenbrauen gingen in die Höhe, der Knick darin wurde sehr deutlich.
»Du bist ja auch nicht gerade besonders undurchschaubar.« Er sagte es gedehnt.
»Du weißt nicht, wie sehr ich mich bemüht habe.«
Jetzt zog sie auch eine Schulter in die Höhe.
»Mein armes, unbedarftes Kind. Bist du wirklich so einfältig wie du klingst? Man kann sich nicht bemühen zu lieben, zu hassen oder aufzuhören zu lieben oder zu hassen, und man kann auch nicht verhindern, dass andere sehen, dass man liebt oder hasst. Robson liest wahrscheinlich in dir wie in einem offenen Buch, und Dale genauso. Und da das so ist, solltest du lieber auf die Warnung des Zigeuners hören.«
»Rafe!«
Er beugte sich vor, zog ihre Hände auseinander und hielt sie mit den Handflächen nach oben. Sie waren kalt und zitterten.
»Ein dunkler Mann und eine blonde Frau …«
Lisle zwang sich zu einem Lachen.
»Das ist eine Kaffeesatz-Wahrsagerei. Wenn man aus den Händen liest, sucht man die Lebenslinie und die Herzlinie und solche Sachen.«
Seine Finger umschlossen ihr Handgelenk fester, und es kam ihr vor, als wären sie stärker als Dales, obwohl sie so schlank waren.
»Etwas absolut Schreckliches wird passieren, wenn du den Zauber durchbrichst und redest. Da ist ein dunkler Mann und eine blonde Frau und Hochzeitsglocken und ein knappes Entkommen und dann … was ist das? Oh, eine Reise, eine lange Seereise. Du überquerst den Ozean, reist zum anderen Ende der Welt.«
»Das werde ich nicht«, sagte Lisle. Sie versuchte, ihm ihre Hände zu entziehen.
»Du solltest es tun, es wäre das Beste. Außerdem ist es in deiner Hand zu lesen.«
Sie blickte auf und begegnete einem Blick, den sie nicht deuten konnte. Er war spöttisch, aber auch noch etwas anderes. Impulsiv fragte sie:
»Gibt es eine dunkle Frau in meiner Hand?«
»Du willst eine dunkle Frau? Die kannst du haben. Sie kann einer der Gründe für die Seereise sein.«
Lisle errötete heftig. Mit einem Ruck versuchte sie, ihre Hände freizubekommen.
»Rafe, lass los. Ich mag das nicht. Lass mich los!«
Er ließ sie sofort los. Sie stand auf und atmete ein paarmal lang und ungleichmäßig, während er sich zurücklehnte und sie beobachtete. Sie hatte sich sehr zusammengenommen, doch jetzt hatte sie sich nicht mehr unter Kontrolle.
»Warum sagst du so etwas? Willst du, dass ich gehe?«
»Ich halte es für gut.«
»Ein nettes Familientreffen.«
Sie sagte mit versagender Stimme.
»Ich habe keine Familie.«
»Cousins können reizend sein. Du hast doch mal Cousins erwähnt. Sie

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