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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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durch, und Fiona sah in das gar nicht entspannte Gesicht eines Jungen, mit dem sie irgendwann einmal im Bett gewesen war.
    »Hi«, sagte sie und versuchte, neutral zu klingen, bis ihr sein Name wieder einfiel. Und was sie geredet hatten.
    »Bevor du fragst, was ich hier mache, ich kenne Astrid«, sagte er. Er klang zickig.
    Jetzt wusste sie es wieder. Jan. Aus Berlin, achtundzwanzig Jahre alt. Kunststudent oder vielleicht schon fertig, man wusste es bei den deutschen Studenten nie so genau. Machte in Edinburgh irgendwas an der Uni, sie hatte es natürlich vergessen. Er war hübsch; das war vermutlich der Grund, warum sie mit ihm gegangen war. An seinem überbordenden Charme konnte es nicht gelegen haben, es sei denn, er gab sich gerade ganz anders als bei ihrem letzten Treffen.
    »Ja, ja, aus Berlin, richtig?«, erwiderte Fiona, nur um etwas zu sagen.
    »Ich habe dort eine Ausstellung für sie organisiert. Schon vor drei Jahren.«
    »Habt ihr euch schon begrüßt?«
    »Schon vor Stunden. Ich habe sie vom Flughafen abgeholt.«
    »Wie schön.«
    »Ja.«
    Nervöses Schweigen, bis endlich jemand mit dem Sekt vorbeikam. Fiona leerte ihr Glas in einem Zug und ließ sich eilig nachschenken.
    »Du hast mich nie angerufen.«
    Einer von der Sorte also. Sie dachte angestrengt nach, wie der Abend mit ihm verlaufen war. Wo hatten sie sich kennengelernt? Wahrscheinlich auf einer Vernissage? Nein, in der Galerie. Sie hatten sich lange über Neo Rauch und Daniel Richter unterhalten. Neo Rauch fand er nicht schlecht, aber Daniel Richter liebte er heiß und innig, worüber sie sich dann ausführlich gestritten hatten. Was ihn dazu veranlasst hatte, sie zum Abendessen einzuladen. Etwas ungeschickt und verschämt, aber genau das hatte sie an ihm gereizt. Groß, schlank, kurzes dunkles Haar, etwas blass, eine große Hornbrille, wie sie Jarvis Cocker trug, aber sonst nicht mehr so viele, außer offenbar Kunststudenten aus Berlin.
    Sie waren zu »Valvona and Crolla« gegangen, und Jan war richtig begeistert gewesen, dass Berlin ihre Geburtsstadt war. Natürlich hatte er ihr Berlin zeigen wollen, sie war ja noch nie wirklich dort gewesen, und nach einigen Flaschen Wein, die der Ärmste tapfer bezahlt hatte, waren sie in seiner Wohnung gelandet, hatten miteinander geschlafen, er hatte ihr seine Telefonnummer gegeben, weil Fiona niemandem ihre Telefonnummer gab, und sie hatte wahrscheinlich gesagt, sie würde ihn anrufen, weil sie das immer sagte.
    »Ach, ich hab mein Handy verloren und musste eine neue Karte beantragen.« Ihre Standardausrede. Sie rangierte auf ihrer Ausredenliste weit vor »Ich hatte so viel um die Ohren«.
    »Hm. Was hast du jetzt für eins?«
    Sie sah ihn verwundert an. »Was meinst du?«
    »Dein Handy. Du hast doch ein neues. Was für eins? Welcher Hersteller?«
    Seltsamer Typ. Sie hatte gut daran getan, ihn nie anzurufen. »Ich weiß nicht. Ich achte nicht auf so was. Du hättest mich ja in der Galerie besuchen können«, wechselte sie das Thema.
    Er sah sie lange an. Sie wurde ungeduldig, trank ihr Glas leer, sah sich um, wo sie Nachschub bekommen könnte.
    »Ich war da.«
    »Bitte?«
    »Die Galerie. Ich war da.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Hat mir keiner was von gesagt. Mit wem hast du gesprochen?«
    »Ich war nicht drin. Ich saß im Café gegenüber und habe dich beobachtet.«
    Entweder war dieser Jan vollkommen durchgeknallt, oder er machte sich über sie lustig. Sie lachte, wenn auch etwas unsicher.
    »Nein, wirklich. Nicht jeden Tag, und auch nicht von morgens bis abends, aber ich war da. Ein-, zweimal jede Woche. Du hast aber nie rübergeschaut.«
    »Ich wusste doch nicht, dass du da warst.«
    Wieder sah er sie lange an, ohne etwas zu sagen. Sie hatte Angst, dass er als Nächstes etwas wie »Ich dachte, du spürst, dass ich da bin« faseln würde. Deshalb sagte sie: »Ich muss meine Freundin suchen. Ich hab sie irgendwo verloren.«
    Er hielt sie am Arm fest. »Sie ist mit Astrid nach hinten gegangen. Bestimmt unterhalten sie sich und wollen nicht gestört werden.«
    Sie versuchte, seinen Arm abzuschütteln, aber er ließ nicht los. »Ich brauch noch was zu trinken.«
    Jan nahm ihr das Glas aus der Hand. »Ich hol dir was.«
    Er verschwand in der Menge, und sie sah sich nach jemandem um, den sie kannte. Sie kannte sonst immer die meisten Leute, die Szene in Edinburgh war überschaubar. Nur wollte es der Zufall, dass sie gerade umringt war von fremden Gesichtern. Einen Mann, der in der Nähe des Eingangs stand,

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