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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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hübsche Frau, die allerdings dasselbe Problem wie Patricia hatte: so gut wie keine weiblichen Rundungen. Trotzdem wirkte sie auf Männer und war sich dieser Wirkung auch bewusst. Sie wirkte kompetent und selbstsicher, als wüsste sie immer ganz genau, was sie tat und wie sie es tat. Und mit Sicherheit konnte sie sich abends in ihr Bett legen und einschlafen, ohne zu grübeln, ohne Albträume, ohne sich noch einmal gedanklich durch den Tag zu quälen und ununterbrochen zu fragen, ob sie alles richtig gemacht hatte, ob sie hübsch genug war, ob die anderen sie noch mochten. Isobel Hepburn hatte definitiv das bessere Los gezogen. Sie war zu beneiden.
    Am Ende der Woche hatte Fiona den Verdacht, dass Sergeant Hepburn die Treffen mit ihr genoss. Hoffentlich entwickelte sie sich nicht auch zu einem dieser Groupies, die Fiona so herrlich exzentrisch fanden, dass sie einfach alles über sie wissen wollten. So wie Mòrag. Obwohl sie die Polizistin anders einschätzte. Aber eine gewisse Faszination schien es zu geben, denn ihre Gespräche rutschten immer wieder ins Private. Nicht, dass Isobel viel über ihr eigenes Liebesleben verraten hätte. Aber manchmal blitzte etwas durch, dann sagte sie: »Das kenn ich gut«, oder »Es ist aber auch immer dasselbe mit diesen Kerlen«. Aber die Fragen, die sie Fiona stellte, gingen (vermutlich) über normales Polizeiinteresse hinaus.
    »Sie sorgen sich also wirklich um mich?«, fragte sie sie, als sie am Montagnachmittag wieder auftauchte.
    »Sie sind leider immer noch meine einzige Verdächtige. Mit einem Motiv und ohne ein allzu verlässliches Alibi. Ihre Tante hat auch kein wirkliches Alibi, aber da fiele mir kein Motiv ein. Und selbst wenn ich davon ausginge, dass Sie das Opfer hätten sein sollen: Jeder aus Ihrem Bekanntenkreis kann mir sehr genau sagen, was er am Sonntagabend gemacht hat. Was soll ich also tun?« Ihr Lächeln verriet sie.
    Fiona faltete die Hände. »Weitersuchen?«
    »Der Detective Inspector, der ebenfalls an dem Fall arbeitet, ist übrigens der Meinung, es sei keine Beziehungstat gewesen, sondern eine Zufallstat. Er tippt auf einen Vergewaltiger, der überrascht wurde oder gegen den sich Mòrag zu sehr gewehrt hatte. Er tötete sie, um sie als Zeugin unschädlich zu machen.«
    Fiona nickte nachdenklich. »Das könnte doch sein?«
    »Ja, das könnte sein«, sagte Isobel. Sie zeigte mit dem Daumen auf die Tür. »Gehen Sie mit mir einen Kaffee trinken?«
    »Bin ich doch nicht mehr verdächtig?«
    »Ich wüsste nicht, was das damit zu tun haben sollte. Ich will nur Kaffee trinken« Isobel zuckte die Schultern. »Es könnte sein, dass Sie Ihre Freundin getötet haben. Und es könnte sein, dass jemand Sie töten will. Es läuft alles super. Wird schon.«
    Fiona lächelte. »Sie zahlen.«
    Der Anruf kam, als die beiden Frauen sich gerade hingesetzt hatten.
    »Fiona, ich komme heute spät abends nach Edinburgh. Hast du Zeit?«, fragte Ben.
    »Du hast die Ergebnisse?!«
    »Nicht am Telefon. Ich werde Patricia mitbringen.«
    »Was ist rausgekommen?«
    »Rede ich chinesisch? Nicht am Telefon!« Sie hörte nur noch unverständliches Gemurmel, dann war alles still. Er hatte aufgelegt. Sie drückte auf die Rückruftaste. Mailbox. »Danke auch…«, fluchte sie.
    »Soll ich dabei sein?«, fragte Isobel.
    Fiona schüttelte den Kopf. »Geht schon.« Fiona war den Tränen nahe und zitterte zu stark, um es noch verstecken zu können.
    »Ich glaube, Sie brauchen dringend jemanden, von dem Sie wissen, auf welcher Seite er steht.«
    »Und auf welcher Seite stehen Sie?«
    Isobel lächelte nur. Dann stand sie auf und ging.

16.
     
    Sie saßen zu dritt in der Küche von Fionas Wohnung. Patricia, Fiona und er. Zwei gespannte Augenpaare starrten ihn an, und ihm war fast schlecht, weil er keine Ahnung hatte, was heute Abend kommen würde.
    »Ich habe den Umschlag noch nicht geöffnet…Wie ist es, bist du bereit?«
    Fiona nickte. Er riss den weißen Din-A4-Umschlag auf. »Das hier ist die Vergleichsprobe von Andrew Chandler-Lytton und dir. Er ist nicht dein Vater.«
    Gute Nachricht? Schlechte Nachricht? Ben hatte keine Ahnung, was das für Fiona bedeutete. Sie saß einfach da und sagte nichts.
    »Ich habe noch Patricia und dich testen lassen.« Er nahm einen zweiten Bogen aus dem Umschlag und las das Ergebnis. Diesmal rang er um Fassung. »Ihr seid ebenfalls nicht verwandt.«
    Fionas Stöhnen ging ihm durch Mark und Bein. Patricia legte den Arm um sie.
    »Lasst uns überlegen, was das

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