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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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bedeutet«, sagte Patricia. »Dass dieser Chandler-Lytton dein Vater ist, war ja nur eine Möglichkeit, aber keine Sicherheit, von der wir ausgegangen sind. Nicht wahr?«
    Fiona sagte nichts, also antwortete Ben. »Ich habe ihm ein Album mit Fotos von Ihrer Schwester gezeigt. Oder vielmehr, ich habe so getan, als hätte ich es zufällig dabei, und er wollte es sich ansehen. Ich hatte den Eindruck, dass er sie wiedererkannt hat. Aber er nannte sie Tori. Deshalb wollte ich eine Probe von Ihnen. Zur Sicherheit.«
    »Das war dann wohl nichts«, seufzte Patricia. »Aber Victoria hatte sich als Kind immer Tori nennen lassen. Es gab eine andere Victoria in ihrer Klasse, die Vicky genannt wurde und mit der sie auf keinen Fall verwechselt werden wollte. Sie hatte immer…«
    »Hey«, fiel ihr Fiona ins Wort. »Es geht hier um mich! Erst ist mein Vater nicht mehr mein Vater, und keiner weiß, wer es wirklich ist, und dann habe ich nicht einmal mehr eine Mutter! Bin ich überhaupt mit irgendjemandem auf dieser Welt verwandt?« Wütend warf sie den Küchentisch um und rannte in ihr Zimmer. Patricia und Ben sprangen erschrocken auf, starrten ihr nach.
    »Lassen wir sie ein paar Minuten«, sagte Patricia. Ben half ihr, die Küche wieder in Ordnung zu bringen.
    »Fiona«, sagte er leise, als er in ihr Zimmer kam. Fiona lag bäuchlings auf ihrem Bett und starrte auf den Bildschirm ihres Laptops. Sie surfte ziellos auf der Seite eines Modedesigners herum. Tränen hatten ihren Mascara aufgelöst und im Gesicht verteilt. Es sah sogar irgendwie hübsch aus, irgendwie sexy. Super Timing, um an Sex zu denken, schalt sich Ben. »Fiona, ich kann es mir nicht erklären. Aber wir finden nur etwas heraus, wenn wir versuchen, diese verlorenen Jahre, wie du sie nennst, zu rekonstruieren.«
    »Roger nennt sie so, nicht ich!« Sie warf ein Kissen nach ihm.
    »Ich kann auch gehen«, sagte er ruhig.
    Fiona vergrub ihr Gesicht in der Bettdecke. »Das ist mir alles zu viel im Moment. Lass mich.«
    Ben schloss leise die Tür und ging zurück in die Küche.
    »Sie hat was eingenommen, oder?«, fragte Patricia.
    »Wahrscheinlich.«
    »Wenigstens wird sie dadurch ruhiger, und wir können mit ihr reden.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie mir alles gesagt haben, was Sie über Andrew Chandler-Lytton wissen?«
    »Andrew…« Der Name schien in ihr etwas angestoßen zu haben. »Seit sie mir Roger ausgespannt hatte, waren wir kaum noch in Kontakt. Aber mit unseren Eltern hat sie gesprochen, sie lebten damals noch. Nach ihrer Trennung von Roger und bevor sie aus unserem Leben verschwand, sprach sie häufiger von einem Andy. Das weiß ich von unseren Eltern. Andy war derjenige, der sie beriet, was ihre Auslandspläne anging. Was für ein Mann ist dieser Andrew Chandler-Lytton eigentlich?«
    Ben fasste zusammen: Medizinstudium in London, Promotion in Manchester, danach war er ein paar Jahre an einer Klinik in Oldham. Mitte der siebziger Jahre ein Wechsel zum Militär. Eine Station: Berlin. 1980 wieder England, Wechsel vom praktizierenden Arzt in die Forschung. Genauer gesagt: Stammzellenforschung. Aufstieg zum Leiter des Labors in der Nähe von Cambridge, das später von ImVac geschluckt wurde. Von da an beständig die Karriereleiter im Konzern hinaufgeklettert.
    Ben überlegte kurz, ob er ihr von Cedrics Verdacht erzählen sollte: dass Chandler-Lytton heimlich ein Labor betreibe, das künstlich gezeugte Embryonen untersuchte, um festzustellen, ob sie die von den Eltern gewünschten Erbinformationen trugen. Irgendjemandem muss ich vertrauen, dachte er, und wer weiß, vielleicht bringt mich die eine Sache bei der anderen auch weiter.
    »So etwas soll Chandler-Lytton machen?«, fragte Patricia skeptisch. »Aber warum?«
    »Weil er finanzkräftige Freunde mit sehr genauen Vorstellungen hat, was ihren Nachwuchs angeht? Es ist ein sehr lukratives Zubrot. Designerbabys auf Bestellung. Papas blaue Augen, die roten Haare der Großmutter. Technisch möglich ist es längst. Chandler-Lytton würde lediglich einen Markt bedienen.«
    Sie hatten nicht gehört, wie Fiona zurück in die Küche gekommen war. Ben zuckte zusammen, als sie sagte: »Vielleicht bin ich so ein Designerbaby?« Sie war viel ruhiger als noch vorhin. »Ich, ein Designerbaby. Das leider doch nicht so wurde, wie es sich die Eltern vorgestellt haben. Oder warum hätte sich meine Mutter sonst umgebracht?«
    Patricia schüttelte heftig den Kopf. »Als du geboren wurdest, gab es das noch gar nicht.«
    »Falsch«,

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