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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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die Adresse, sagte, er würde auf der Straße warten. In zehn Minuten wäre ein Wagen bei ihm, hieß es. Bis dahin konnte die Polizei längst hier sein. Ben sah sich weiter im Haus um, öffnete alle Türen. In einem Raum fand er mehrere Monitore: das Herzstück der Überwachungsanlage. Sie waren ausgeschaltet. Wenn die Monitore ausgeschaltet waren, war es dann auch die Alarmanlage? Er sah sich in dem Raum um, fand einen Kasten, der nach Alarmanlage aussah: vom Strom genommen. Polizei würde keine kommen.
     
    Ben ging in den ersten Stock und sah sich in den Schlafzimmern und den Badezimmern um. Sie waren ordentlich aufgeräumt. Vielleicht zu ordentlich. Als er die Schränke öffnete, fand er sie leer: Chandler-Lytton hatte sich aus dem Staub gemacht. Und Ben hatte ihn mit seiner Schnüffelei vertrieben. Nur leider mit der falschen Schnüffelei. Cedric Darney würde ihn umbringen. Oder nein. Cedric Darney würde ihn umbringen lassen.
     
    Sein Geld hatte man ihm gelassen. Wenigstens bekam er in dieser Hinsicht keinen Stress mit dem Taxifahrer. Aber der Mann nervte ihn wegen der blutenden Kopfwunde. Ob er ihn nicht besser in die Notaufnahme bringen sollte. Ob er in eine Schlägerei geraten war. Ob die Polizei verständigt werden musste. Ben wusste nicht, was er tun sollte, um dem Fahrer die offensichtliche Angst, die er vor Ben hatte, zu nehmen. Er zeigte ihm eine Zehn-Pfund-Note, um zu signalisieren, dass er auf jeden Fall sein Geld bekommen würde. Der Fahrer beruhigte sich etwas.
    Sie sahen die braunen Rauchwolken schon von Weitem. Die aufgehende Sonne gab dem Ganzen einen unwirklichen Glanz. Wenige hundert Meter später wurden sie von einer Straßensperre aufgehalten. Ben stieg, so schnell es ihm sein schmerzender Kopf erlaubte, aus dem Taxi und starrte hinunter zur Küste, wo das ImVac-Gelände war: Das Hauptgebäude stand in Flammen. Es brannte aus allen Stockwerken, auf allen Seiten. Ben zählte acht Feuerwehrwagen, sechs Streifenwagen und drei Rettungswagen, aber er konnte von seiner Position aus längst nicht das gesamte Gelände einsehen. Sirenen waren zu hören, weitere Rettungswagen waren unterwegs zum Gelände, einer fuhr gerade weg, dann sah er Verstärkung für die Feuerwehrleute.
    »Was ist passiert?«, fragte er einen der Polizisten, die die Straße absperrten.
    »Ich darf Ihnen nichts…«, begann der Mann.
    »Ich arbeite da!«, rief Ben. »Los, sagen Sie schon.«
    »Na, Sie sehen ja selbst. Es brennt.«
    »Einfach so?«
    Der Polizist zuckte die Schultern. »Ich kann Ihnen wirklich nicht mehr sagen.«
    Er musste auch nicht mehr sagen. Er hatte den Satz noch nicht richtig beendet, da explodierten die Laborgebäude. Gleichzeitig. Um jedes der Gebäude bildete sich eine riesige Staubwolke, dann fielen sie krachend in sich zusammen.
    »Bomben!«, schrie der Taxifahrer fassungslos. »Das ist ein Terroranschlag!«
    Wohl kaum. Vor allem, wenn man wusste, wie gut das ImVac- Gelände gesichert war. Niemand konnte dort hineinspazieren und mal eben das Dynamit für eine genau geplante Sprengung anbringen. So sauber, wie die Gebäude in sich zusammengefallen waren, handelte es sich um eine kontrollierte Sprengung. Und die erforderte Planung. Genaue Kenntnisse des Geländes. Zugang zu den Gebäuden. So etwas konnte nur jemand machen, der sich bei ImVac auskannte. Und der nicht alleine war. Der von innen kam.
    Ben hörte, wie im Streifenwagen aufgeregt geredet wurde. Der Polizist, der an der Straßensperre stand, rannte zu dem Wagen und klinkte sich in die Diskussion ein. Dann ging der Taxifunk los, und der Fahrer riss die Tür auf, um zuzuhören. Anschließend trabte er zu dem Streifenwagen und sprach aufgeregt mit den Polizisten. Er zeigte auf Ben. Es dauerte keine Minute, da lag Ben auf dem Boden und fühlte, wie sich die Handschellen um seine Handgelenke schlossen.
    »Was zum Teufel…? Was hab ich getan?«, rief er.
    Der Taxifahrer antwortete ihm: »Jungchen, ich glaub vielleicht an Ufos, aber nicht an Zufälle. Das Haus, vor dem ich dich abgeholt hab, ist gerade in die Luft geflogen. Genau wie die Dinger da unten. Nee, wirklich, ich glaub nicht an Zufälle.«

18.
     
    Sie war schon mal in so einer Klinik gewesen, aber das war Jahre her, und damals war es auch eher zum Spaß. Irgendwie hatte sie es lustig gefunden zu sagen: »Ich geh dann mal zwei, drei Wochen in die Klinik.« Und die anderen hatten gesagt: »Ja, hey, da bekommst du die Drogen jeden Morgen auf dem Frühstückstablett, wie cool ist das denn?«

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