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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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und sagte Worte der Macht, der Freien Magie, die ihren Mund erschütterten, ihre Zähne klappern und ihre Zunge brennen ließen, sobald sie sie aussprach.
    Der Dunst teilte sich und offenbarte eine Reihe von Wasserfällen, die sich in scheinbar unendliche Schwärze ergossen. Sabriel sprach noch einige Worte und deutete mit ihrem Schwert nach rechts und links. Ein Pfad erschien, der den Wasserfall teilte wie ein Finger weiche Butter. Sabriel schritt diesen Pfad entlang; das Wasser stürzte zu beiden Seiten herab, ohne ihr etwas anhaben zu können. Hinter ihr schloss die Dunstwand sich wieder. Als Sabriel den nächsten Schritt wagte, verschwand der Pfad.
    Die Zweite Zone war gefährlicher als die Erste. Hier befanden sich außer der allgegenwärtigen reißenden Strömung auch noch tiefe, alles verschlingende Löcher. Das Licht war ebenfalls schlechter. Es war nicht die völlige Dunkelheit, die man am Ende der Wasserfälle erwartet hätte, wohl aber eine andere Art von Grau, das verschwamm und es schwer machte, weiter zu sehen, als man greifen konnte.
    Sabriel setzte ihren Weg vorsichtig fort und tastete sich mit ihrem Schwert vorwärts. Es gab einen leicht zu folgenden Pfad, den viele Nekromanten und einige Abhorsen kartiert hatten, wie Sabriel wusste. So gut aber war ihre Erinnerung daran nicht, als dass sie es gewagt hätte, ihre Schritte zu beschleunigen.
    Unentwegt suchten ihre Sinne nach dem Geist ihres Vaters. Er war irgendwo im Tod, davon war sie überzeugt. Es gab eine kaum merkbare Spur von ihm, nicht viel mehr als eine anhaltende Erinnerung. Doch er war dem Leben nicht so nahe. Sie würde weitergehen müssen.
    Das Zweite Tor war im Grunde ein gewaltiger Schacht, wenigstens zweihundert Schritt breit, in den das Wasser wie in den Abfluss eines Schlucklochs sank. Doch im Gegensatz zu einem normalen Abfluss war es in den Untiefen gespenstisch still, und bei dem trüben Licht konnte es geschehen, dass man den Rand nicht rechtzeitig sah. Bei diesem Tor war Sabriel stets besonders vorsichtig – sie hatte schon sehr früh gelernt, den Luftzug an ihren Waden zu spüren. Sobald dies der Fall war, machte sie einen langen Schritt zurück und versuchte sich auf den lautlos tobenden Strudel zu konzentrieren.
    Ein schwaches Plätschern veranlasste sie, sich umzudrehen, wobei sie mit dem ausgestreckten Schwert einen Kreis beschrieb. Die Klinge traf Totes Geistfleisch. Ein Wut- und Schmerzensschrei zerriss die Stille. Fast wäre Sabriel vor Schreck zurückgesprungen, fing sich jedoch und blieb stehen. Das Zweite Tor war zu nahe.
    Das Ding, das sie getroffen hatte, wich zurück. Sein Kopf hing von einem fast völlig durchtrennten Hals. Es sah entfernt menschlich aus, zumindest auf den ersten flüchtigen Blick, besaß jedoch Arme, die bis unterhalb der Knie ins Wasser hingen. Sein Kopf, der nun auf eine Schulter gekippt war, war länger als seine ganze Gestalt und offenbarte ein Maul mit mehreren Zahnreihen. Statt Augen schienen Kohlen in den Augenhöhlen zu brennen – ein Merkmal der Tieftoten von jenseits des Fünften Tores.
    Die Kreatur knurrte, hob ihre krallendünnen Finger aus dem Wasser und versuchte ihren Kopf auf dem fast gänzlich durchtrennten Hals aufzurichten.
    Sabriel hob erneut das Schwert und beförderte den Kopf und die rechte Hand mit einem Hieb ins Wasser. Beide Teile trieben kurz auf der Oberfläche. Der Kopf heulte und die Augen starrten Sabriel hasserfüllt an. Dann wurde er in den Wirbel des Zweiten Tores gesogen.
    Der kopflose Körper blieb noch kurz stehen, bis er vorsichtig, die linke Hand ausgestreckt, seitwärts zu treten begann. Sabriel beobachtete ihn und überlegte, ob sie das Wesen mit Saraneths und Kibeths Hilfe auf den Weg in den endgültigen Tod senden sollte. Doch der Einsatz der Glocken würde alles Tote zwischen dem Ersten und mindestens dem Dritten Tor alarmieren, und das wollte sie nicht.
    Das kopflose Ding tat einen weiteren Schritt und fiel seitwärts in ein tiefes Loch. Dort lag es zappelnd und schlug mit den Armen aufs Wasser. Doch es konnte sich nicht hochziehen und geriet nur noch tiefer in die volle Gewalt der Strömung, die es schließlich erfasste und in den Strudel des Tores schmetterte.
    Wieder sprach Sabriel einige Worte Freier Magie, die sie schon vor langer Zeit aus dem Buch der Toten gelernt hatte. Der Spruch floss brennend über ihre Lippen und verbreitete ungewöhnliche Hitze an diesem eisigen Ort.
    Rasch beruhigte sich das Wasser des Zweiten Tores. Der Strudel öffnete

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