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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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am Leben zu sein scheint, können wir wohl nichts anderes machen.«
    »Es gefällt mir nicht«, wisperte Touchstone. »Die gebrochenen Steine rauben mir den größten Teil meiner Kraft. Und dass Sabriel den Tod betritt, erscheint mir Wahnsinn. Sie fordert damit das Böse heraus. Wer weiß, was im Tod lauert, so nahe am Tor, das durch die gebrochenen Steine geschaffen wurde? Ganz zu schweigen davon, was in oder um das Reservoir herum lauert.«
    Sabriel antwortete nicht. Sie trat näher an die Schutzraute ihres Vaters heran und studierte die Pole unter dem Wasser. Touchstone folgte zögernd. Er zwang sich zu kurzen Schritten, um das Plätschern und Kräuseln des Wassers so gering wie möglich zu halten.
    Sabriel löschte ihre Kerze, schob sie hinter den Gürtel und streckte ihre Hand offen aus.
    »Steck deinen Degen in die Scheide und gib mir deine Hand«, forderte sie Touchstone in einem Ton auf, der keine Widerrede duldete.
    Touchstone zauderte – seine Linke hielt nur eine Kerze, und ohne Degen fühlte er sich nicht wohl –, aber dann gehorchte er. Sabriels Hand war kalt, kälter noch als das Wasser. Instinktiv griff er fester zu, um ihr ein wenig seiner Wärme zu geben.
    »Mogget, halte Wache!«, befahl Sabriel.
    Dann schloss sie die Augen und stellte sich den Ostpol vor, das erste der vier Schutzzeichen. Touchstone blickte sich noch rasch um; dann machte auch er die Augen zu und wurde kraft Sabriels Beschwörung wie in einen Sog gezogen.
    Schmerz schoss durch seine Hand und den Arm, als er seinen Willen mit dem Sabriels vereinte. Er sah das erste Schutzzeichen nur verschwommen und vermochte sich nicht darauf zu konzentrieren. Die Nadeln, die scheinbar in seine Füße stachen, bohrten sich nun bis zu den Knien empor und verursachten heftige Schmerzen. Doch er verdrängte den Schmerz und konzentrierte sich nur noch auf eines: die Erschaffung einer Schutzraute.
    Schließlich floss das erste Schutzzeichen, das des Ostpols, Sabriels Klinge hinunter und verwurzelte sich am Grund des Reservoirs. Ohne die Lider zu heben, bewegten die beiden sich weiter zum nächsten Pol im Süden.
    Er war noch schwieriger. Sie schwitzten und zitterten, als auch dieses Schutzzeichen endlich glühend entstand. Sabriels Hand war inzwischen heiß und fiebrig, und Touchstones Körper wechselte zwischen Schweißausbrüchen und eisiger Kälte. Eine Woge schrecklicher Übelkeit durchströmte ihn, so dass er sich übergeben hätte, hätte Sabriel seine Hand nicht festgehalten wie ein Falke seine Beute und ihm Kraft verliehen.
    Die Errichtung des Westpols erforderte Ausdauer. Sabriels Konzentration ließ einmal flüchtig nach; deshalb musste Touchstone den Pol ein paar Sekunden allein festhalten. Die Anstrengung ließ ein scheußliches Gefühl in ihm aufkommen, als wäre er schlimm betrunken. Die Welt schien in seinem Kopf zu wirbeln und geriet völlig außer Kontrolle. Dann zwang Sabriel sich wieder zur Konzentration, und der Westpol gedieh unter dem Wasser.
    Am Nordpol verzweifelten sie beinahe. Wie es schien, kämpften sie stundenlang mit ihm; dabei waren es nur Sekunden, in denen er sich ihnen entziehen wollte, sich windend und noch unvollständig. Doch in diesem Augenblick setzte Sabriel die ganze Kraft ihres Verlangens ein, ihren Vater zu befreien, und Touchstone half mit seinem zweihundertjährigen Schuldbewusstsein und seinem Kummer nach.
    Das Schutzzeichen des Nordpols glitt nun leuchtend das Schwert hinunter, und seine Helligkeit, obwohl durch das Wasser gebrochen, wurde immer stärker. Linien von Charterfeuer verliefen von ihm bis zum Ostpol, vom Ostpol zum Südpol und von dort zum Westpol und wieder zurück. Die Raute war vollständig.
    Sofort wurde das schreckliche Gefühl, das die Nähe der gebrochenen Steine verursachte, sehr viel erträglicher. Der stechende Schmerz in Sabriels Kopf war kaum noch vorhanden; auch Touchstone fühlte sich um etliches besser. Mogget reckte sich – seine erste Bewegung, seit er sich um Touchstones Hals geschlungen hatte.
    »Eine gelungene Schöpfung«, sagte Sabriel leise, während sie müde durch halb geschlossene Augen auf die Pole blickte. »Besser als die, welche ich das letzte Mal zu Stande brachte.«
    »Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben«, sagte Touchstone staunend und starrte hinunter auf die feurigen Charterlinien. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er Sabriels Hand noch immer hielt und gebückt stand wie ein Holzsammler mit einer zu schweren Last. Abrupt richtete er sich auf und

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