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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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den Abhorsen dienen.«
    Eine Pfote langte aus dem Rucksack, und eine Kralle drückte in Sams Nacken, jedoch ohne die Haut zu verletzen. Sam zuckte zusammen und fluchte.
    Die Hündin sprang auf den Rucksack und stemmte die Vorderpfoten darauf. Sam stolperte vorwärts und fluchte aufs Neue, gerade als die Hündin sagte: »Niemand wird dich tragen, Mogget, wenn du dich nicht benimmst.«
    »Und du kriegst auch keinen Fisch«, fügte Sam brummelnd hinzu, wobei er sich den Nacken rieb.
    Keine der beiden Drohungen zeigte Wirkung, vielleicht weil Mogget bereits wieder eingeschlafen war. Jedenfalls langte keine krallenbewehrte Pfote mehr aus dem Sack, und auch die sarkastische Stimme des Katers war verstummt. Die Hündin sprang hinunter, Sam zog die Gurte straffer, und sie machten sich auf den Weg.
    Als die Haustür sich hinter ihnen schloss, drehte Lirael sich um und sah, dass Sendlinge sich an jedem Fenster versammelt hatten. Hunderte von ihnen drängten sich dicht aneinander ans Glas, so dass ihre Kapuzengewänder wie die Haut einer gigantischen Kreatur aussah und ihre schwach leuchtenden Hände wie zahllose Augen. Sie bewegten sich nicht, doch Lirael hatte das ungute Gefühl, dass sie ihnen Lebewohl sagten, als rechneten sie nicht damit, die Abhorsen-Nachfolgerin wiederzusehen.
    Der Brunnen befand sich nur dreißig Meter vom Haus entfernt, verborgen unter einem Wildrosengestrüpp, das Lirael und Sam erst entfernen mussten. Alle paar Minuten hielten sie inne, um sich das Blut abzuwischen, denn die Dornen stachen durch die Haut. Lirael fand, dass sie ungewöhnlich lang und scharf waren, aber ganz sicher war sie sich bei ihrer mangelnden gärtnerischen Erfahrung nicht. Die Clayr hatten unterirdische Gärten und riesige, von Charterlichtern erhellte Treibhäuser, in denen sie aber hauptsächlich Gemüse zogen. Es gab nur einen einzigen Rosengarten.
    Sobald das Dickicht beseitigt war, sah Lirael einen runden Deckel aus dicken Eichenplanken von etwa acht Fuß Durchmesser, der fest in einem niedrigen Ring aus weißen Steinen saß. Der Deckel war an vier Stellen mit Bronzeketten befestigt, die aus dem Stein direkt mit dem Holz verbunden waren, so dass keine Vorhängeschlösser benötigt wurden. Im Sonnenschein kaum sichtbare Charterzeichen für das Verschließen schwebten dicht über dem Holz und der Bronze, doch als Sam den Deckel berührte, flammten die Zeichen plötzlich auf.
    Sam legte eine Hand auf eine der Bronzeketten. Er spürte die Zeichen darin, während er den Zauber studierte. Lirael blickte über die Schulter. Sie kannte nicht einmal die Hälfte der Zeichen, doch Sam murmelte mit leiser Stimme Namen, als wären sie ihm vertraut.
    »Kannst du ihn öffnen?«, fragte Lirael. Sie kannte Dutzende von Öffnungszaubern für Türen und Tore und hatte Erfahrung darin, in Räume der Großen Bibliothek der Clayr zu gelangen, die sie nicht hätte betreten dürfen. Doch sie wusste instinktiv, dass sie den Deckel nicht würde öffnen können.
    »Ich glaube schon, dass ich ihn aufbekomme«, antwortete Sam zögernd. »Es ist ein ungewöhnlicher Zauber, und es sind eine Menge Zeichen, die ich nicht kenne. Soweit ich herausfinden konnte, gibt es zwei Möglichkeiten, den Deckel zu öffnen. Eine verstehe ich nicht, aber die andere…«
    Er verstummte, als er die Kette wieder berührte. Charterzeichen stiegen aus der Bronze, um über seine Haut zu wandern, ehe sie ins Holz flossen.
    »Ich glaube, wir sollen auf die Ketten hauchen – oder sie küssen –, aber es muss die richtige Person sein. Der Zauber sagt, ›meiner Kinder Odem‹. Ich weiß nur nicht, wessen Kinder damit gemeint sind. Die Kinder irgendwelcher Abhorsen, nehme ich an.«
    »Versuch es«, forderte Lirael ihn auf. »Vorsichtshalber erst einmal ein Atemhauch.«
    Sam machte ein zweifelndes Gesicht, beugte dann aber den Kopf, holte tief Luft und blies auf die Kette.
    Atemdunst legte sich um die Kette, so dass sie ihren Glanz verlor. Charterzeichen glitzerten und bewegten sich. Lirael hielt den Atem an. Sam richtete sich auf und wich ein wenig zurück, während die Fragwürdige Hündin näher kam und schnüffelte.
    Plötzlich ächzte die Kette laut, und alle sprangen erschrocken zurück. Ein weiteres Glied kam aus dem scheinbar festen Stein, dann noch eins. Die Kette fiel rasselnd herunter. Binnen weniger Sekunden häuften sich sechs oder sieben Fuß der Kette auf dem Boden, so dass dieser Teil des Deckels sich heben ließ.
    »Gut«, lobte die Fragwürdige Hündin. »Mach du

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