Das Amulett der Macht
gut gemeinten Sexismus.«
»Du hast Recht«, räumte er ein. »Es wird nicht wieder vorkommen.«
»Hoffentlich«, sagte Lara. »Nicht genug, dass wir nur nach dem Amulett suchen, wir befinden uns auch in einem Wettlauf: Wir müssen es finden, bevor die uns finden. Oder, wie es in einem Schundroman heißen würde: Wir liefern uns einen Wettlauf mit dem Tod.«
»Vielleicht auch nicht«, meinte Mason. »So lange wir in Ägypten vor ihnen weglaufen, werden sie davon ausgehen, dass einer von uns beiden das Amulett hat. Aber wenn wir im Sudan auftauchen, anstatt nach England zu reisen, werden sie wissen, dass wir noch danach suchen.«
»Warum?«, fragte Lara. »Vielleicht werden sie glauben, dass ich es gefunden habe und als neuer Mahdi über den Sudan herrschen möchte.«
»So funktioniert das nicht«, sagte Kevin. »Man muss ein wahrer Gläubiger sein, um die Rolle des Erwarteten übernehmen zu können, und du und ich, wir sind beide Ungläubige. Sie wissen, dass keiner von uns der Mahdi werden kann, und das heißt, sie wissen, dass keiner von uns unverwundbar sein wird, auch dann nicht, wenn wir das Amulett in unseren Besitz bringen. Und so betrachtet, müssten wir bescheuert sein, die Festung des Mahdis aufzusuchen, wenn wir das Amulett hätten. Nein, der einzige Grund für uns, in den Sudan zu reisen, ist der, dass wir es nicht haben. Weil wir immer noch danach suchen. Das ist die Wahrheit, und was noch wichtiger ist, die Mahdisten werden das als Wahrheit akzeptieren.« Er verstummte kurz. »Oh, ein paar von ihnen werden vielleicht glauben, unsere Reise nach Khartoum sei ein Trick, und versuchen, uns umzubringen, aber ich denke, die meisten von ihnen werden sich damit zufrieden geben, uns zu beobachten und das Amulett für sie finden zu lassen.«
»Wie werden sie erfahren, dass wir es gefunden haben … vorausgesetzt, wir finden es?«
Er hob die Schultern. »Ich bin sicher, sie haben ihre Mittel und Wege.«
»Sie glauben, ich hätte es, aber ich habe es nicht. Demnach sind ihre Mittel und Wege nicht besonders zuverlässig.«
Er zuckte abermals die Achseln.
»Und was machen wir damit, wenn wir es finden?«, fuhr Lara fort. »Wenn jeder weiß, warum wir dort sind, wird die Regierung nicht wollen, dass wir es außer Landes bringen. Und ich weiß nicht, ob ich irgendeiner Regierung so sehr vertraue, dass ich ihr diese Art von Macht aushändigen würde, selbst wenn sie nicht magischer Natur wäre, sondern ihr nur die Macht fanatischen Glaubens inne wohnte.«
»So weit habe ich noch gar nicht gedacht«, gestand Mason. »Ich würde sagen, wir versuchen einen wahrhaft würdigen Mann zu finden und geben es ihm.«
»Da, schon wieder!«, sagte Lara. »Gibt es denn keine wahrhaft würdigen Frauen auf der Welt?«
»Punkt für dich«, sagte er verlegen.
»Und was ist, wenn er – vorausgesetzt es ist doch ein Mann – eher ein Lincoln als ein Sadat ist?«
»Ich kann dir nicht folgen.«
»Was ist, wenn der beste Mensch, den wir finden können, die einzige wahrhaft würdige Person, ein Ungläubiger ist?«
»Dann wird er oder sie nicht unverwundbar oder unsterblich«, antwortete Mason. »Aber er oder sie wird nichtsdestotrotz eine Quelle gewaltiger Macht besitzen. Anders als die Helden in Schundromanen werden sie zwar nicht die Macht haben, anderer Menschen Geist zu umnebeln, aber es wird ganz sicher in ihrer Macht liegen, andere zum Guten zu beeinflussen.«
»Ich weiß nicht«, sagte sie zweifelnd.
»Wo liegt das Problem?«
»Wenn absolute Macht absolut korrumpiert, dann korrumpiert fast absolute Macht fast absolut.«
»Lass uns davon ausgehen, dass derjenige, den wir finden, imstande sein wird, der Korrumpierung zu widerstehen.«
»Gordon war ein frommer Mann, und er wusste es besser«, erinnerte Lara. »Wie zerstört man das Ding eigentlich?«
»Das Amulett von Mareish zerstören?«, wiederholte er, entsetzt beim bloßen Gedanken. »Ich habe mein halbes Leben darauf verwendet, danach zu suchen!«
»Wenn es auch nur die Hälfte dessen ist, was du sagst, wäre es besser, wenn es nie jemand fände – aber da es mir ohnehin nicht vergönnt scheint, davonzukommen, ohne erschossen zu werden, würde ich gern wissen, wie ich die Welt davon befreien kann, wenn ich es finde.«
»Darüber will ich nicht einmal nachdenken«, sagte Mason. »Wir werden es einfach dem besten Menschen geben, den wir auftreiben können.«
»Was ist, wenn wir niemanden finden, dem wir trauen können?«
»Das ist eine sehr zynische
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