Das Amulett der Macht
beiden Männer schauten sie an, als sei sie übergeschnappt.
»Wissen Sie, wer wir sind?«, fragte Gaafar.
»Ich kann anhand Ihres Akzents sagen, dass Sie Sudanesen sind«, antwortete sie. »Ich nahm an, dass Sie Mahdisten seien, aber jetzt …«
»Wir sind Sudanesen«, bestätigte Gaafar. »Und wir möchten nicht, dass der Sudan – und letztlich die ganze Welt – in Blut ertrinkt. Wir kämpfen gegen die Mahdisten.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Lara. »Haben Sie mich nicht gerade nach dem Amulett gefragt?«
»Ja.«
»Dann wollen Sie es also finden.«
»Aber nur, um es zu vernichten « , antwortete Gaafar. »Die Welt braucht keinen zweiten Mahdi! Der nächste könnte noch schlimmer sein!«
Sie musterte die beiden und überlegte, ob sie wohl die Wahrheit sagten.
»Wenn Sie das Amulett zerstören wollen«, sagte sie schließlich, »dann sind Sie damit die Ersten.«
»Es gibt noch mehr von uns«, versicherte ihr Gaafar. »Seit wir erfahren haben, dass Colonel Stewart den Tempel in Edfu aufsuchte, ist es unsere Pflicht, ihn zu überwachen. Er wurde im Laufe der Jahre vollständig erforscht, vermessen und kartographiert, deshalb wussten wir: Wenn jemand von Ihrem Ruf dorthin geht, dann mit großer Sicherheit, um das Amulett von Mareish zu suchen.«
»Es tut mir Leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber deshalb war ich nicht dort. Ich wusste nicht einmal, dass es existiert, und ich habe nichts gesehen, was einem Amulett auch nur ähnelt.«
Gaafar sah sie einen unangenehm langen Moment an. »Ich glaube Ihnen«, sagte er schließlich.
Jetzt war es Hassam, der sie anstarrte. Endlich sagte er: »Sollen wir sie fragen?«
Gaafar schien über die Frage nachzudenken, dann nickte er zustimmend. »Warum nicht«, sagte er. »Wir brauchen ihre Hilfe so sehr, wie Sie unseren Schutz brauchen.«
»Wovon reden Sie?«, wollte sie wissen.
»Lara Croft«, begann Hassam förmlich, »Sie stehen im Ruf, Dinge zu finden, von denen andere sagen, sie könnten nicht gefunden werden. Werden Sie uns helfen, das Amulett von Mareish zu finden?«
»Sie machen Witze, oder?«
Die beiden Männer sahen einander verwirrt an.
Lara deutete auf die Luger. »Sie bitten mich um Hilfe … mit vorgehaltener Waffe?«
Aus der Verwirrung wurde Verlegenheit. »Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, Lara Croft!«, greinte Gaafar.
Hassam reichte ihr unterdessen die Luger, mit dem Griff voran. »Hier, nehmen Sie sie.«
Sie tat es. Und richtete die Waffe auf Gaafar. »Ihr Messer macht mich immer noch nervös.«
Gaafar ließ die Klinge in den Falten seines Gewandes verschwinden. »Jetzt stehen wir mit leeren Händen vor Ihnen«, sagte er. »Wir fragen Sie in aller Bescheidenheit: Werden Sie uns helfen, das Amulett zu finden und es zu zerstören?«
»Warum sollte ich Ihnen trauen?«
»Sie halten unser Leben in Händen. Wir haben Ihnen diese Macht gegeben. Beweist das nicht unsere Ehrlichkeit?«
Lara dachte einen Moment lang nach. Was die beiden auch vorhaben mochten, sie zu töten gehörte nicht dazu, anderenfalls wäre sie bereits tot. Sie beschloss, mitzuspielen, vorerst wenigstens. Wenn sie sich als vertrauenswürdig erwiesen, gut. Wenn nicht, würde sie dafür sorgen, dass sie sich wünschten, sie getötet zu haben. Sie gab Hassam die Luger zurück, ebenfalls mit dem Griff voran. »In Ordnung, ich helfe Ihnen bei der Suche«, sagte sie. »Aber ich kann Ihnen nicht versprechen, es zu zerstören.«
»Aber das müssen Sie!«, sagte Hassam. »Seine Macht ist zu groß, zu gefährlich…«
»Sie müssen eben darauf vertrauen, dass ich das Richtige tun werde, wenn die Zeit gekommen ist. Ich habe Ihnen vertraut, oder nicht?«
Die zwei Männer tauschten Blicke, dann schauten sie wieder zu Lara, und schließlich nickten sie.
»Gut«, sagte sie. »Lassen Sie mich meinen Freund wecken. Er wird uns auch helfen wollen.«
»Nein«, sagte Gaafar. »Wir kennen Lara Crofts Ruf. Über Ihren Freund wissen wir nichts.« Er verstummte kurz. »Sie sind in Gefahr, so lange Sie auf der Amenhotep bleiben. Zu viele Leute wissen, dass Sie hier sind. Wir werden das Boot bald verlassen und unsere Verbündeten treffen. Sie werden mit uns kommen, und wir werden durch die Wüste nach Khartoum reisen. Ihr Freund wird hier auf dem Boot bleiben.«
»Sie machen einen großen Fehler«, sagte Lara. »Mein Freund ist Kevin Mason junior, der Sohn eines Archäologen, der berühmter ist, als ich es je sein werde. Er ist nicht nur in die Fußstapfen seines Vaters getreten, er
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