Das Amulett der Macht
kann wahrscheinlich auch auf das Wissen und die Weisheit seines Vaters zurückgreifen.«
»Nein!«, wiederholte Gaafar schroff. »Vor uns liegen viele Entbehrungen und Gefahren. Sie mögen ihnen gewachsen sein – wir wissen nicht, ob er es ist.«
»Er hat mir das Leben gerettet und alle Gefahren mit mir geteilt«, widersprach Lara unnachgiebig. »Er ist mein Freund. Wie könnte ich ihn hier zurücklassen?«
»Wenn Ihnen sein Wohl am Herzen liegt, lassen Sie ihn auf der Amenhotep bleiben. Sie stimmen mir sicher zu, dass er in weitaus geringerer Gefahr schwebt, wenn er nicht bei Ihnen ist. Sie können ihn wiedertreffen, wenn wir Khartoum erreicht haben, wo wir größere Sicherheit zu gewährleisten imstande sind.«
»Na schön«, sagte sie. »Ich begleite Sie, aber Sie müssen mir wenigstens erlauben, eine Notiz für Kevin zu hinterlassen, damit er weiß, dass ich freiwillig mit Ihnen gegangen bin und nicht entführt wurde – und wo wir uns in Khartoum treffen werden.«
»Einverstanden.«
»Wann brechen wir auf?«, fragte sie.
Gaafar sah kurz zum Ufer hinüber. »Noch zehn Meilen«, sagte er. »Hoffentlich vor Sonnenaufgang.«
»Wir müssen das Boot verlassen, bevor es den Tempel von Abu Simbel erreicht«, ergänzte Hassam. »Wir haben gehört, dass sich dort eine Gruppe von Mahdisten versammelt hat. Sie werden natürlich annehmen, dass Sie an Bord der Amenhotep sind.«
»In Ordnung«, sagte Lara. »Ich gehe jetzt und schreibe eine Nachricht für Kevin.« Sie hielt einen Moment lang nachdenklich inne. »Ich werde ihm sagen, dass er mich im Khartoum Hilton treffen soll.«
Gaafar schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist der erste Ort, den sie im Auge behalten werden.«
»Das einzige andere Hotel, das ich kenne, ist das Aeropole«, meinte Lara. »Wie wär’s damit?«
»Unser Führer sagt nein«, erwiderte Gaafar. »Dort sind zu viele Engländer. Wenn Sie im Hilton nicht auftauchen, werden die Mahdisten als nächstes im Aeropole nachsehen.«
»Okay, ich gebe auf«, sagte Lara. »Suchen Sie einen Treffpunkt aus.«
»Ich werde unseren Führer fragen«, sagte Gaafar.
»Er ist an Bord der Amenhotep? «
»Ja. Ich werde ihn fragen.«
Gaafar ging über das Deck davon und kehrte Augenblicke später zurück. »Er schlägt vor, dass Sie sich mit Ihrem Freund im Hotel Bortai treffen. Dort können wir für Ihre Sicherheit sorgen.«
»Na gut«, sagte sie. Und dann, neugierig: »Bin ich Ihrem Führer schon begegnet?«
»O ja«, versicherte ihr Gaafar. »Omar ist an Bord, seit wir hier sind.«
»Omar«, wiederholte sie und versuchte sich an die Gesichter sämtlicher Passagiere zu erinnern. »Wie sieht er aus?«
»Ich bin inkognito gereist«, sagte eine Stimme hinter ihr, und sie drehte sich nach dem Führer der Anti-Mahdisten um.
Ihr Augen weiteten sich vor Überraschung. Die Sache wird in der Tat interessant, dachte sie.
»Ich bin ebenfalls erfreut, Sie kennen zu lernen«, erwiderte Omar, der Kellner, mit einem amüsierten Lächeln.
9
Es war noch eine halbe Stunde bis Sonnenaufgang, als sie den Fuß auf trockenen Boden setzten und das Rettungsboot hinter sich an Land zogen. Zwei Männer in weiten Gewändern warteten auf sie, von denen jeder drei Kamele an Stricken führte, die an den Halftern der Tiere befestigt waren.
»Ihr habt sie gefunden!«, rief einer der Männer begeistert aus. »Ihr habt Lara Croft gefunden!«
»Ja«, erwiderte Omar. »Sie hat zwar nicht das Amulett, wie wir eigentlich hofften, aber sie hat sich bereit erklärt, uns bei der Suche zu helfen. Jetzt müssen wir nach Khartoum, bevor die Mahdisten uns finden.«
»Wir sind bereit«, sagte der Mann.
Omar schüttelte den Kopf. »Ihr werdet nicht mit uns kommen – nicht gleich jedenfalls.«
Enttäuschung zeichnete sich in den Mienen der beiden Männer ab.
»Es befindet sich ein Engländer an Bord«, fuhr Omar fort. »Sein Name ist …« Er wandte sich an Lara.
»Kevin Mason«, sagte sie.
»Sein Name ist Kevin Mason«, wiederholte Omar. »Er ist ein Freund von Lara Croft, der Sohn eines großen Gelehrten und auch selbst ein ehrwürdiger Gelehrter. Er könnte sich für unsere Suche nach dem Amulett als nützlich erweisen. Ich möchte, dass ihr ihn auf seiner Reise nach Khartoum beschützt.«
»Was sollte ihm denn zustoßen, wenn Lara Croft nicht mehr auf dem Boot ist?«, fragte der andere Mann.
»Die Mahdisten könnten Spitzel an Bord haben. Und sie werden sicher noch mehr schicken, wenn das Boot in Abu Simbel anlegt.
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