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Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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…«
    »Aber was?«
    »Aber ich glaube, Sie halten diese Leute für viel dümmer, als sie es vermutlich sind.«
    »Sehen Sie sich die Leute am Ufer an«, sagte Hassam. »Sie schenken uns keinerlei Beachtung.«
    »Wenn ich vom Ufer aus vier Menschen in einem Boot erschießen wollte, würde ich es nicht vor Hunderten von Touristen tun«, sagte Lara. »Ich würde vom Dach eines Tempels aus feuern oder aus der Deckung eines dieser geparkten Vans.«
    »Wir treiben immer weiter von den Tempeln weg«, sagte Gaafar. »Ich glaube, wenn sie uns erschießen wollten, hätten sie es bereits getan.«
    »Wo sind sie dann?«, wunderte sich Lara.
    »Vielleicht sind sie ja doch nicht hier«, meinte Hassam.
    Sie schüttelte den Kopf. »Eure Informationen waren bisher immer richtig. Warum sollten sie diesmal nicht stimmen? Die Mahdisten wissen seit über einem Tag, dass wir nicht an der Oase gestorben sind.«
    »Ich habe keine Erklärung«, sagte Omar. »Ich bin nur dankbar, dass unsere Informationen falsch waren. Noch drei oder vier Minuten, dann sind wir außerhalb der Schussweite eines Gewehres, und dann wird kein Zweifel mehr daran bestehen, dass sie nicht auf uns gewartet haben.«
    »Haltet die Augen offen«, sagte sie und ließ den Blick übers Ufer schweifen.
    Aber es passierte nichts in den folgenden fünf Minuten, und schließlich begann Lara sich zu entspannen.
    »Sehr merkwürdig«, sagte sie. »Zwischen Assuan und Abu Simbel landen keine Flugzeuge. Ich bezweifle, dass es auch nur Landebahnen für Privatflugzeuge gibt. Der nächste Zug von Kairo nach Khartoum fährt in frühestens einer Woche. Sie müssen wissen, dass wir noch leben und dass uns die einzigen beiden Routen nach Khartoum an Abu Simbel vorbeiführen – die eine zu Land, die andere zu Wasser. Warum also haben sie uns nicht erwartet?«
    »Sie wollten uns nicht vor Zeugen erschießen«, meinte Gaafar.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
     »Nehmen wir mal an, drei bärtige Männer, die zum größten Teil von Gewändern verhüllt sind, wie sie hier alle anderen auch tragen, erschießen vier Menschen in einem Boot und fahren zehn Sekunden später davon. Wie viele Touristen würden überhaupt mitkriegen, was passiert ist, geschweige denn imstande sein, sie zu identifizieren? Die Polizei oder die Armee käme nicht allzu weit, wenn sie im Süden Ägyptens nach drei Männern mit Bärten suchen müsste.«
    »Warum glauben Sie dann, dass sie uns passieren ließen?«, fragte Gaafar.
    »Vielleicht haben sie beschlossen, dass Lara Croft ihre beste Hoffnung ist, das Amulett zu finden, und dass ihre Ermordung kontraproduktiv wäre, wie die Briten sagen«, meinte Omar.
    »Sie haben erst vorletzte Nacht versucht, uns umzubringen«, erwiderte Lara. »Seither hat sich nicht allzu viel geändert.«
    »Sie sind eine sehr argwöhnische Frau«, sagte Gaafar.
    »Und ich lebe noch«, nickte Lara. »Das eine beruht auf dem anderen.«
    Während sie sprach, bemerkte sie ein Kräuseln der Wasseroberfläche, größer als jenes, das ihr tags zuvor aufgefallen war. Sie betrachtete es neugierig, und dann sah sie es an drei weiteren Stellen, nur ein paar Yards entfernt. Und einen Augenblick später sah sie noch etwas anderes.
    »In dieser Gegend gibt es keine Flusspferde mehr, richtig?«, erkundigte sie sich.
    »Das ist richtig«, antwortete Omar.
    »Das dachte ich mir.«
    Unvermittelt zog sie ihre Black Demons, und in weniger als zwei Sekunden hatte sie zwanzig schnelle Schüsse ins Wasser abgefeuert, das sich gleich darauf rot färbte. Vier Leichen, jede in einem Taucheranzug, mit einer Sauerstoffflasche auf dem Rücken und einer Dreizack-Harpune über der Schulter, trieben träge an die Oberfläche.
     »Gelobt seien Wilkes und Hawkins«, sagte sie. »Wer sonst könnte mich mit Kugeln versorgen, die schnurgerade durch fünf Fuß Wasser gehen?«
    »Wer sind diese Männer?«, fragte Hassam, die Toten anstarrend.
    »Flussratten«, sagte Lara und steckte ihre Waffen weg. »Eine plötzlich ausgestorbene Spezies.«
    »Aber warum …?«, setzte Omar an.
    »Sie hatten keine Angst vor Zeugen«, sagte Lara. »Sie hatten Angst, sie könnten uns verfehlen und auf ihre Anwesenheit aufmerksam machen. Diese vier hätten aus kürzester Entfernung auf uns geschossen.« Sie blickte zurück zum Großen Tempel, der kaum noch sichtbar war. »Bringt uns weiter vom Ufer weg«, sagte sie. »Sie können nicht gesehen haben, was geschehen ist. Wenn wir weit genug hinausfahren,

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