Das Amulett der Macht
Khartoum«, sagte Omar. »Ich hoffe, Sie haben die Reise genossen, denn jetzt ist der Moment gekommen, ab dem es gefährlich wird.«
18
Bis zum Hotel Bortai mussten sie drei Blocks laufen. Vor dem Eingang blieben sie stehen, und dann schüttelte Omar den Kopf.
»Es wissen jetzt zu viele Leute, dass Sie im Land sind«, sagte er, »und sie wissen, dass wir das Bortai auch in der Vergangenheit schon benutzt haben.« Er flüsterte Hassam etwas zu. »Hassam geht voraus und besorgt uns Zimmer in einem anderen Hotel, wo wir für Ihre Sicherheit garantieren können. Die meisten Mahdisten wissen nicht, dass wir dort Kontakte haben, also müsste es sicher sein – vor ihnen zumindest und für die paar Tage, die wir hier sein werden, bis Sie das Amulett gefunden haben.«
»Die Suche könnte Monate oder sogar Jahre dauern«, sagte Lara.
»Sie sind Lara Croft«, sagte Gaafar. »Sie werden es schneller finden, als jedermann glaubt.«
»Ich begrüße Ihre Zuversicht«, sagte sie. »Ich hoffe, sie ist nicht fehl am Platze.« Sie wandte sich an Omar. »Wo werden wir absteigen?«
»Im Hotel Arak. Es liegt eine halbe Meile von hier entfernt.«
Sie gingen langsam und taten so, als machten sie einen Schaufensterbummel, um Hassam Zeit zu geben, alles zu arrangieren. Als sie dort eintrafen, erwies sich das Arak als adretter, als Lara es erwartet hatte. Während der Kolonialzeit war es sicher noch schöner gewesen, und das Management hatte alle Anstrengungen unternommen, um es auch während des dazwischenliegenden halben Jahrhunderts des Krieges, der Dürre und der Armut in diesem Zustand zu halten.
Omar ging zum Empfang, nickte dem Hotelangestellten zu und kam kurz darauf mit einer Anzahl von Schlüsseln zurück. Einen reichte er Lara und einen Gaafar.
»Sie werden in einer Suite im zweiten Stock wohnen«, sagte er. »Winston Churchill hat schon dort genächtigt.« Er hielt inne. »Gaafar und Hassam werden auf der einen Seite Ihrer Suite sein, ich auf der anderen.«
Der Fahrstuhl funktionierte nicht – Lara vermutete, dass das schon seit einiger Zeit der Fall war –, und so stiegen sie die gewundene Treppe empor, und dann gingen sie den breiten Flur hinab, bis sie zu ihrer Suite kamen. Sie sperrte die Tür auf und trat ein.
Es gab einen großen Salon mit einer Anzahl von Stühlen und Sofas und, was angesichts der Hitze das Beste war, eine mit Obst und Feigen gefüllte Schale, die auf einem kleinen Tisch stand. Das Schlafzimmer und das Bad lagen linker Hand.
»Ich hoffe, die Unterkunft ist akzeptabel«, sagte Omar.
»Aber ja«, sagte sie. »Kommt herein und nehmt euch ein paar Trauben oder eine Feige.«
Die drei Männer betraten den Salon. Gaafar und Omar schienen unbeeindruckt, aber Hassam fiel die Kinnlade herunter, und Lara hatte das Gefühl, dass dieses Zimmer, so abgewohnt es auch sein mochte, selbst die luxuriösesten Unterkünfte, die er bislang gesehen hatte, in den Schatten stellte.
»Wo wird Kevin wohnen, wenn er eintrifft?«, fragte sie.
»Bevor ich darauf antworte, muss ich, wie ich fürchte, eine taktlose Frage stellen«, sagte Omar unbehaglich.
»Wir sind nur Freunde«, sagte sie. »Ich bin ihm nie begegnet, bevor ich nach Edfu ging.«
»Dann werde ich mein Zimmer mit ihm teilen«, sagte Omar. »Vorausgesetzt, er ist noch an Bord der Amenhotep. «
»Warum sollte er nicht mehr dort sein?«
»Die Mahdisten oder die Lautlosen könnten ihn getötet haben«, antwortete Omar. »Oder er könnte so brillant sein, wie Sie glauben, und herausgefunden haben, wo das Amulett versteckt ist, und von Bord gegangen sein, um es zu bergen.«
»Er weiß nicht, wo es ist«, sagte Lara.
»Sind Sie sich dessen sicher?«
»Der Sudan ist sein Fachgebiet«, erklärte sie. »Trotzdem suchte er in Edfu nach dem Amulett. Das heißt, er hat es hier nicht finden können.«
» Sie werden es finden«, sagte Gaafar überzeugt.
»Er ist der Experte«, entgegnete Lara.
»Aber Sie sind …«
»Ich weiß«, unterbrach sie ihn müde. »Ich bin Lara Croft.«
»Genau.«
»Mit der Zeit wird das zu einer ziemlichen Last«, sagte sie.
»Wo werden Sie mit der Suche nach dem Amulett anfangen?«, fragte Omar.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete sie. »Ich glaube, nach der tagelangen Reiterei auf El Khobar und Nasrullah und dem, was ihr eine Busfahrt nennt, habe ich mir einen freien Abend verdient. Morgen würde ich gern sehen, wo Gordon lebte, wo sein Hauptquartier war, und wenn in der örtlichen Bibliothek oder dem Museum
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