Das Amulett der Macht
Aufzeichnungen von ihm zu finden sind, möchte ich sie lesen.«
»Ich werde alles veranlassen«, versprach Omar. Er wandte sich an Hassam. »Frage Ismail, wann die Amenhotep erwartet wird. Wenn er es nicht weiß, gehst du hinunter zu den Docks und hörst dich dort um.«
Hassam nickte und ging.
»Wer ist Ismail?«, fragte Lara.
»Der Angestellte am Empfang – und mein Vetter«, sagte Omar.
»Beruhigend zu wissen, dass Sie hier einen Mann im Einsatz haben.«
Omar und Gaafar lachten.
»Was ist so komisch?«, wollte sie wissen.
» Einen Mann«, wiederholte Omar. »Hassam hat dafür gesorgt, dass wir jetzt im Arak einige Männer im Einsatz haben. Auf jeder Etage ist mindestens einer sowie zwei in der Küche, um zu gewährleisten, dass Ihr Essen nicht vergiftet wird.«
»Sind das alles Ihre Vettern?«
»Nein«, erwiderte er. »Ein paar davon sind Gaafars.«
»Jetzt weiß ich, warum Sie so überzeugt waren, dass wir im Arak sicher sein würden«, sagte Lara.
»Sie sind nirgendwo sicher«, korrigierte Omar sie. »Denken Sie an Abdul – auch er ist mein Vetter. Sie sind hier nur weniger gefährdet.«
Sie bemerkte, dass Gaafar die Obstschale betrachtete, und forderte ihn auf, sich zu bedienen.
»Die Früchte sind für Sie«, sagte er.
»Ich habe keinen Hunger.«
»Aber Sie werden später hungrig sein.«
»Dann lasse ich mir vom Zimmerservice mehr bringen«, erwiderte sie. »Ich gehe davon aus, dass jemandes Vetter das Obst bringen wird, nachdem ein anderer Vetter sich davon überzeugt hat, dass es nicht giftig ist.«
»Sind Sie sicher?«
»Ich bin sicher. Essen Sie.« Doch dann zischte sie plötzlich: » Haiti «
Sie zog Gaafars Messer aus der Scheide und stieß es in die Obstschale. Es gab ein knirschendes Geräusch, und als sie das Messer wieder hob, steckte ein Skorpion auf der Klinge.
Sie hielt den Skorpion in die Höhe und nahm ihn in Augenschein. »Dieser Bursche ist ein Leiurus quinquestriatus – ein Gelber Mittelmeerskorpion. Ein Stich, und man stirbt innerhalb von fünf Minuten. Er ist kleiner als der Pandinus Imperator, der afrikanische Kaiserskorpion, aber weitaus tödlicher.«
»Woher wissen Sie so viel über Skorpione?«, fragte Gaafar, eindeutig beeindruckt.
»Ich verbringe viel Zeit in der Wüste. Wenn ich nicht wüsste, was gefährlich ist und was nicht, könnte ich dort keine Woche überleben.« Sie gab Gaafars Messer zurück und wandte sich an Omar. »Ich glaube, Sie müssen mehr Vettern anheuern.«
»Nein«, antwortete Omar. »Wir müssen mindestens einen der Vettern eliminieren, die wir bereits haben.« Er wandte sich an Gaafar. »Du weißt, was zu tun ist.«
Gaafar nickte und ging zur Tür.
»Wer es auch ist«, ergänzte Omar, »töte ihn nicht so schnell, dass er keine Gelegenheit mehr hat, dir seine Verbündeten zu verraten.«
Gaafar trat auf den Korridor hinaus und schloss die Tür hinter sich.
»Warum ist derjenige, der den Skorpion hier versteckt hat, nicht einfach vor mich hingetreten und hat mich erschossen?«, überlegte Lara. »Warum der ganze Aufwand? Er hat nicht nur das Risiko in Kauf genommen, dass wir den Skorpion entdecken – die Chance, dass er mich und nicht einen von euch sticht, war nur eins zu vier.«
»Er konnte uns nicht alle vier erschießen, bevor einer von uns ihn getötet hätte«, antwortete Omar. »Und auf diese Weise verbirgt er seine Identität. Wenn der Skorpion versagt, wie es ja der Fall war, dann ist er noch am Leben und kann einen weiteren Anschlag auf Sie unternehmen.« Er schwieg einen Moment. »Und vergessen Sie nicht – Sie zu töten, ist den Mahdisten zwar wichtig, aber es ist nicht ihr oberstes Ziel. Ihre Mission ist es, das Amulett zu finden – der Wettlauf um das Amulett geht also weiter, auch wenn Sie tot sind, und es gereicht den Mahdisten zum Vorteil, wenn sie einen Spion in unserer Mitte haben.«
»Dann müssen wir also mit weiteren indirekten Angriffen rechnen?«
»Das hängt davon ab, wer genau hinter diesen Angriffen steckt«, erwiderte Omar. »Wenn es ein bekannter Mahdist ist hat er keinen Grund, seine Identität zu verbergen oder indirekt vorzugehen. Wenn es ein Verräter ist, wird er alles daran setzen, seine Identität zu verheimlichen. Die Lautlosen allerdings können jederzeit wieder zuschlagen.«
»Das ist sehr beruhigend«, sagte Lara.
»Sie können Ihr Gewand jetzt übrigens ausziehen, wenn Sie wollen«, sagte Omar. »Ich hatte gehofft, wir könnten Ihre Anwesenheit noch ein, zwei Tage verheimlichen, aber
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