Das Amulett der Macht
glaube ich, dass Sie dort sicher sind, so lange Sie in den öffentlichen Räumlichkeiten bleiben.«
»In Ordnung«, sagte Lara. »Wir gehen hin, ich frühstücke, stoße wieder zu euch, während ihr etwas esst, und dann gehen wir und warten auf die Amenhotep. «
»Wir haben schon gegessen«, sagte Gaafar.
»Richtig«, sagte Lara. »Ich vergaß: Dieses Hotel wimmelt von euren Verwandten.« Sie senkte ihre Stimme. »Was hat die Polizei gesagt, als man den Mann fand, den Sie gestern Nacht getötet haben?«
»Man wird ihn nicht finden«, sagte Gaafar.
»Hier gibt es keine Klimaanlage. Auch wenn Sie ihn versteckt haben, morgen wird er nicht mehr besonders gut riechen.«
Gaafar lächelte. »Er ist nicht im Hotel.«
»Wo ist er?«
»Nachdem Sie eingeschlafen waren, ließ ich Hassam als Wache vor Ihrer Tür zurück und ging mit ihm schwimmen.«
»Tote können nicht schwimmen«, sagte Lara.
»Ich weiß.«
»Im Hotelpool oder im Nil?«
»Wir sind mitten in einer Dürreperiode«, antwortete Gaafar. »Im Pool des Arak war das ganze Jahr noch kein Wasser.«
»Und niemand hat gesehen, wie Sie ihn in den Nil geworfen haben?«
»Irgendjemand wahrscheinlich schon«, warf Omar ein.
»Und man hat es nicht gemeldet?«
»Sie können sich gar nicht vorstellen, was nachts alles in den Nil geworfen wird«, sagte Omar. »Das Meiste davon wird nie gemeldet. Gehen wir?«
Er führte sie zur Tür hinaus, und dann liefen sie die halbe Meile bis zu einem weißen Gebäude, das schon bessere Tage und bessere Jahrzehnte gesehen hatte. Eine große Bronzetafel neben der Tür wies es als den Sudan Club aus. Unter dem Namen stand in kleineren Buchstaben: Nur für Mitglieder.
Ein großer, hagerer Sudanese öffnete die Tür.
»Willkommen im Sudan Club, Lara Croft«, sagte er. »Ich hoffe, Sie werden Ihre Mahlzeit hier genießen.«
Lara war überrascht, ihren Namen zu hören, und wandte sich fragend an Omar.
»Auch ein Vetter?«, fragte sie.
»Fast«, antwortete Omar. »Das ist mein Halbbruder Mustafa. Er wird Sie zu Ihrem Tisch führen und auf Sie Acht geben, bis Sie wieder gehen.«
Lara folgte Mustafa durch einen großen Eingang, dann ging es nach links, und sie betraten einen ummauerten Hof. Etwa fünfzehn Frühstücksgäste, bis auf zwei alle männlich und vermutlich allesamt Briten, saßen an verschiedenen, von Sonnenschirmen beschatteten Tischen. Die meisten blickten ihr missbilligend entgegen, als sie eintrat; erst dachte sie, es läge daran, dass man sie für eine Frau ohne Begleitung hielt, doch dann wurde ihr der wahre Grund klar: Es lag an ihrer sudanesischen Kleidung.
Man reichte ihr ein einzelnes Blatt Papier, auf das die Tageskarte mimeografiert war. Sie las und wandte sich dann an den Kellner.
»Ich nehme Porridge, Rührei mit Würstchen und Tee.«
»Keine Würstchen«, sagte der Kellner.
»Haben Sie keine mehr?«, fragte sie. »Was gibt es sonst noch? Speck vielleicht?«
»Kein Speck«, sagte er knapp.
»Lassen Sie mich überlegen. Kommen Sie bitte in ein paar Minuten wieder.«
Der Kellner ging davon, und vom Nebentisch lehnte sich ein weißhaariger Herr zu ihr herüber. »Entschuldigen Sie, dass ich mich einmische, meine Liebe«, sagte er. »Ich habe es zufällig mit angehört. Sie sind Engländerin, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich werde nicht fragen, weshalb Sie so gekleidet sind«, sagte er. »Aber lassen Sie mich Ihnen einen Rat geben: Wenn Sie nach Würstchen oder irgendeinem anderen Produkt aus Schweinefleisch fragen, wird man es Ihnen verweigern und sagen, dass man es nicht habe.«
»Was ist das Geheimnis?«, fragte Lara. » Sie haben Würstchen auf Ihrem Teller, wie ich sehe.«
»Sie müssen nur etwas britisch sprechen«, sagte er lächelnd. »Fragen Sie nach Bangers. Die Leute hier wissen nicht, dass es unser inoffizielles Wort für Würstchen ist. Sie machen die Packung mit den Bangers einfach auf und braten sie. Wahrscheinlich glauben Sie, es sei Rind oder Lamm.«
»Danke«, sagte Lara. »Ich werd’s versuchen.«
Sie bestellte Bangers zu ihren Eiern und bekam sie. Als ihr Frühstück serviert wurde, schloss sie die Augen und genoss es, einen Moment lang einfach nur die Düfte zu atmen, bevor sie zu essen begann. Es mochte zwar sein, dass sie so eine gute Mahlzeit gehabt hatte, seit sie in der Gruft in Edfu festgesessen hatte, aber wenn, konnte sie sich nicht mehr daran erinnern.
Mit Ausnahme des Mannes, der ihr den Tipp gegeben hatte, machte sich keines der anderen Clubmitglieder die Mühe, sich
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