Das Amulett der Macht
Amulett eine Wesenheit mit eigenem Bewusstsein ist. Ein von Dämonen besessenes Artefakt vielleicht.«
»Was es auch ist«, sagte Lara, »und wenn es schon darauf besteht, gefunden zu werden, dann glaube ich, es ist besser, wenn unsere Seite es findet, und nicht die Mahdisten.« Endlich senkte sie ihre Pistole. »Das sollte eigentlich auch in Ihrem Sinne sein. Wenn diejenigen, die gegen die Mahdisten sind, es besitzen, dann werden Sie im Kampf unbesiegbar sein. Die Mahdisten werden Sie weder bezwingen noch Ihnen das Amulett wegnehmen können.«
»Führen Sie mich nicht in Versuchung!«, rief er leidenschaftlich.
»Sie in Versuchung führen?«, wiederholte sie neugierig.
»Das Amulett ist von purer, grenzenloser Macht, und mit absoluter Macht geht absolute Verdorbenheit einher. Nur jene, die im Geiste vollkommen selbstlos und edel sind, können es wagen, das Amulett auch nur zu berühren. Sollten wir das Amulett benutzen, wären wir nicht besser als jene, gegen die wir stehen, genau so, wie die Lautlosen zu verzerrten Abbildern der Mahdisten wurden, die sie ursprünglich bekämpfen sollten.«
Lara blickte ihn für einen langen Moment an. »Sie sind ein ehrenwerter Mann, Abdel el-Dahib«, sagte sie ernst, »aber Sie können mich nicht dazu bringen, mit meiner Suche aufzuhören.«
»Haben Sie schon darüber nachgedacht, was Sie damit tun werden, wenn Sie es wirklich finden?«
»Noch nicht«, erwiderte sie. »Erst einmal muss ich es finden.«
»Zumindest waren Sie ehrlich mir gegenüber«, sagte er. »Und es besteht ja immer noch die Möglichkeit, dass Sie es nicht finden.«
»Irgend jemand wird es finden«, sagte Lara. »Und es sollte jemand von unserer Seite sein.« Sie hielt inne. »Werden Sie versuchen, mich aufzuhalten?«
»Nein«, entgegnete er. »Ich bin kein Mörder. Aber ich kann nicht für meine Verbündeten sprechen.«
»Was werden Hassam oder Omar tun, wenn sie Sie hier finden?«
»Ich weiß es wirklich nicht.«
»Na ja, es bringt nichts, wenn wir das auf die harte Tour herausfinden.« Sie ließ den Blick durch die Suite schweifen. »Warten Sie im Schlafzimmer. Omar und Hassam sind empfindsame Moslems; das Schlafzimmer werden sie nicht unaufgefordert betreten. Wenn wir zum Abendessen gehen, werde ich die Tür nicht zusperren. Dann können Sie verschwinden. Friede sei mit Ihnen, Abdel el-Dahib.«
»Danke, Lara Croft«, sagte er. »Ich möchte meinen Vetter nicht töten, und ich weiß, dass er mich nicht töten will. Setzen Sie Ihre Suche fort, wenn es sein muss, und möge ein gnädiger Allah Sie in die Irre führen.«
Er ging ins Schlafzimmer und schloss die Tür.
Kaum eine Minute später schloss Hassam die Tür zur Suite auf und betrat den Salon.
»Ismail ist selbst gegangen, um die Bücher zu holen«, sagte er. »Er sollte noch in dieser Stunde zurück sein.«
»Gut.« Sie ging zu einem Sofa und setzte sich. »In ein oder zwei Stunden würde ich gerne etwas essen … aber ich habe mein Vertrauen in den Zimmerservice dieses Hotels verloren.
Warum gehen wir nicht wieder in dieses Restaurant, wo wir heute Mittag etwas getrunken haben? Das hat gut ausgesehen.«
Hassams Gesicht hellte sich auf. »Sie meinen das Al Bustan?«
»Genau das.«
»Dann gehen wir da hin – wenn Omar einverstanden ist.«
»Im Gegensatz zu seiner eigenen Überzeugung kontrolliert Omar nicht mein Leben«, sagte Lara unverblümt. »Er kann essen, wo er will. Ich gehe ins Al Bustan.«
»Gute Wahl«, sagte Mason, während er durch die Tür kam und den Salon betrat. »Ich habe dort schon mal gegessen. Probier das Brathähnchen.«
»Kevin!«, rief sie, ging zu ihm und umarmte ihn. »Ich habe nicht mal gehört, wie die Tür aufging.«
»Ich werde besser, was diesen Agentenkram angeht«, sagte er, nicht ohne eine Spur von Stolz. »Hattest du Glück in der Bibliothek?«
»Ich lebe noch«, sagte sie. »Man könnte sagen, das war Glück.«
»Gab es noch einen Anschlag?«
»Nichts, mit dem ich nicht fertig geworden wäre«, erwiderte sie. »Wie steht’s mit dir? Hast du erfahren, was du herausfinden wolltest?«
»Es waren Mahdisten, kein Zweifel«, bestätigte er. »Und sie haben auf eigene Faust gearbeitet. Meiner Quelle zufolge wären sie von ihren eigenen Leuten umgebracht worden, wenn sie Erfolg gehabt hätten. Man möchte, dass du überwacht, aber nicht ermordet oder auch nur behindert wirst.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Wann erwartet ihr Omar zurück?«
»Ich weiß es nicht.«
»Nun, wenn du heute noch
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