Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
Vom Netzwerk:
Brief.
    »Schon gut, schon gut!«, sagte sie in das leere Zimmer hinein. »Ich habe dich ja gehört.«
    Der Brief.
    Sie ging zur Tür, überlegte es sich dann aber anders. Sie konnte unmöglich in die Lobby hinuntergehen und das Hotel ohne Begleitung durch die Vordertür verlassen. Aber sie wollte keine Begleitung bei dem, was sie vorhatte.
    Sie beschloss, die Black Demons wieder hier zu lassen. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war, von der Polizei angehalten zu werden, weil sie mitten in der Nacht mit Schusswaffen herumspazierte, und ihr Gewand war zu hinderlich für das, was sie im Sinn hatte.
    Sie öffnete die französischen Türen und trat auf den Balkon hinaus. Es gab keine Feuertreppe, aber jedes Zimmer auf dieser Seite des Hotels hatte einen Balkon. Sie kletterte über die Brüstung, hielt sich am Geländer fest und ließ sich so weit sie konnte hinab. Dann begann sie, die Beine vor- und zurückzuschwingen, und als sie sich über dem darunter liegenden Balkon befanden, ließ sie los und kam elegant auf. Dann wiederholte sie das Ganze und landete auf dem Gehsteig.
    Sie ließ den Blick schweifen, um sich zu überzeugen, dass niemand sie gesehen hatte, dann lief sie rasch zur Bibliothek. Natürlich war sie geschlossen, aber Lara hatte gewusst, dass das der Fall sein würde. Sie ging um das Gebäude herum und erreichte die Gasse, wo sie am Nachmittag gegen den riesigen Mann gekämpft hatte. Abermals benutzte sie den Stapel weggeworfener Kisten und Kartons, um das isolierte Stromkabel zu erreichen. Sie balancierte darauf zum nächstgelegenen Dach. Dann ging sie zur Bücherei hinüber. Deren Dach lag zwanzig Fuß höher als das, auf dem sie sich befand, aber es gab einen verzierten Kamin – sie war sicher, dass er noch nie benutzt worden war, nicht in diesem Klima –, der ihren Händen genug Haltemöglichkeiten bot, sodass sie zuversichtlich war, sich daran festklammern zu können, ohne in die Gasse hinabzustürzen.
    Ihren Entschluss gefasst, wagte sie den Sprung. Ihre vorgestreckten Finger klammerten sich um zwei feuchte Ziegel, die aus dem Kamin ragten, dann zog sie sich langsam hoch. Ihre Füße fanden Halt, und sie begann, den Kamin hinaufzuklettern. Einen Augenblick später langte sie auf dem Dach an.
    Sie hatte gehofft, eine Tür zu finden oder irgendeine Möglichkeit, die Bibliothek zu betreten, aber es gab keine. Sie trat an den Rand, beugte sich vor und besah sich das nächstgelegene Fenster. Geschlossen. Methodisch umrundete sie das ganze Dach, überprüfte jedes Fenster – und schließlich fand sie eines, das eine Idee weit offen stand.
    Sie schlang ihre Beine um den Dachrand und ließ sich hinab, bis sie, sich nur mit einem Arm festhaltend, vor dem Fenster hing. Mit der freien Hand schob sie die Scheibe hoch, bis sie sich Zugang verschafft hatte.
    Aber damit hörten ihre Probleme nicht auf. Das hier war kein Balkon, auf den sie sich einfach fallen lassen konnte. Wenn sie sich fallen ließ, würde sie dreißig Fuß tief auf das Pflaster stürzen. Sie hätte ihren Körper vor- und zurückschwingen können, wie sie es am Hotelbalkon getan hatte, um mit den Füßen das Fenster zu durchstoßen, aber sie wollte keine Wächter oder vorbeikommenden Polizisten auf sich aufmerksam machen.
    Sie streckte ihren Körper, so weit es ging, und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass ihre Zehen das Fensterbrett gerade eben erreichten. Langsam lockerte sie ihren Griff um den Dachrand, vorsichtig das Gleichgewicht wahrend. Sie spürte, wie sie abrutschte, konnte sich aber nicht am Gebäude festhalten, während sie sich langsam herunterließ. Dann, just bevor sie vollends abzustürzen drohte, schaffte sie es, die Füße durch das Fenster zu schieben, und jetzt glitt sie herab, bis sie auf dem Sims saß, die Beine bereits im Gebäude. Nun dauerte es nur noch ein paar Sekunden, bis sie ganz drinnen war. Sie schloss das Fenster hinter sich, ging ins Erdgeschoss hinunter und begann im Licht einer Taschenlampe nach dem fehlenden Brief zu suchen.
    Im Regal standen noch zwei Dutzend weiterer Bücher über Gordon. Sie zog eines nach dem anderen heraus, ging jeweils das Inhaltsverzeichnis durch – und beim siebzehnten hatte sie Erfolg.
    »Na also«, murmelte sie, sicher, dass, was immer sie hierher geführt hatte, sie hören konnte. »Ich habe es gefunden. Aber wenn es dir nichts ausmacht, nehme ich es mit zurück ins Hotel und lese es dort.«
    Sie erhielt keine Antwort, aber sie hatte auch nicht wirklich eine

Weitere Kostenlose Bücher