Das Amulett der Macht
Flug buchen«, sagte Omar.
»Einen«, korrigierte sie ihn.
»Was ist mit Dr. Mason?«
»Wenn Kevin von dieser Sache wüsste, könnte ihn nichts davon abhalten, mit mir zu kommen«, erklärte Lara. »Und wenn wir beide abreisen, dann wissen die Mahdisten, dass das Amulett sich nicht im Sudan befindet. Wenn Kevin hier bleibt, dann vermute ich, dass die meisten glauben werden, ich hätte aufgegeben, während er noch weitersucht.«
»Er wird verärgert sein.«
»Ich weiß«, erwiderte sie unfroh. »Deshalb will ich ja, dass Sie es ihm sagen. Wir werden miteinander frühstücken, und hinterher, schlage ich vor, gehen wir in verschiedene Richtungen davon, nachdem wir ausgemacht haben, uns am frühen Nachmittag an einer vereinbarten Stelle wieder zu treffen. Wenn ich Glück habe, werde ich bis dahin schon außer Landes sein.«
»Und wenn ich Ihnen keinen Platz für den heutigen Flug besorgen kann?«
»Dann werde ich ihn wie verabredet treffen, und wir versuchen es morgen noch einmal.«
»Ich werde mich gleich nach dem Frühstück darum kümmern«, sagte Omar.
Er öffnete die Tür und trat auf den Flur hinaus. Lara ging ins Bad und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, dann spülte sie die Asche der verbrannten Seite in der Toilette hinunter.
Das Frühstück verlief ereignislos. Lara erklärte, dass sie eine kleine Bibliothek in Omdurman aufsuchen wolle, Mason beschloss, sich noch einmal die verschiedenen Kirchen vorzunehmen, und sie kamen überein, sich am zentral gelegenen Französischen Kulturzentrum wieder zusammenzufinden.
Nachdem sie sich getrennt hatten, kehrte Lara zum Hotel zurück. Etwa neunzig Minuten später tauchte Omar auf.
»Und?«, fragte sie, als er die Suite betrat.
»Ihr Flug geht heute Mittag um zwölf Uhr dreißig«, sagte er.
»Gut. Was ist mit dem Anschlussflug auf die Seychellen?«
»Da gibt es ein Problem«, berichtete er. »Der nächste Flug von Kenia auf die Seychellen geht erst am Dienstag.«
»Von Nairobi aus?«
»Ja.«
»Gibt es von Mombasa aus einen früheren Flug?«
Er schüttelte den Kopf. »Das Flugzeug aus Nairobi landet an der Küste zwischen, um weitere Passagiere aus Mombasa aufzunehmen.«
Sie zuckte die Achseln. »Na ja, wenn ich drei Tage in Nairobi verbringen muss, dann muss ich eben.« Sie schaute sich um. »Wie steht’s mit einer Schultertasche?«
»Mustafa hat eine gekauft. Er wird uns am Flughafen treffen. Ich bin sicher, dass man Sie beobachtet. Warum also sollten Sie das Arak mit Gepäck verlassen und ihre Beobachter darauf aufmerksam machen, dass Sie abreisen?«
»Ich kann nicht mit meinen Pistolen in den Flughafen spazieren«, sagte sie.
»Das müssen Sie auch nicht. Er wird auf dem Parkplatz auf uns warten.« Er hielt inne. »Malcolm Oliver ging nicht ans Telefon, deshalb habe ich ihm ein Telex geschickt. Ich hoffe, es erreicht ihn, aber für den Fall, dass nicht, bin ich schnell in ein Internet-Cafe gegangen und habe einem meiner Onkel, der in Nairobi lebt, eine Email geschrieben, um sicherzustellen, dass Oliver die Nachricht erhält.«
»Gut«, sagte sie. »Dann muss ich nur noch etwas Geld umtauschen.«
»Sie müssen noch etwas anderes tun«, sagte Omar. Er holte ein Blatt Papier hervor und schrieb acht Worte darauf.
Lara runzelte die Stirn. »Das ist weder Arabisch noch Sudanesisch. Und auch keine andere Sprache, die ich kenne.«
»Das ist eine phonetische Transkription aus der Sprache des Sudans zur Zeit von Mareish«, sagte Omar. »Die Worte wurden seit dem Tod des großen Zauberers jeweils vom Vater an den Sohn weitergegeben, von einem Führer an den nächsten.«
»Was hat es damit auf sich?«
»Mareish wusste um das Böse, zu dem das Amulett in den falschen Händen fähig ist. Er wollte es unbedingt vernichten, aber er starb zu früh, und das Amulett wurde mit ihm begraben.«
»Das weiß ich«, sagte Lara.
»Aber Sie wissen nicht, dass er, nachdem er es erschaffen hatte, seinem Gehilfen verriet, wie es zu zerstören ist – mehr noch, die einzige Möglichkeit, es zu zerstören.«
»Das ist der Zauberspruch, den Sie Abdul gegenüber erwähnten. Den er ein Märchen nannte.«
»Es ist kein Märchen«, sagte Omar.
»Warum hat Mareishs Gehilfe den Spruch dann nicht benutzt, um das Amulett zu vernichten?«
»Weil der Gehilfe die verführerische Macht des Amuletts kannte, seine Fähigkeit, selbst einen Mann edlen Gemüts zu verderben, und er hatte Angst, es zu berühren. Deshalb gab er das Geheimnis an seinen Sohn weiter, der es
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