Das Amulett der Macht
Blick ab, und dann las sie ihn ein weiteres Mal – und dann nahm sie die anderen Bücher auf und begann, darin zu blättern, bis sie fand, wonach sie suchte.
»Na, was sagt man denn dazu?«, murmelte sie, als sie mit der Lektüre fertig war. »Du gerissener Teufel, Gordon! Da steht es schwarz auf weiß, und jeder, der es liest, könnte herausfinden, wo du es versteckt hast. Aber niemand ist je darauf gekommen.«
Sie lächelte triumphierend.
»Bis heute Nacht!«
24
Die Sonne ging gerade auf, als Lara, die die ganze Nacht wach geblieben war, den Telefonhörer abnahm und die Rezeption anrief.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Dienst habende Angestellte.
»Ich muss mit Ismail sprechen«, sagte sie.
»Einen Moment, ich hole ihn.«
Sie blickte durch die Balkontür auf Khartoum hinaus. Mit etwas Glück würde dies der letzte Morgen sein, an dem sie die Stadt sah – für eine Weile jedenfalls.
»Hier spricht Ismail«, sagte eine vertraute Stimme. »Was kann ich für Sie tun, Miss Croft?«
»Sie könnten mir einen Gefallen tun«, sagte Lara. »Einen sehr wichtigen.«
»Wenn es in meiner Macht steht …«
»Das tut es«, sagte sie. »Ich muss mit Omar sprechen, und zwar allein, in meiner Suite. Vielleicht schläft er noch, vielleicht ist er schon wach, ich weiß es nicht. Aber er teilt sich ein Zimmer mit Dr. Mason, und es ist wichtig, dass Dr. Mason nichts von unserem Treffen erfährt. Es ist mir egal, was für eine Ausrede er erfindet – er kann meinetwegen sagen, dass er Informationen von einem Spion kauft oder seine Freundin besucht oder was auch immer – aber er muss eines wissen: Es ist absolut notwendig, dass ich mit ihm rede, und dass niemand sonst davon erfährt.«
»Ich werde mich darum kümmern«, versprach Ismail.
»Gut. Sagen Sie ihm, dass meine Tür nicht abgeschlossen ist.«
»Vertrauen Sie mir, Miss Croft.«
»Das tue ich«, erwiderte sie. »Deshalb bitte ich ja Sie, das für mich zu arrangieren.«
Sie legte auf und ging die nächsten zehn Minuten ruhelos im Zimmer auf und ab. Endlich bewegte sich die Türklinke, und Omar kam lautlos herein. Er schloss die Tür hinter sich und sperrte ab, dann wandte er sich Lara zu.
»Sie wissen, wo es ist«, sagte er. Es war eine Feststellung, keine Frage.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Sie hüpfen praktisch herum, und ich habe noch nie ein solches Lächeln auf Ihrem Gesicht gesehen.«
»Ich weiß, wo es ist«, bestätigte sie.
»Und Sie wussten es noch nicht, als wir uns das letzte Mal sahen, dessen bin ich mir sicher«, sagte Omar. »Was ist seither geschehen?«
»Ich habe meine Hausaufgaben gemacht.«
»Erklären Sie mir das, bitte.«
»Die Antwort lag seit hundert Jahren in Ihrer Bibliothek, wo jeder sie hätte finden können.«
»Ich weiß immer noch nicht, wovon Sie reden«, erwiderte Omar.
»General Gordon und Sir Richard Burton sprachen in einer Reihe von Briefen, die sie einander schrieben, über ihren religiösen Glauben und ihre Abenteuer. Eine Seite fehlte, aber Gordon erwähnte in einem späteren Brief, dass er einen Artikel über das, was in diesem Brief stand, geschrieben und verkauft habe.« Sie nahm eine hundert Jahre alte Biografie zur Hand und schlug sie auf. »Ich habe diesen Artikel gefunden.«
»Was steht drin?«, fragte er neugierig.
»Die Antwort«, sagte Lara triumphierend. »Der Titel lautet Eden und seine zwei heiligen Bäume. «
Omar runzelte die Stirn. »Eden?«, wiederholte er. »Der biblische Garten Eden? Wie können Sie daraus schließen, wo Gordon das Amulett von Mareish versteckt hat?«
»Hören Sie zu«, sagte Lara und begann laut zu lesen. »Das Folgende sind die Gründe für die Theorie, dass der Garten Eden auf den oder in der Nähe der Seychellen liegt. Ich konnte ihn sogar auf Praslin festlegen, eine kleine Insel südlich von Mahe …«
Omar furchte abermals die Stirn. »Die Seychelleninseln?«
»Ja!«, sagte sie aufgeregt. »Er glaubte, dass es einst eine Landmasse zwischen der Ostküste Afrikas und Indien gab, und dass die Seychellen alles sind, was davon übrig ist. Ich möchte nicht näher auf seine Schlussfolgerungen eingehen, weil ein Teil davon recht merkwürdig ist, aber er glaubte, dass der Garten Eden auf der Insel Praslin lag.«
»Und Sie meinen nun …?«
»Ich weiß es!«, sagte Lara. »Erinnern Sie sich, wie ich sagte, dass er in Anbetracht seines religiösen Glaubens und seiner Überzeugung, dass der Mahdi den Teufel darstelle, das Amulett wahrscheinlich in einer
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