Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Amulett der Macht

Titel: Das Amulett der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
Vom Netzwerk:
Schusswaffe besteht darin, seine Feinde zu töten.«
    »Wenn ich anfinge, meine Feinde zu töten, könnte ich diese Riesenstadt schnell in das kleinste Dorf verwandeln, das du je gesehen hast«, sagte Lara.
    »Dir wird nichts passieren«, sagte Mason. »Ich habe es in Ägypten nicht zugelassen, und hier im Sudan werde ich es auch nicht zulassen.«
    »In Kairo war ich nicht in der Lage, mich selbst zu verteidigen«, erwiderte Lara. »Aber wer mich jetzt angreift, wird hinterher wissen, dass er in einem Kampf war.«
    »Sicher«, sagte Mason. »Aber es ist so eine Schande …«
    »Was?«
    »Dich anzugreifen.«
    »Ich fasse das als Kompliment auf.«
    »War es auch«, sagte Mason.
    »Danke.«
    Er blickte sie einen Moment lang an. »Wenn ich das sagen darf«, begann er, »ich finde dich …«
    »Halt«, unterbrach sie ihn mit erhobener Hand. »Ein Kompliment pro Tag ist alles, was ich vertragen kann, solange Leute vorhaben, mich umzubringen.«
    Er lachte. »In Ordnung. Aber wenn das hier vorbei ist, dann könnte ich dir ja vielleicht mal zeigen, wie romantisch ein Archäologe sein kann.«
    »Wenn das hier vorbei ist, werde ich vielleicht daran interessiert sein, das herauszufinden«, erwiderte Lara.
    Ein unangenehmes Schweigen senkte sich zwischen sie, bis Mason wieder das Wort ergriff. »Was hast du denn gelesen, das dich die ganze Nacht wach gehalten hat?«
    »Es gab da eine Reihe von Briefen, die Gordon an Sir Richard Burton schrieb.«
    »Der Forscher?«
    »Und der Mann, der Arabische Nächte übersetzt hat«, sagte sie. »Jedenfalls bezog Gordon sich später auf einen der Briefe und erwähnte, dass ihn das, was er darin gesagt hatte, zum Nachdenken gebracht und er sogar einen Artikel darüber geschrieben habe. Ich hoffte, es sei etwas über seinen Lieblingsort in Khartoum, irgendetwas, das uns zum Amulett führen könnte.«
    »Aber das war es nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »So weit ich sagen kann, war es nur eine religiöse Abhandlung, die nichts mit Khartoum zu tun hatte. Ich bin immer noch auf der Suche danach – aber diese Wälzer sind dick. Das hier …« Sie hielt den Band hoch, den sie gestohlen hatte. »… hat dreizehnhundert Seiten, und zwei der anderen haben nicht einmal Inhaltsverzeichnisse.«
    »Wenn es nur eine religiöse Abhandlung ist, warum suchst du dann danach?«
    Weil das Amulett es mir aufgetragen hat. Aber wenn ich das laut sage, werden mich die Gläubigen umbringen, und die Ungläubigen werden mich in die Klapsmühle sperren.
    Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten darüber, welche Recherchen sie als Nächstes anstellen und in welchen Teilen der Stadt sie suchen sollten. Mason erwähnte noch einmal, dass er vorhatte, das Auskunftsbüro aufzusuchen, um eine Karte zu beschaffen, auf der alle Gebäude verzeichnet waren, die in Khartoum vor 1885 gebaut worden waren.
    »In den meisten Städten der Dritten Welt wäre es so gut wie unmöglich, so eine Liste zu beschaffen«, sagte er. »Aber 1885 war das bedeutendste Jahr in der Geschichte Khartoums, es könnte also sehr wohl irgendwo Unterlagen geben.«
    »Wenn ich von dem ausgehe, was Omar mir erzählt hat, dann hält er 1956 für das bedeutendste Jahr«, meinte Lara.
    »Warum 1956?«, fragte Mason.
    »Unabhängigkeit.«
    »Oh, natürlich.« Mason erhob sich. »Tja, wenn ich diese Liste beschaffen soll, dann mache ich mich wohl besser ans Werk.« Er ging zur Tür, wo er sich noch einmal umdrehte. »Abendessen?«
     »Ich habe noch zu viel zu lesen.«
    Er schaute enttäuscht drein. »Dann sehen wir uns morgen« sagte er und verließ die Suite.
    Lara nahm das Buch wieder auf und verbrachte noch ein paar Stunden damit, die Korrespondenz zwischen Gordon und Burton zu lesen – und dann noch einmal zu lesen, ohne zu merken, dass sie nicht nur Frühstück und Mittagessen verschlafen hatte, sondern dass auch die Zeit fürs Abendessen gekommen und verstrichen war. Zum wahrscheinlich fünfzigsten Mal, seit sie von ihrem nächtlichen Besuch in der Bibliothek zurück war, las sie den Brief vom 3. Juni 1883.
    Ich versteh’s nicht, dachte sie frustriert. Da steht doch nichts drin! Er redet nur über Religion. Kein Wort über Khartoum und kein Wort über dich.
    Und die Antwort kam mit dem Wind, durch die offene Balkontür: Denk nach, Lara Croft. Benutz deinen Verstand und denk nach.
    Sie nahm das Buch wieder zur Hand und las den Brief noch einmal. Aber als sie ihn jetzt studierte, blinzelte sie einige Male mit den Augen, runzelte die Stirn, wandte den

Weitere Kostenlose Bücher