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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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können? Immerhin hatte er ihm zur Flucht verholfen. Was machte er jetzt in Terrences Begleitung? Nachdenklich lehnte Julian an der Wand. Er wusste nicht viel über Terrence. Er war älter als er selbst, vielleicht Ende dreißig oder bereits vierzig, und schon länger im Dienst. Er hatte früher einmal solide Arbeit geleistet, aber seine Erfolgsquote hatte in den letzten zwei Jahren stetig nachgelassen. Julian wusste, dass er zu viel trank und dass er immer wieder Wettschulden machte. Bisher hatte er nur ein Mal mit Terrence zusammengearbeitet, und damals hatte Terrence einen vernünftigen Eindruck auf ihn gemacht. Was hatten die beiden bei Simeon gewollt? Es war natürlich bekannt, dass Julian mit Simeon befreundet war, sie hatten sicherlich bei seinem Freund nach ihm gefragt. Miller war also nach Westminster geritten, um Bericht zu erstatten, grübelte Julian weiter. Ja, sie waren ihm auf den Fersen, die beiden. Selbst wenn Emmitt von seiner Unschuld überzeugt war, wusste er nicht, wo Terrence stand. Wenn er Simeon jetzt um Hilfe bat, würde er ihn in Schwierigkeiten bringen. Er blickte wieder um die Ecke zu dem Haus seines Freundes. Aus dem Hof kamen seine beiden kleinen Töchter mit einem großen Einkaufskorb, um für ihre Mutter eine Besorgung für das Abendessen zu machen. Julian seufzte. Er musste Simeon aus der Sache heraushalten. Hier ging es nicht um eine kleine Regelwidrigkeit, hier ging es um Hochverrat, und da konnten schnell Köpfe rollen.
    Julian hatte sich mit Rinaldo an dem Stall verabredet, in dem sie die Pferde untergestellt hatten, aber »abends« war ein recht weit gefasster Zeitraum, und so musste er noch eine geschlagene Stunde warten, bis er den großen Spanier die Straße herunterkommen sah. Etwas in seinem Gesicht sagte Julian, dass Rinaldo erfolgreich gewesen war.
    »Ich habe ihn gefunden!«, stellte er etwas atemlos fest, als er Julian erreicht hatte.
    »Das ist großartig!«, beglückwünschte ihn Julian, »und auch ein wenig peinlich für mich, denn ich habe nicht die geringste Spur auftun können.«
    Rinaldo lachte.
    »Das macht nichts, ich habe einfach Glück gehabt.«
    »Lassen Sie uns etwas essen, und dann überlegen wir, wie wir am besten weiter vorgehen.«
    Wenig später saßen sie unter dem schattigen Strohdach einer Schenke.
    »Haben Sie auch eine Spur von Viviana gefunden?«
    Rinaldo legte seine Schweinshaxe auf den Holzteller vor sich und wischte sich mit der Serviette den Mund ab.
    »Nein, das habe ich nicht. Und Thorn habe ich nur von hinten gesehen, und das ist auch gut so.«
    »Gut, dann hat er Sie nicht bemerkt. Erzählen Sie mal, wie Sie ihn gefunden haben und vor allem, wo?«
    »Ich habe ihn in einem Bad gesehen. Meine Gelenke schmerzen, wenn ich mich überanstrenge.« Rinaldo wischte sorgfältig jeden einzelnen seiner überlangen Finger ab. »Eigentlich muss ich sagen, habe ich mich permanent überanstrengt, seit ich den ersten Fuß auf diese Insel gesetzt habe.«
    »Seien Sie froh, dass Sie nicht im Winter gekommen sind, da haben sogar die Einheimischen Gelenkschmerzen.«
    »Widriges Klima!« Rinaldo schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Jedenfalls kam ich auf meiner Suche an diesem öffentlichen Badehaus vorbei. Es sah angenehm und sauber aus, und ein heißes Bad lindert die Schmerzen.«
    »Und?«
    »Und da sah ich Thorn in einem der großen Bottiche sitzen.«
    »Wo waren seine Sachen?«
    »Die lagen daneben auf einem Hocker.«
    »Konnten Sie die Liste sehen?«
    »Nein, aber ich nehme an, dass das Pergament und auch mein Anhänger bei seinen Sachen lagen. Wenn ich jünger gewesen wäre, dann hätte ich mir den Haufen geschnappt und wäre damit durchgebrannt.«
    »Gut, dass Sie nicht jünger sind, denn das hätte mir gar nichts genützt.«
    »Aber mir.«
    Sie sahen sich einen Moment lang an, dann fuhr Rinaldo fort: »Ich habe also gewartet, bis er sich wieder angekleidet hatte, und bin ihm gefolgt, als er das Badehaus verließ.« Rinaldo legte die Serviette sauber gefaltet neben seinen Teller. »Er wohnt in einem Gasthaus hinter der Saint-Pauls-Kathedrale. Dort ist er hingegangen und dann nach etwa einer halben Stunde wieder weggegangen. Ich weiß aber nicht, in welcher Kammer er wohnt.«
    »Ein Mann wie Thorn wird keine Kammer zum Hinterhof hinaus haben. Er hat die besten Gemächer, die zur Straße hinausgehen«, stellte Julian mit Überzeugung fest und fragte weiter: »Und keine Spur von Viviana?«
    Rinaldo schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht hat sie sich schon

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