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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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Sie doch für einen Augenblick herein.«
    Sie hielt Julian die Tür auf, und er trat in das Strohdachhaus, das nur aus einem Raum bestand. Als er sich auf die Holzbank neben das Feuer setzte, merkte er erst, wie durstig und hungrig er war. Molly reichte ihm einen Krug Bier.
    »Mein Vater wird leicht unwirsch, wenn man ihm widerspricht, besonders, wenn ihn seine Gicht plagt. Sie müssen das entschuldigen.«
    »Ich habe nichts zu entschuldigen, ich habe mich zu bedanken, dass er mich mitgenommen hat. Er ist ein beeindruckender alter Herr.«
    Sie lächelte und nickte.
    »Ja, das ist er.«
    Julian nahm einen Schluck Bier und war auf das Angenehmste überrascht.
    »Das Bier ist ausgezeichnet!«
    »Mein Mann macht sehr gutes Bier«, antwortete sie stolz und reichte ihm ein Stück Brot mit Käse.
    »Vielen Dank, Sie sind sehr freundlich.« Julian konnte sehen, dass die Familie nicht viel besaß, und es war ihm fast unangenehm, dass sie etwas von dem wenigen mit ihm teilten.
    »Sie haben Ihre Begleiterin verloren? Das ist ja schrecklich.«
    »Ja, ihr Pferd ist durchgegangen. Ich muss unbedingt nach ihr suchen.«
    Die Tür ging auf, und Paul steckte den Kopf herein.
    »Das Pferd ist da.«
    Julian stand auf, schob sich den Rest seines Brotes in den Mund und ging hinaus.
    »Sollen wir den Sattel von Ihrem Pferd auflegen?«
    »Nein, das ist nicht nötig. Ich möchte keine Zeit verlieren und das Tageslicht ausnutzen.« Julian blickte hinüber zu seinem Fuchs.
    »Machen Sie sich keine Sorgen um Ihr Tier, die Jungs werden sich darum kümmern, und ich sehe mir das Gelenk an.«
    »Vielen Dank, Paul. Ich werde bei Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sein.« Er schwang sich auf das Pferd, das nur ein Zaumzeug trug, und trabte eilig vom Hof.
    Der Grashalm, der über Vivianas Wange strich, hatte sie geweckt. Sie fragte sich, wie lange sie wohl geschlafen hatte, und richtete sich gähnend auf, als sie plötzlich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Ihre Hand tastete nach ihrem Unterkleid, das ihr am nächsten lag. Mit einer raschen Bewegung zog sie es zu sich herüber und hielt es schützend vor sich. Ihr Herz klopfte ängstlich, als sie sich umdrehte und in die gelben Augen eines Hasen blickte. Aufmerksam betrachtete das Tier sie, seine Nase mit den Barthaaren zuckte unablässig. Erleichtert lachte Viviana auf und ließ sich zurück ins Gras fallen. Der Hase suchte das Weite. Die Sonne stand bereits im Westen, es war später Nachmittag. Viviana zog ihre Kleider an, die inzwischen getrocknet waren. Sie hatte die Orientierung verloren. Die Landschaft gab keinerlei Anhaltspunkte, welchen Verlauf der Fluss genommen hatte, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie sich befand und wie weit sie von der Straße oder überhaupt von einer menschlichen Behausung entfernt war. Viviana blickte über die einsamen Hügel. Am besten, sie hielt sich südlich, irgendwann müsste sie dann wieder auf die Straße treffen. Aber zunächst musste sie etwas trinken, und hungrig war sie ebenfalls. Viviana kletterte den Hang hinunter zum Fluss. Sie war noch nicht ganz unten angelangt, als sie sich umblickte und in einiger Entfernung ihr Pony stehen sah. Sie glaubte, ihren Augen nicht zu trauen. Das Tier musste dem Flussverlauf gefolgt sein, zu erschöpft, die Steigung des Hügels zu bewältigen. Jetzt graste es am Flussufer. Langsam näherte sich Viviana und streckte lockend die Hand aus, aber das Pony würdigte sie keines Blickes. Viviana war unsinnigerweise über dieses Verhalten verärgert und ging schließlich einfach auf das Tier zu und nahm die Zügel.
    »So, nun komm, du blödes Vieh. Wenn du nicht so schreckhaft gewesen wärest, würden wir jetzt nicht hier herumirren!«, schimpfte Viviana und zog das widerwillige Pony mit sich. Über dem Hügel hing die Sonne schwer und golden am Himmel. Sie sollte sich auf den Weg machen. Hoffentlich würde sie einen Platz zum Übernachten finden. Das Pony war müde, und Viviana hatte große Mühe gehabt, es den Abhang hinaufzuführen. Wenn sie das Tier nicht ständig antrieb, würde es sowieso nur im Schritt gehen. Viviana blickte missmutig auf den Sattel, der immer noch völlig durchnässt war. Sie beschloss, das Tier zu führen und zu Fuß zu gehen. Sie kam nur langsam voran, im Gegensatz zur Sonne, die sich umso schneller nach Westen zu bewegen schien. Weit und breit waren keinerlei Anzeichen von Menschen zu sehen, nur einsame Hügel. Viviana musste an Wölfe denken. Sie tastete nach dem Dolch, der an

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