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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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geraten. Sie blickte in die Augen des Stellvertreters, der sie intensiv beobachtete.
    »Können Sie beschreiben, wo sich die Tote befindet?«
    »Nicht genau, ich kenne mich in dieser Gegend nicht aus. Einen halben Tagesritt westlich von dem Dorf Westerfield.«
    »Hat noch jemand außer Ihnen die Tote gesehen?«
    »Warum fragen Sie das?«
    Wieder starrten sie sich einen winzigen Moment lang an.
    »Vielleicht könnte jemand anderer eine bessere Wegbeschreibung abgeben.«
    Viviana wollte ihre Audienz mit dem Stellvertreter auf der Stelle beenden, aber sie wollte auch nicht seinen Verdacht erregen.
    »Wenn es nach meinem Mann und seinen Freunden gegangen wäre, hätte ich diese Sache gar nicht melden sollen«, log sie und stand auf. »Ich kann Ihnen leider nicht mehr dazu sagen, aber ich hielt es für meine Pflicht, Ihnen diese Angelegenheit zu melden.«
    »Das haben Sie richtig gemacht. Wo sind Sie abgestiegen, falls ich noch eine Frage habe?« Seine Stimme war glatt und geschäftsmäßig.
    »Es ist einer der Gasthöfe am Westende.«
    »Wie heißt er?«
    Viviana zuckte mit den Schultern.
    »Ich werde jemanden schicken, der Sie begleitet, dann weiß ich, wo Sie sind.«
    Vivianas Herz klopfte etwas schneller, vielleicht hatte er doch in ihren Augen etwas bemerkt, als sie die Knöpfe auf seiner Weste betrachtete hatte? Es gab keinen Mann, keine Freunde, und es gab auch keine Herberge. Es gab nur Mister Bartholomeus, und bei dem stand sie wahrlich schon viel zu tief in der Schuld, als dass sie ihn in einen Mordfall hineinziehen wollte. Sie war allein, und dieser Stellvertreter machte ihr Angst.
    »Das ist nicht nötig, dass Sie jemanden schicken. Lassen Sie mich überlegen, ich glaube, das Gasthaus hat einen Eber auf dem Schild.«
    Viviana erinnerte sich, in einer solchen Herberge nach Julian und Rinaldo gefragt zu haben. Der Stellvertreter nickte.
    »Wie lange bleiben Sie in Shaftesbury?«
    »Bestimmt noch bis Sonntag.«
    Der Stellvertreter nickte ihr zum Abschied zu und begann in den Unterlagen, die vor ihm auf dem Tisch lagen, zu wühlen.
    Viviana atmete tief durch, als sie wieder vor der Abteimauer stand, und versuchte, sich zu beruhigen. Plötzlich war alles so viel schwieriger geworden. Sie sah sich ängstlich nach allen Seiten um, aber keiner achtete auf sie, und die Menschen gingen geschäftig ihren Angelegenheiten nach. Wenn sie doch bloß Julian finden würde, dachte Viviana, und im gleichen Moment hatte sie wieder die Bemerkung dieses unangenehmen Menschen vom Klosterhof in den Ohren. Der Gedanke, dass Julian nicht ehrlich zu ihr gewesen war, beunruhigte sie. Sie fühlte sich in Shaftesbury nicht mehr sicher, aber was blieb ihr übrig, als weiter nach Julian und Rinaldo zu suchen. Ihr Blick fiel auf die große Herberge, in deren Gaststube Mister Bartholomeus gestern ursprünglich hatte zu Abend essen wollen, ehe es dort eine Schlägerei gegeben hatte. Dort hatte sie noch nicht gefragt.
    Auf ihre erste Beschreibung hin zuckte der Wirt mit den Schultern. Erst als sie sich nach Rinaldo erkundigte, verdrehte er die Augen.
    »Also wissen Sie, so eine seltsame und unorganisierte Reisegruppe wie Ihre ist mir noch nicht untergekommen. Zwei Ihrer Freunde waren schon hier. Der, der zuerst hier war, ist inzwischen abgereist, und der andere, der ihn zur Begrüßung verprügelt hat, hat jetzt sein Zimmer.«
    »Wer hat wen verprügelt?«
    »Der, nach dem Sie gefragt haben.«
    »Der große, dunkle Ausländer?«, fragte Viviana völlig fassungslos.
    »Nein, der, nach dem Sie zuerst gefragt haben. Auf den passt die Beschreibung. Der Südländer ist hier noch nicht aufgetaucht.«
    »Wen hat er verprügelt?«
    »Den jungen, blonden Mann.«
    »Aha.« Viviana hatte keine Vorstellung, wen Julian zur Begrüßung verprügelt haben sollte, aber das brauchte der Wirt ja nicht zu wissen.
    »Ist denn mein Freund, Julian White, noch hier?«
    »Ja, er hat das Zimmer mit der Sonne. Aber er ist in der Frühe weggeritten und noch nicht wieder da.«
    »Aber er wollte heute zurückkommen?«
    »Jedenfalls hat er für die kommende Nacht bezahlt.«
    »Kann ich in seinem Zimmer auf ihn warten?«
    Der Wirt machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Nee, nee, Ihr Freund hat dafür gesorgt, dass hier keiner mehr allein in das Zimmer eines anderen gehen darf. Warten Sie doch im Schankraum. Wollen Sie etwas zu essen?«
    Vivianas Magen knurrte vernehmlich, denn sie hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Sie hatte zwar nichts, womit sie bezahlen

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