Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
wartest, bis ich dich hole. Janlan! Und ich meine warten.«
Sie fixierte mich kurz, bis ich zur Bestätigung nickte. Zum Diskutieren war hier weder der richtige Ort noch die richtige Zeit. Zu unserem Glück war das Fenster offen. Mitten in der Nacht ein Fenster einzuschlagen, würde ganz sicher nicht unbemerkt bleiben. Keira schlüpft so schnell und lautlos hindurch, dass sie mir vorkam wie eine Raubkatze. Ich spitzte meine Ohren und lauschte auf jedes noch so kleine Geräusch. Eigentlich war das überflüssig, da ich ihre und die Seelenenergie der Jäger ganz klar sehen konnte.
Keira schlich sich an den Ersten heran, ihre Schwerter bereits fest im Griff. Ich hielt den Atem an, als der Jäger herumfuhr und nach seinem Dolch griff. Wie sein Mitstreiter unten auf der Straße war auch er zu langsam für Keira. Ihre Klinge schlitzte ihm die Kehle auf. Ich hörte das Röcheln und fluchte leise. Wenn ich es gehört hatte, dann hatte es auch der zweite Jäger. Ich behielt recht. Seine Seelenenergie eilte aufgeregt durch den Raum, um nach dem Ursprung des Geräusches zu sehen. Er fand Keira mit gezogenen und blutbefleckten Klingen, über seinen noch schwach atmenden Kameraden stehen. Auch wenn ich wusste, dass ein Jäger alleine kein wirkliches Risiko für sie war, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen, als der Jäger mit gezücktem Kurzschwert auf Keira zu schlich. Er bedachte jeden Schritt. Ihm war wohl klar, dass er keiner einfachen Frau gegenüberstand.
Ich konnte nicht länger zusehen. Jede Faser meines Körpers war angespannt und in Sorge um Keira. So unsinnig das auch war. Ich schlüpfte wie Keira durch das offene Fenster und landete etwas lauter als sie im dunklen Raum. Sofort zog ich mit einer schnellen Bewegung die zwei Dolche. Das Üben in unserer Suite hatte sich wirklich bezahlt gemacht. Die Dolche fühlten sich nicht mehr an, wie unnütze Gegenstände aus Metall. Sie lagen locker und zugleich sicher in meinen Händen. Ich war bestimmt nicht harmlos oder hilflos, auch wenn ich bei Weitem nicht so gefährlich war wie Keira. Ich baute mich mit gezückten Dolchen an Keiras Seite auf. Sie drehte sich nicht um und betrachtete mich, wie der Jäger es tat. Sie wusste schließlich, wer da hinter ihr war. Ihr missbilligender Gesichtsausdruck war mir jedoch nicht entgangen.
Ich wunderte mich allmählich, warum der Jäger nicht nach Verstärkung rief. Selbst jetzt nicht, da er sich zwei bewaffneten Frauen gegenüber sah. Ich bekam eine Antwort, als er einen weiteren Schritt auf uns zu kam und sein Gesicht von dem schwachen Schimmer des Mondes erhellt wurde. Es war überheblich. Dieser Jäger hatte eine unglaubliche übersteigerte Selbstwahrnehmung. Es würde mich nicht wundern, wenn er sich selbst als gottgleich betrachten würde. Vielleicht war Wahnsinn etwas das mit dem Eintritt in den Zirkel kam.
»Was haben wir denn hier?«
Seine Stimme jagte mir einen leichten Schauer über den Rücken. Sie war irgendwie leblos. Er lächelt uns an, wobei sein Blick erst an mir hoch und runter wanderte und dann an Keira. Er musterte nicht einfach nur unsere Erscheinung. In seinem Blick war mehr. Ein Verlangen, das sich in fast animalischen Blicken äußerte. Ich fühlte mich erniedrigt, alleine durch diesen Blick. Dieser Kerl wollte keine Verstärkung. Er wollte uns für sich alleine haben. Er schien seine Fähigkeiten nicht anzuzweifeln und war sicher, dass er uns beide überwältigen konnte. Ich rückte näher an Keira heran. Nicht aus Angst. Ich wollte mich ein wenig zwischen sie und ihn schieben. Eine blöde Idee, aber seinen Blick so auf Keira zu wissen, war unerträglich. Auch wenn er nie umsetzen würde, wonach ihm gerade war. Alleine die Vorstellung war eine reine Folter meiner Gedanken. Keira zog auf meine Bewegung hin eine Augenbraue hoch. Eine Warnung an mich, ihr nicht in den Weg zu kommen.
»Also? Wer von euch zwei Hübschen möchte zuerst dran sein?«
Erneut überkam mich ein Schauer. Dieser Typ war mehr als pervers. Ich spürte, wie Keira sich weiter neben mir straffte. Ihre Muskeln waren bis zum Zerreißen gespannt. Ich fragte mich, worauf sie wartete.
»Naja, dann suche ich mir halt eine aus.«
Wieder wanderte sein Blick an mir hinunter. Mir entging nicht, wo seine Augen am längsten verweilten. Bei dem Schritt, den er jetzt tat, knarrte das Dielenbrett laut. Ich war sicher, dass es im ganzen Haus zu hören war. Mein Herz stoppte, als ich einen Ruf aus dem zweiten Stock als Bestätigung bekam.
»Hey, Brian
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