Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
schnell den Schleier der Seelensicht über meinen Blick. Ich hatte es nicht ertragen, Brians Seelenenergie begierig pulsieren zu sehen. Es hatte mir nur zu deutlich gezeigt, was er mit uns vorgehabt hatte. Jetzt war sie erloschen. Nicht das kleinste Flimmern schimmerte über seinem Herzen. Dieser Kerl würde nie wieder auch nur eine Frau mit seinem Blick erniedrigen. Ich nickte Keira schließlich zu.
»Aber sie sind in einem Raum.«
»Du bleibst hinter mir, da du ja offenbar nicht warten kannst.«
Ich hatte mit einem Seitenhieb auf meine Ungehorsamkeit gerechnet und beachtete ihn nicht weiter. Ich wusste ja, dass sie nur meinen Schutz im Sinn hatte. Ihr wäre es am liebsten, wenn ich drei Straßen weiter warten würde, bis sie das Haus von jedem Jäger befreit hatte.
»Meinst du, du kannst einen von ihnen töten?«
Ich hielt kurz den Atem an. Mir verlangte es wirklich nicht danach, aber umgehen konnte ich es wohl auf lange Sicht eh nicht.
»Ich denke schon. Was soll ich tun?«
»Wenn sie beide in einem Raum sind, wäre es das Beste, wenn wir sie gleichzeitig ausschalten könnten. Wir wollen nicht, dass einer von ihnen Alarm schlägt. Du musst also schnell sein. Am Besten wäre es du würdest den Jäger direkt ins Herz stechen, dann wird er innerhalb von Sekunden bewusstlos und kann nicht um Hilfe rufen. Ansonsten versuch andere Organe zu treffen. Niere, Leber und so. Verstanden?«
Ich erinnerte mich an die eine Nacht, in der ich mit Keira den Kampf mit den Dolchen geübt hatte.
»Kannst du genau sehen, wo sie sich befinden?«
Wir waren inzwischen an der Tür zur Treppe. Keira flüsterte so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte.
»Ich kann nur sehen, dass sie recht nahe beieinander sind. Ich weiß aber nicht, ob nicht vielleicht ein Tisch oder so zwischen ihnen steht.«
»Na gut, dann müssen wir sehr schnell handeln. Bereit?«
Ich nickte, auch wenn ich mich alles andere als bereit fühlte. Ich umklammerte die Griffe der Dolche. Meine Knöchel hoben sich weiß ab und mein Herz raste verräterisch in meiner Brust. Keira sah mich noch einmal prüfend an und setzte dann vorsichtig einen Fuß auf die oberste Stufe. Ich hielt bei jedem Schritt die Luft an, aus Angst die Stufe könnte knarren und uns verraten. Die Treppe führte auf einen schmalen Flur, der von vier Türen geprägt wurde. Mit dem Dolch, den ich in der rechten Hand hielt, deutete ich zu der zweiten Tür auf der rechten Seite. Es war meine stumme Antwort auf Keiras fragenden Blick. Die Tür war verschlossen. Das bedeutet wohl den Vorteil von ein paar wenigen Minuten.
»Sie sind rechts von der Tür.«
Ich flüsterte es so leise, dass ich es selbst kaum hören konnte. Keira nickte kaum sichtlich mit dem Kopf. Sie stellte sich vor die Tür und warf mir einen bedeutenden Blick zu. Ich erwiderte ihn mit einem sicheren Nicken. Wir waren bereits viel zu weit, um umzudrehen.
Keira umfasste den Türgriff. Ich betete inständig, dass die Tür sich geräuschlos öffnen ließ. Keira stieß sie so schnell auf, dass sie fast gegen die Wand prallte. Ich rannte hinter ihr ins Zimmer. Ich hatte keine Zeit mich umzusehen, um festzustellen, in was für einem Zimmer wir uns befanden. Die zwei Jäger standen an der Wand und hatten bis eben noch auf dieselbe Stelle gestarrt und sich flüsternd unterhalten. Jetzt zogen sie bereits ihre Kurzschwerter. Keira und ich mussten einen Tisch umrunden, was uns die Sekunden der Überraschung raubte.
Der Raum war zu klein, deshalb konnte ich nicht neben Keira um den Tisch rennen, sondern umrundete ihn auf der anderen Seite. Auch wenn erst Sekunden vergangen waren, kam es mir vor wie elende Minuten. Sowohl Keira als auch ich sahen uns jetzt einem Jäger gegenüber. Das Überraschungsmoment war dahin. Das Kurzschwert raste auf mich zu. Ich war mir sicher, dass es mein Herz anpeilte. Der Jäger hatte dasselbe vorgehabt wie ich. Ich duckte mich unter dem Schwert hinweg. Eine Bewegung, die mich selbst überraschte. Ich drehte mich um den Jäger herum und stach ihn den rechten Dolch genau zwischen die Schulterblätter. Mit einem Ruck zog ich den Dolch nach oben. Ich stand Rücken an Rücken mit dem Jäger, dessen Gewicht plötzlich auf meinem Dolch lastete. Mit einem schmatzenden Geräusch befreite ich meinen Dolch. Die Knie des Jägers knickten ein und er sank schlaff zu Boden.
Keira stand wie ich über dem Leichnam eines Jägers. Auch ihre Waffen waren von dem zähen Blut benetzt. Wir beide horchten angestrengt auf
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