Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
ihr Handeln ihr Herz förmlich zerriss. Töten lag nicht in Keiras Natur, aber in der der Schützerin.
»Ich würde dasselbe für dich tun. Zu beschützen liegt dir einfach im Blut. Wirklich Keira. Ich weiß wer du bist. Und wenn du es selbst nicht mehr weißt, werde ich es dir immer wieder sagen. Du bist meine beste Freundin, die mir zu dem auch noch hilft die Welt zu retten.«
»Danke«, flüsterte sie. Ihre eigene Fähigkeit, als Schützerin schien für Keira noch eine größere Bürde zu sein als für mich. Fast wünschte ich mir, ich wäre die Schützerin. Aber dann fiel mir meine eigene Last ein und die Schmerzen, die ich schon erleiden musste. Vielleicht war es besser so, wie es war. Ich wollte mir nicht einmal vorstellen, wie Keira unter solchen Schmerzen litt.
»Können wir weiter?«
Sie nickte, sah aber noch einmal gequält zu dem Leichnam zurück. Es schien als hätte ich Keira mit meiner Feststellung zurückgeholt. Als hätte sie für den Moment die Schützerin in ihr zurückgedrängt. Ich verstärkte den Griff an ihrem Arm und zwang sie mich anzusehen.
»Keira, er war kein Mensch.«
Sie nickte wieder und ich sah, wie die scharfe Berechnung der Schützerin in ihre Augen zurückkehrte. Ich war wohl nicht die Einzige, die ihre Gabe ein- und ausschalten konnte.
Nur wenige Augenblicke
Ich zuckte zusammen, als die rostige Feuerleiter quietschte. Ich bildete mir ein, dass es ein ungeheuerlicher Lärm war, der jeden in der Straße wecken musste. Natürlich war es bei weitem nicht so laut, wie ich es wahrnahm. Und so blieben die von mir erwarteten Seelenjäger aus. Die Straße lag noch genauso dunkel da wie zuvor. Auch im Haus einhundertzwölf war keine verdächtige Bewegung eingetreten.
Ich konnte also nicht anders als Keira weiter die Leiter hinauf zu folgen. Sie hatte nicht innegehalten. Ihre Sinne tickten wohl noch normal und waren nicht so überreizt wie meine. Mühsam kletterte ich über die Kante des Daches. Bei Keira hatte das so einfach ausgesehen. Mir verlangte es fast meine gesamte turnerische Fähigkeit ab. Aber nur fast. Das Dach war ziemlich schäbig. Ich vermutete, dass hier oben seit Jahren niemand mehr gewesen war. Schade eigentlich. Mit dieser freien Fläche könnte man sicherlich so einiges anfangen. Keira wartete bereits auf der anderen Seite und beobachtete jeden Schatten. Ich bezweifelte, dass ihr auch nur eine Maus entgehen würde, die sich im Schutze der Dunkelheit geborgen fühlte. Keira beugte sich gerade über die Kante, als ich zu ihr stieß.
»Es ist nicht weit. Nur ein winziger Sprung. Nicht mehr als ein großer Schritt. Bist du bereit?«
Ich lehnte mich ebenfalls vor und sah die drei Stockwerke hinunter. Es würde sicherlich äußerst schmerzhaft sein, wenn ich da runter fiel, wenn ich dann das Glück hatte, überhaupt noch etwas zu spüren. Keira wartete. Sie würde nicht weiter gehen, bevor ich nicht bereit dazu war.
»Ok«, sagte ich. Das leichte Zittern meiner Stimme war nicht zu überhören.
»Ich gehe zuerst.«
Kaum das sie es gesagt hatte, war Keira auch schon auf der anderen Seite. Das Dach von einhundertzwölf war zwar kein Flachdach, aber der Winkel des Daches war nicht sonderlich steil. Keira konnte also ziemlich geradestehen und musste ihr Gewicht nur ganz leicht nach hinten neigen.
»Janlan, es ist nur ein Schritt mit ein wenig Anlauf. Das bekommst selbst du hin.«
Sie streckte mir eine helfende Hand entgegen. Ich konnte sie natürlich nicht einfach so erreichen, aber ich holte dennoch tief Luft und sprang, mit fast schon zu viel Schwung, auf die andere Seite. Keira packte mich noch im Sprung am Arm und verhinderte so, dass ich rücklings hinunterfiel. Was ich sicherlich getan hätte, denn ich hatte mein Gleichgewicht, im Gegensatz zu Keira, nicht sofort gefunden.
»Kommt jemand?«
Keira hatte ihre Hände schon in der Nähe ihrer Schwerter. Bereit zum Angriff oder zur Verteidigung. Was auch immer von Nöten sein sollte.
»Nein. Noch haben sie uns nicht bemerkt.«
»Gut. Am besten wäre es, wir würden völlig unbemerkt in die Bibliothek und es dann in das Versteck schaffen. Sicherlich würde der Tod eines oder mehrerer Mitglieder nicht lange verborgen bleiben. Falls uns aber nichts anders übrig bleibt, sollten wir sie so geräuschlos wie möglich verstecken. Wie viele sind hier im Dachgeschoss?«
»Zwei.«
»Sind sie zusammen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Sie haben sich auf die zwei Räume aufgeteilt.«
»Ok. Ich steige zuerst ein, du
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