Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
tropfte inzwischen von meinem Arm auf den sandigen Boden. Ich hatte die Decke wohl viel härter getroffen, als ich anfangs gedacht hatte. Keira sah besorgt aus, versuchte es aber hinter ihrem Zorn zu verbergen.
»Daran bist du ja wohl alleine schuld.«
Blöderweise hatte sie wieder recht.
»Ich hab ja auch nix Gegenteiliges behauptet. Also können wir fahren?«
Sie musterte noch einmal meinen blutverschmierten Arm. Es war deutlich, dass ihre Sorge über ihr Temperament gewann.
»Na gut. Ich nehme an die blöde Truhe willst du mitnehmen.«
Was für eine Frage.
»Klar.«
Missbilligend half sie mir die Truhe in den Mustang zu heben.
»Wie bist du hergekommen?«
Keira hatte kein Auto, nur ein Fahrrad, das ich nirgendwo sehen konnte.
»Ich bin von dir aus gerannt.«
Damit hatte ich nicht gerechnet. Auch wenn es von mir hierher nicht so weit war, lief man trotzdem fast zwanzig Minuten. Sie hatte sich wirklich Sorgen gemacht. Schuldgefühle breiteten sich in meiner Magengegend aus.
»Tut mir leid«, flüsterte ich geknickt.
»Das hättest du dir früher überlegen sollen.«
Ich fuhr nicht so rasant wie zuvor. Das wäre jetzt noch die letzte Krönung gewesen und ich wäre für immer bei Keira in Ungnade gefallen. Wie selbstverständlich lief Keira ins Bad und zog mich unsanft hinter sich her.
»Setz dich«, befahl sie mir trocken.
Sie nickte zur Toilette. Brav nahm ich Platz und sah wie sie zielstrebig den Spiegelschrank, über dem Waschbecken, öffnete und sämtliche Wundsalben und Verbände heraus kramte. Sie nahm einen Waschlappen aus der nächstgelegenen Schublade und streckte mir ihre Hand entgegen.
»Gib mir deinen Arm.«
Um sie zu ärgern, streckte ich ihr den Falschen hin. Sie seufzte gereizt.
»Janlan stell dich nicht so blöd an. Du weißt genau, dass das nicht der richtige Arm ist.«
Ich spielte die Ahnungslose.
»Wieso den? Mit dem ist doch alles in Ordnung.«
Sie hob bedrohlich eine ihrer Augenbrauen. Ich sah ein, dass dies nicht die Zeit war sie weiter zu ärgern. Ich gab ihr den rechten Arm. Das Ausstrecken tat nicht gerade gut und riss den frischen Schorf auf. Vorsichtig fing sie an das Blut abzuwischen. Je näher sie der eigentlichen Verletzung kam, umso gereizter war meine Haut. Als sie schließlich dazu kam den ganzen Dreck zu entfernen, zuckte ich mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Blöderweise entwischte mir ein Stöhnen.
»Tut’s weh?«
Was für eine bescheuerte Frage.
»Ja«, grummelte ich zur Antwort.
Sie sah mich spöttisch an.
»Gut.«
Ich schenkte Keira einen wütenden Blick.
»Danke für dein Mitgefühl.«
Das war das Falsche.
»Soll ich dich auch noch für deine Dummheit bemuttern? Ich hab dir gesagt, dass du besser aufpassen sollst. Und was du da heute gemacht hast, kann man wohl kaum als besser aufpassen bezeichnen.«
Ich atmete genervt aus.
»Ist ja gut. Ich weiß, dass das blöd war.«
»Ehrlich? Das fandest du blöd? Merkwürdig ist mir gar nicht so vorgekommen.«
Zynismus. Etwas worin wir beide gut waren.
»Hahaha… Sehr lustig«, gab ich zurück. Ich musste durch zusammengepresste Zähne reden. Inzwischen hatte sie Betaisodona-Salbe auf die Wunde getan. Das Brennen war unerträglich, als würde sich das Jod bis auf meine Knochen durchfressen.
»Du hast recht, das ist nicht lustig. Das versuche ich dir ja die ganze Zeit klarzumachen.«
Ich hatte gehofft sie hätte sich vorhin ausgetobt, aber das war wohl die falsche Hoffnung gewesen.
»Also, was ist in der Truhe?«, fragte sie schließlich, als sie den Verband fertig angelegt hatte. Was noch lange nicht hieß das ich meinen Behandlungsstuhl – die Toilette – verlassen durfte. Ich hatte noch genug Kratzer und Schürfwunden, um uns eine weitere Stunde zu beschäftigen. Widerwillig erzählte ich Keira vom Rätsel meines Großvaters. Ich sah wie der Funken Hoffnung in ihren Augen aufflammte, den ich gewünscht hatte, verhindern zu können, bis ich mir über den Inhalt der Truhe im Klaren war. Nun ja, blöd gelaufen. Keira bestand darauf die Truhe alleine zu tragen.
»Mit deinem Ellbogen kannst du die doch eh nicht heben.«
Womöglich hatte sie recht, aber ich mochte es nicht, wenn sie mich so sehr bemutterte. Ich trottete hinter ihr her, wie ein kleines trotziges Kind. Sie kam nur bis zum Schlafzimmer, und als sie die Truhe abstellte oder eher fallen ließ, bröckelte sämtlicher Rest Erde ab. Er verteilte sich auf dem bis dahin sauberen Teppich. Auch diese Truhe hatte ein
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