Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Vorhängeschloss.
»Kennst du die Kombination?«
Keira sah mich skeptisch an. Ich zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht.«
Ich stellte die Zahlen eins, fünf, null und acht ein. Eigentlich hatte ich erwartet, dass das Schloss aufging, aber es blieb verschlossen. Keira sah mich enttäuscht an. Ich überlegte einen Moment. Vielleicht war es doch kein Zufall gewesen.
»Lass mich noch mal etwas versuchen.«
Dieses Mal wählte ich die Zahlen eins, neun, neun, eins. Mein Geburtsjahr. Es klickte. Es war also wirklich kein Zufall.
»Woher wusstest du das?«
Keira wirkte überrascht.
»Die erste Truhe ging mit meinem Geburtstag auf. Ich dachte, dass es hier mit meinem Geburtsjahr klappen könnte. Reines Glück.«
Wir hielten die Luft an. Keira aus Anspannung, ich aus Furcht, dass der Inhalt so enttäuschend war, dass Keira mich gleich noch mal ausschimpfen würde. Die Truhe war nicht leer. Voll hätte ich auch nicht gesagt, aber definitiv nicht leer. Darin befanden sich ein Brief und eine kleine Schachtel. Sie hatte die Größe der Schachteln in die Juweliere immer ihre Ringe herausgaben. Ich öffnete sie zuerst. Und Überraschung. Es war wirklich eine Ringschachtel. Ich hielt einen Ring ins Licht, der mein Familienwappen trug. Einen brüllenden Löwen. In meinem Haus fand man dieses Wappen nicht mehr. Mein Großvater hatte alle entfernen lassen. Umso mehr wunderte es mich, dass er diesen Ring in der Truhe versteckt hatte. Warum sollte er sämtliche Wappen vernichten und nur dieses eine aufheben. Das ergab keinen Sinn. Keira hielt wortlos die Hand auf und streckte mir den Brief hin. Sie hatte ihn nicht geöffnet. Sie schien der Meinung zu sein, dass dies meine Aufgabe war. Ich gab ihr den Ring. Sie musterte ihn eingehend, während ich das alte Papier auseinander faltete. Es war genauso alt und gelblich wie der versteckte Zettel aus der ersten Truhe. Auch die Handschrift war dieselbe. Krakelig und zittrig, als wäre der Brief in Eile geschrieben worden.
Meine liebste Janlan,
ich hatte gehofft du würdest diesen Brief nie lesen. Es bricht mein altes Herz, dich mit dem Folgenden zu beauftragen. Die Welt hat sich verändert. In einer Art und Weise, wie es nie hätte passieren dürfen. Das Gleichgewicht ist gestört und wenn du dies liest, heißt es, dass es schließlich völlig außer Kontrolle ist. Der Zirkel der Seelensammler ist zu mächtig geworden. Die Einzige, die noch etwas dagegen unternehmen kann, bist du. Ich habe dir nie erzählt, wer deine Vorfahren sind. Das tat ich, um dich zu beschützen. Du Janlan, meine liebe Enkeltochter, bist die letzte Lebende des Blutes von Alverra. In deinen Adern fließt das Blut des Ordens von Alverra. Ein Orden, der sich darauf berufen hat, die Welt vor dem Ungleichgewicht durch die Seelensammler zu beschützen. Du besitzt eine Magie und eine Macht, wie sie nur ein Alverra hat. Der Orden ist das Einzige, was die Seelensammler aufhalten kann. Und ich fürchte du bist die Einzige, die vom Orden übrig geblieben ist. Ansonsten würde ich dich nie bitten dein Erbe anzutreten. Ich kann dir in diesem Brief nicht schreiben, was genau du tun musst, für den Fall das jemand anderes dies liest. Ich kann dir nur sagen, dass du den Ring brauchen wirst und mit deiner Suche in Furn anfangen solltest. Der Orden war in jedem Dorf und jeder Stadt, bis die Seelenjäger jeden Einzelnen von uns aufgespürt haben und die Seelensammler sich unsere Seelen bemächtigten. Es ist keiner mehr übrig außer dir. Wenn du das Gleichgewicht nicht wieder herstellen kannst, kann es keiner. Ich leide unter der Vorstellung dich dieser Gefahr auszusetzen, aber als Oberhaupt des Ordens von Alverra habe ich keine andere Wahl. Ich werde sicher tot sein, wenn du dies liest und das macht dich zum neuen Oberhaupt. Geh nach Furn und suche dort unsere Zentrale. Ich kann dir nicht mehr sagen. Es tut mir leid, dass dein Erbe solch eine Bürde ist, aber es ist deine Aufgabe und Pflicht.
P.S Verzeih, das ich dich verlassen musste. Es ging nicht anders. Sie hätten dich ansonsten gefunden. Pass auf dich auf Janlan Alverra.
Finde den Seelentropfen.
Ich starrte ungläubig auf das Papier. Noch mehr Rätsel. Das war ein schlechter Scherz. Zornestränen stiegen mir in die Augen. Was erlaubte sich dieser alte Spinner? In was war ich da bloß hineingestolpert.
»Was ist los?«
Ich antwortete Keira nicht, sondern reichte ihr den Brief. Sie sah auf das Papier und dann wieder zu mir.
»Was steht da?«
Sie verarschte
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