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Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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verzichte.«
    Erleichtert fiel ich zurück, sah Keira aber böse an. Zumindest böse für meine Verhältnisse.
    »Sehr lustig. Bist du sicher? Ein paar Minuten werde ich noch überleben.«
    Sie beäugte mich kritisch.
    »So wie du aussiehst, glaub ich das kaum. Außerdem steht draußen noch mein Fahrrad.«
    »Ach so, stimmt ja. Hatte ich vergessen.«
    Sie wollte gerade gehen, als sie innehielt.
    »Wenn du so etwas wie heute noch einmal abziehst, schwöre ich, werde ich dich hassen.«
    Ich sah in ihre braun-grünen Augen und lächelte.
    »Wirst du nicht.«
    Sie lachte wieder.
    »Stimmt. Werde ich nicht, aber ich würde es versuchen.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Dazu hast du mich viel zu gern.«
    Jetzt sah sie etwas finsterer aus.
    »Eben deshalb ja. Mach nix Dummes, ok?«
    Ich wusste dass sie wieder die Truhen meinte.
    »Ich werde ein braves Mädchen sein. Versprochen.«
    »Ja, aber das hast du gestern auch schon gesagt.«
    Ich seufzte genervt.
    »Jetzt geh endlich. Sonst garantier‘ ich für nichts.«
    Sie sah mich noch einmal warnend an, bevor sie meine Zimmertür hinter sich schloss. Ich hasste es Keira zu belügen, aber manchmal musste es sein. Sie hätte mich nie in Ruhe gelassen, wüsste sie, dass ich ernsthaft darüber nachdenken wollte.
    Seelenenergie

    Seit Stunden saß ich im Fenster und sah zum Mond hinauf. In meinem Kopf wälzten sich die Gedanken hin und her. Immer wieder drehte ich den Wappenring an meinem Finger. Er schien unglaublich schwer zu sein. Unaufhaltsam hatte ich versucht, mir einreden zu wollen, dass das alles nur wirres Zeug war. Dass mein Großvater nicht mehr zurechnungsfähig gewesen war, als er den Brief schrieb. Dass es sicher nicht in meiner Macht lag, etwas zu bewirken oder gar zu ändern. Aber es gelang mir nicht. Ich wollte meinen eigenen Gedanken nicht zustimmen. Es war einfach alles viel zu durchdacht. Das Rätsel in der ersten Truhe. Dass er mich darauf hinwies, als ich erst sechs war. Dass mein Großvater mir genau die Stelle zeigte, an der er später die zweite Truhe verstecken würde. Das war alles über Jahre geplant gewesen. Kein blöder Einfall eines geistig Verwirrten. Mein Großvater hatte genau gewusst, was er tat. Was noch lange nicht hieß, dass ich wusste, was ich tun musste. Furn, das war alles, was mein Großvater sich traute in einem Brief mitzuteilen.
    Ich fürchtete, dass ich in etwas hineingeraten war, das viel größer schien, als ich jetzt auch nur im Ansatz verstand. Aber eins war sicher, ich wollte Keira da nicht mit hineinziehen. Das konnte ich ihr nicht antun. Und das hieß, dass ich schnell handeln musste. Ich wusste, dass Keira mich genau beobachten würde. Es würde nicht lange dauern, bis sie herausfand, was ich vorhatte und mich davon abbringen würde. Wenn ich nach Furn wollte, und das ohne sie, musste ich gleich aufbrechen.
    Kaum hatte ich den Entschluss gefasst, sprang ich vom Fenstersims. Es schmerzte mich, Keira so zu hintergehen, aber es war zu ihrem eigenen Besten. Mein Radiowecker zeigte ein Uhr nachts, als ich anfing, in meinem Zimmer hin und herzulaufen und alles, was ich als nützlich empfand, in meine Reisetasche warf. Jeans, T-Shirts, Pullis, Unterwäsche, der übliche Kram eben. Dann huschte ich ins Badezimmer und packte meinen Vorrat an Kopfschmerztabletten ein. Stand einen Moment ratlos vor dem Verbandszeug, bevor ich auch davon alles in die Tasche warf. Das würde ich sicher brauchen. Außerdem durchstöberte ich den Keller. Ich fand ein paar besser funktionierende Taschenlampen. Ein altes Taschenmesser. Eine ganze Zeltgarnitur und was noch so alles dazugehörte. Vor einem unscheinbaren Karton blieb ich stehen.
    Ich konnte nicht glauben, was mir da in die Hände gefallen war. In jeweils einer Hand hielt ich zwei völlig identische Dolche. Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen, noch hatte ich von ihrer Existenz gewusst. Sie waren schlicht, einfach und auf ihre Funktion reduziert. Ich war mir zwar sicher, dass ich damit nicht umgehen konnte, aber unbewaffnet loszuziehen schien mir auch nicht die beste Idee zu sein. Vorsichtig packte ich sie zwischen meine Kleidung und hoffte, dass ich mich später noch daran erinnern würde. Das sähe mir ähnlich, mich an den Klingen zu schneiden, nur weil ich vergessen hatte, dass sie da waren. In der Küche packte ich alles ein, was mir halbwegs haltbar erschien. Die Reisetasche war jetzt bis zum Rand gefüllt. Mehr würde nicht hineinpassen, und ich wusste auch nicht, was noch fehlen sollte.

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