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Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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Unterfangen ungeeignet waren. Sicher hätte kein professioneller Bergsteiger das Tragen von Stiefeln empfohlen, aber besser als irgendwelche Ballerinas oder Pumps. Mein viel zu langes Pony nervte zunehmend und ich blies ihn mir immer wieder aus dem Gesicht, was zunehmend schwerer wurde, je mehr Schweiß mir auf der Stirn stand. Pony konnte ich es wohl auch nicht mehr nennen, dafür war es sicherlich inzwischen viel zu lang. Ich griff nach einem weiteren vorstehenden Stein und wollte mich gerade daran hochziehen, als der Stein nachgab und polternd in die Tiefe stürzte. Meiner Kehle entrang sich in dieser Sekunde nur ein überraschtes »Oh!« Ich spürte, wie ich langsam den Halt verlor und sah schon den bisher durch den Nebel verborgenen Boden auf mich zukommen. Ich suchte mit meinem Fuß verzweifelt nach Halt, wobei es mir unmöglich war, hinunter zu sehen, um etwas Passendes zu finden.
    »Janlan, halt dich fest!«, kam jetzt auch Craigs entsetzter Schrei. Was glaubte er, was ich machte. Ich war ja immerhin noch nicht davon überzeugt, fliegen zu können. Meine rechte Hand baumelte hilflos an meiner Seite und bekam einfach nichts Festes zu fassen. Es war, als hing ich buchstäblich an einem Seidenfaden und konnte zusehen, wie dieser immer weiter riss. Meine Finger rutschten Millimeter, um Millimeter von dem winzigen Stein ab, der das Einzige war, was mich noch an dieser Felswand hielt. Ich sah Craigs vor Schreck geweitete Augen und die Hand, die er mir hilflos entgegenstreckte und die genauso den Tod bedeutete, wie ein Sturz in die Tiefe. Mein Arm brannte und ich spürte, wie meine Muskeln sich langsam verhärteten. Noch verzweifelter suchte ich nach dem winzigen Stückchen Fels, einen Stein, eine Wurzel, irgendetwas, das mir den rettenden Halt geben würde.
    »Janlan, lass ja nicht los. Du musst dich festhalten!«
    Craig sah so verzweifelt aus, wie ich mich fühlte. Keiras Schwert schlug immer wieder klirrend gegen die Wand, wobei ich das Vibrieren in meinem ganzen Körper spüren konnte. Ich krallte mich nur noch mit den Fingerkuppen fest und spürte, wie warmes Blut meinen Arm hinunterlief. Das war der reinste Horror. So viel hatte ich jetzt schon überstanden und war mit meinem Leben davongekommen und jetzt sollte ich an so einer blöden Felswand scheitern und ein sicherlich sehr schmerzhaftes Ende finden. Das war ein schlechter Scherz. Eine ungeheure Gemeinheit des Schicksals. Ich merkte, wie Tränen meine Wange hinabliefen und eine saubere Spur auf der sonst verdreckten Wange hinterließen. Mein Arm bebte nun schon von der Anstrengung und ich spürte, wie ich mich verkrampfte. Ich konnte mich nicht mehr festhalten. Das Blut machte den Stein noch rutschiger und es war unmöglich geworden, meinen Griff zu verstärken. Ich sah flehend in Craigs silbrige Augen. Ich flehte ihn nicht um Hilfe an, sondern um Verzeihung.
    »Janlan, nein! Lass nicht los!«
    Ich wollte nicht loslasse, aber ich konnte mich auch nicht mehr festhalten. Jede Faser meines Körpers schien unter dem Schmerz meines eigenen Gewichtes aufzuschreien. Die Muskeln meines Armes waren zum Zerreißen gespannt.
    »Tut mir leid. Ich kann nicht mehr.«
    »Janlan nicht!«, brüllte Craig, als meine blutigen Finger endgültig den Kontakt zur Felswand verloren. Mein Herz raste und pochte wild in meinen Ohren, als ich in die Tiefe stürzte. Der Wind heulte um mich herum und zerrte an meinen Kleidern. Ich spürte den sinnlosen Schub an Adrenalin. Ich kniff die Augen fest zusammen. Ich wollte nicht sehen, wie weit der harte Boden noch entfernt war. Es war ein merkwürdiges Gefühl, genau zu wissen, dass das eigene Leben jede Sekunde unumgänglich zu Ende sein würde. Es war unmöglich, ein solches Gefühl zu beschreiben. Ich versuchte, nicht daran zu denken, was passieren würde. Malte mir nicht die Folgen aus, die diesem Moment der Schwerelosigkeit folgen würden. Den Schmerz und das Ende. Ich konzentrierte meine Gedanken auf Craigs Gesicht. Ich sah jedes Detail seiner Augen, jede noch so winzige Falte, die er bekam, wenn er lächelte. Alles, was ich immer so begierig in mich aufgesogen hatte, diente mir jetzt als letzte Ablenkung. Neben seinem Gesicht erschien das Keiras. Auch ihres kannte ich aufs Genauste. Es war nicht schwer, sie mir vorzustellen. Allerdings lächelte sie im Gegensatz zu Craig nicht. Sie sah mich in meinen eigenen Gedanken sorgenvoll an. Wie sonst hätte ich sie in einen Moment wie diesen sehen sollen.
    »Es tut mir Leid, Keira«,

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