Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
unüberlegten Aktion, die Hotelsuite zu beziehen, hatte ich nicht daran gedacht, dass ich so Keira meine Schmerzattacken nicht würde verheimlichen können. Unruhig warf ich mich in dem Bett auf meiner Seite hin und her und versuchte zu verhindern, dass ich einschlief. Es war die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, um die Anfälle zu verhindern. Wirklich keine langfristige Lösung. Funktionieren tat sie auch nicht. Für einen Moment dachte ich, dass ich wieder auf dem Waldboden läge. Meine Glieder schmerzten und meine Kleidung war feucht. Ich fühlte eine angenehme Kühle auf meiner Stirn und besorgte Hände, die verschwitze Strähnen aus meinem Gesicht strichen.
»Janlan, hörst du mich?«
Ich blinzelte gegen das helle Licht über mir. Keiras blondes Haar fiel wie ein Schleier um ihr Gesicht. Und dieses war vor Sorge verzerrt. Tja mein schlauer Einfall war gar keine Lösung gewesen. Offensichtlich hatte es alles nur verschlimmert. Ich konnte mich nicht einmal mehr erinnern eingeschlafen zu sein oder irgendwelche Schmerzen gespürt zu haben.
»Was… was ist passiert?«
Ich zuckte zusammen, als meine Kehle bei den Worten brannte. Meine Hand fuhr zu meinem Hals. Entsetzt sah ich, dass sie blutüberströmt war. Zahllose kleine Schnitte hatten die Haut aufgerissen und rote Wunden hinterlassen.
»Keira… was?«
Verwirrt und beunruhigt sah ich mich im Zimmer um. Auf meiner Seite des riesigen Bettes waren überall Blutflecken. Nicht groß, aber es sah dennoch beängstigend aus. Ich entdeckte den Ursprung meiner Schnitte. Meine Nachttischlampe lag in tausend Scherben über dem Teppichfußboden verteilt. An einigen der Scherben klebte Blut. Als ich wieder zu Keira sah, waren ihre Augen gerötet und ihre Wagen gereizt von den vielen Tränen. Ihre Stimme klang brüchig.
»Ich… Es war zu spät, als ich aufgewacht bin. Du… du hast geschrien und wild um dich geschlagen, dabei hast du die Lampe erwischt. Ich konnte dich nicht festhalten. Du warst einfach zu stark…«
Schuld blitzte in ihren Augen auf.
»Oh…«, stammelte ich heiser.
Wie sollte ich ihr das jetzt wieder ausreden.
»Wie lange?« Meine Frage schien einem Messerstich ins Herz gleichzukommen. Tränen rollten wieder über ihre Wangen. Ihre Haut war so gereizt, dass jede Träne brennen musste.
»Eine Stunde lang hast du dich hin und her geworfen. Ich konnte deine Hand nicht verbinden oder sonst wie behandeln… Ich konnte dich einfach nicht beruhigen.«
Eine Stunde lang. Kein Wunder, dass mir jeder Muskel wehtat. Ich hätte daran denken müssen.
»Deshalb hast du die letzten Nächte im Mustang geschlafen, oder? Du wolltest nicht, dass ich das hier mitbekomme.«
Scharfsinnig wie eh und je. Ich wusste, dass sie mir das wieder vorhalten würde. Ich schien aber auch wirklich nichts dazuzulernen. Ich nickte schuldbewusst.
»Ich hätte es dir sagen müssen.«
Überraschenderweise klang sie nicht vorwurfsvoll und in ihren Blicken lag vorerst nichts als Sorge.
»Kannst du dich aufsetzen?«
Vorsichtig hob ich den Oberkörper und stemmte mich gegen das Kopfende. Keira stand auf und huschte schnell durchs Zimmer. Mit gezieltem Griff hatte sie meine Erste-Hilfetasche in der Hand. Dann holte sie eine Schüssel Wasser und eine weitere leere Schüssel aus dem Bad. Wo sie wohl die Schüsseln herhatte?
»Gib mir deine Hand.«
Widerstandslos streckte ich ihr meine rechte Hand entgegen. Aus dem einen oder anderen Schnitt quoll immer noch Blut und hinterließ hässliche Flecken auf dem weißen Laken. Das würde Reynold bestimmt nicht gefallen.
»Ich muss die Glassplitter rausziehen.«
Ich stellte mich auf Schmerzen ein. Immer wieder erklang ein leises Klonk, wenn ein Glassplitter in die leere Schüssel fiel. Als Keira alle Splitter erwischt zu haben schien, reinigte sie jeden einzelnen Schnitt mit höchster Sorgfältigkeit. Nur der kleinste Schmutz und meine ganze Hand würde sich entzünden. Zum Glück war keiner der Schnitte so tief, dass er hätte genäht werden müssen. Ich biss jedes Mal auf meine Lippe, wenn das raue Tuch auf meine gereizte Haut traf.
»Entschuldige«, kam es dann jedes Mal von Keira. Ich konnte nur, »Nicht… deine… Schuld«, zwischen den Lippen hervor pressen. Sie war andere Meinung, sagte es aber nicht.
»Du kannst nichts dagegen machen?«, fragte sie leise.
Ich sah in ihre traurigen Augen, nur um sofort den Blick wieder abzuwenden. Wie ich diesen Ausdruck hasste.
»Vorerst nicht.«
Ich sagte es so leise, als hoffte ich, es
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