Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
wohl nicht viel Zeit, deshalb ist hier so ein Chaos.«
Er holte überflüssigerweise mit dem Arm aus und deutete durch den Raum.
»Dann sind sie entkommen? Du meinst ich bin doch nicht die einzige Überlebende des Ordens?«
Ryans Blick wurde finster und traurig.
»Doch Janlan. Ich fürchte du bist die Letzte. Sie haben es vielleicht geschafft aus Furn herauszukommen, aber irgendwann sind sie den Jägern in die Hände gefallen.«
Er wich meinem Blick aus als könnten seine Worte mich verletzten.
»Ach so. Naja vielleicht haben sie etwas Wichtiges hier gelassen.«
Ich fing wieder an, die Bücher auf dem Tisch zu untersuchen. Keira ging an den Bücherregalen an der Wand entlang. Ryan hob sämtliche Gegenstände vom Boden auf. Unbewusst zog ich den Stuhl an den Tisch heran und setzte mich darauf. Er knarrte bedrohlich. Keira warf mir einen forschenden Blick zu. Sie erwartete wohl, dass der Stuhl unter mir zusammenbrach und ich mit dem Kopf auf die Tischkante schlug oder etwas Derartiges.
»Der hält schon.«
Ich murmelte es ein wenig abwesend und sah sie nicht an. Meine Aufmerksamkeit war auf das Buch über diese Gerätschaft gerichtet. Etwas daran interessierte mich mehr als ich anfangs dachte. Es beschrieb den Aufbau. Ich überflog es. Das meiste davon würde ich eh nicht verstehen. Ich suchte nach einem Namen und der genauen Funktion, also blätterte ich zum Ende des Buches. Es hatte keins. Sämtliche Kapitel, die nach dem Aufbau folgten, waren herausgerissen worden. Nur ein Teil einer Seite war nicht ganz sauber abgetrennt. Ich konnte nur noch einen Satz ausmachen.
Der Gealen war ursprünglich kreiert worden, um das Gegensätzliche zu bewirken.
Der Gealen? Etwas an diesem Satz ließ mein Herz rasen. Ich las ihn wieder und wieder. Ich suchte in jeder Ecke meines Gedächtnisses, ob ich von diesem Gealen schon einmal gehört hatte. Hatte ich nicht. Frustriert legte ich die Stirn in Falten.
»Hat einer von euch schon einmal etwas von einem Gealen gehört?«
Keira sah mich verwirrt an. Ihr sagte das genauso wenig wie mir. Ryan hingegen war in seiner Bewegung, ein Buch aufzuheben, erstarrt.
»Hast du Gealen gesagt?«
Ich nickte.
»Das Buch hier beschreibt seinen Aufbau, aber Funktion und Anwendung wurden herausgerissen. Weißt du, was das ist?«
Langsam kam er um den Tisch herum. Er starrte auf das Buch herunter.
»Also? Ryan, was ist ein Gealen?«
Als er mir antwortete, schien es, als wäre er sich Keiras und meiner Anwesenheit nicht mehr bewusst.
»Ich kann nicht fassen, dass es ein Buch darüber gibt. Das ist Wahnsinn… Kein Wunder, dass hier jemand viele Bücher verbrannt hat…«
»Ryan, was ist ein Gealen?!«
Ich schrie ihn fast an und trotzdem schien er mich nicht zu hören. Als er nicht reagierte, riss ich ihn an seinem Ärmel herum.
»Ryan, was weißt du darüber?!«
Aus irgendeinem Grund war es überlebenswichtig für mich, dieses Wissen zu besitzen. Nur langsam fing er endlich an zu reden.
»Ein Gealen ist ein furchtbares Gerät. Es sieht fast so aus wie ein Kompass…«
Das hatte ich den Zeichnungen im Buch schon entnommen. »Die Seelenjäger benutzen es. Damit trennen sie die Seele vom Körper.«
Jetzt erstarrte ich. Warum war ein Buch über die Waffe des Zirkels in einem Quartier des Ordens. Irgendetwas an Ryans Version stimmte nicht. Es passte nicht zusammen. Ich wollte mir das Buch genauer ansehen. Allerdings ohne die bohrenden Blicke von Keira und Ryan im Nacken.
»Habt ihr etwas Interessantes gefunden?«
Ich versuchte es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. Keiner von beiden reagierte. Erst als mir ihr Schweigen bewusst wurde, sah ich zu ihnen zurück. Ich hatte mit den Augen den Raum erneut abgesucht.
»Janlan…«, sagte Keira zögernd. Was war denn jetzt passiert?
»Was?«
Unwillkürlich sah ich an mir herunter und suchte irgendwo nach Blut. Diesen Ton schlug sie meistens an, wenn ich mich mal wieder verletzt hatte.
»Fass das Buch wieder an.«
Was? War Keira jetzt verrückt geworden. Sie sah zumindest so aus. Ihre braunen Augen waren vor Überraschung geweitet und sahen von mir immer wieder zurück zum Buch. Es lag immer noch offen vor mir.
»Was?«, fragte ich schließlich, als ich die erste Verwirrung überwunden hatte.
»Das Buch, fass es wieder an.«
Ich murrte, tat aber was sie mir sagte. Den Sinn dahinter verstand ich absolut nicht. Als meine Finger das raue Papier berührten, atmete Keira rasch ein. Aus einem mir unbegreiflichen Grund war sie von
Weitere Kostenlose Bücher