Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
irgendwo wieder eine Art Hebel oder Mechanismus. Du glaubst doch nicht, dass wir so einfach in einen Sitz des Ordens eindringen können, wenn mein Großvater schon in Rätseln gesprochen hat, nur um mir einen Ring zu hinterlassen.«
Sie musterte mich, dann fing sie an jeden Zentimeter der Wand genau zu betrachten. Ich fühlte mit den Händen nach jeder Unebenheit.
»Hier.«
Ryan stand einen Meter von mir entfernt. Seine Hand war in einem schmalen Loch verschwunden. Es lag genau an einer Stelle, wo das flackernde Licht einen Schatten hinwarf.
»Da ist denke ich wieder ein Löwenkopf.«
Ich schubste ihn ein wenig zur Seite. Er hatte damit kein Problem, hatte mein Schubser ihn ja direkt wieder neben Keira befördert. Die Spannung zwischen den Beiden war fast greifbar. Ich versuchte sie zu ignorieren und tastete selbst die kleinen Vertiefungen in dem Loch ab. Es war unmöglich, meine Hand zu drehen, sodass der Ring einrastete. Schnell zog ich sie zurück und nahm den Ring vom Finger. Ein verräterisches Klicken bestätigte, dass ich den Ring endlich in der richtigen Position hatte. Gespannt drehte ich ihn ein wenig nach rechts. Keira stieß einen kleinen erschrockenen Schrei aus, als die Wand hinter ihr und unter einer Staubwolke zur Seite glitt. Ich hustete und hatte das Gefühl, eine Handvoll Dreck verschluckt zu haben. Die Wand hatte einen weiteren Tunnel freigegeben. Wieder flackerte in der Ferne eine einsame Glühbirne auf. Gerade als Ryan hinter Keira durch die neue Öffnung getreten war, schob die Wand sich an ihren ursprünglichen Platz zurück. Sie fügte sich so makellos ein, dass ich selbst fast nicht mehr glaubte, eben noch auf der anderen Seite gewesen zu sein. Es war nicht mal eine Rille zu sehen.
»Weiter.«
Ich würde mir erst später Gedanken machen, wo der Schalter für diese Seite war. Ich hoffte inständig, dass es einen gab. Ich meine, das musste es doch. Irgendwie waren die Ordensmitglieder hier ja auch wieder herausgekommen. Der Tunnel war zwar ebenso schmutzig wie der andere aber der Boden war übersät mit alten Fußabdrücken, die wild über den Boden verliefen. Wir mussten nicht lange durch das erneute Zwielicht laufen. Nach vielleicht fünf Minuten standen wir in der Mitte eines großen Raumes. Er wirkte grobschlächtig. Ein Tisch nahm den größten Platz ein. Auf ihm lagen unzählige Bücher. Ein paar waren aufgeschlagen, andere unachtsam auf den Boden geworfen. Ich konnte auch einige vergilbte und teilweise eingerissene Blätter Papier sehen. An den Wänden stand ein Bücherregal neben dem anderen. Sie waren nicht alle voll mit Büchern. Eines schien sogar in großer Hektik umgeworfen zu sein auf der Suche nach etwas Bestimmten. Der ganze Raum sah aus, als wäre er einem Kampf oder Ähnlichem zum Opfer gefallen.
»Was ist hier bloß passiert?«
Ich sagte es mehr in die Stille hinein, als dass ich Keira oder Ryan ansprach. Langsam ging ich zu dem Tisch, wobei ich darauf achtete, auf nichts zu treten. Wer weiß, was davon noch wichtig werden würde.
»Es scheint, als haben die Ordensmitglieder versucht zu fliehen, bevor die Seelenjäger sie fangen konnten.« Erschrocken drehte ich mich zu ihm um, wobei ich eine Staubwolke vom Boden aufwirbelte.
»Du meinst, Seelenjäger waren hier? Hier in diesem Raum?«
Wenn das stimmte, konnte ich kaum hoffen, irgendetwas Brauchbares zu finden. Hektisch begann ich jetzt, die Unterlagen auf dem Tisch zu durchwühlen. Fast als wäre ich die Person, die dieses Chaos an erster Stelle verursacht hatte. Ich durchblätterte gerade ein Buch, das von irgendeinem Apparat handelte. Ich las nicht genau genug, um überhaupt zu erfassen, was für eine Gerätschaft das sein sollte. Meine Hände hatten bereits das nächste Buch gepackt, als eine weitere Hand mich festhielt.
»Janlan, beruhige dich.«
Keira sah mich fest an und ließ meine Hand dabei nicht los.
»Du solltest Ryan zuhören, bevor du hier in völlig sinnlose Panikattacken ausbrichst.«
Verwirrt sah ich zu Ryan auf.
»Du hast mich nicht ausreden lassen.«
»Oh, entschuldige. Was wolltest du noch sagen?«, fragte ich in dem Versuch der Situation ihre Peinlichkeit zu nehmen. Ich freute mich wieder einmal, dass ich nicht rot wurde wie Keira, wenn ihr etwas peinlich war.
»Ich bin sicher, dass hier unten niemand war außer den Ordensmitgliedern. Sie waren sicher hier, um Sachen zu holen oder zu vernichten, für den Fall, dass es Seelenjägern gelingen sollte hier einzudringen. Dabei hatten sie
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