Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
scheint es bereits etwas gesagt zu haben, wenn ich dich an deine Reaktion draußen vor der Tür erinnern darf.«
Natürlich sagte mir das Symbol etwas. Ich trug es schließlich an der Hand. Es war mein Symbol. Ich war die Einzige noch lebende Alverra. Die Einzige, die so einen Ring trug.
»Hast du eine bestimmte Vermutung diesbezüglich?«
Ryan hob ein wenig unschlüssig seine breiten Schultern an.
»Nicht direkt. Wir denken, dass dies hier ein Haus des Ordens von Alverra war. Wir haben es schon unzählige Male durchsucht, genauso wie die Seelenjäger, aber wir konnten nichts finden. Und da du eine Alverra bist…«
Er sprach seinen Gedanken nicht zu Ende. Wahrscheinlich glaubte er, ich würde Tausende der Geheimnisse des Ordens von Alverra kennen. Sicherlich ahnte er nicht mal annähernd, dass ich nicht das Geringste wusste.
»Wir?«
Ryan nickte.
»Der Widerstand und ich.«
»Seit wann gibt es diesen Widerstand?«
Ryans Gesicht wurde zornig. Sein Zorn war nicht auf mich gerichtet, dennoch trat ich einen Schritt zurück.
»Seit die Seelenjäger angefangen haben in Häuser einzubrechen und vor nichts und niemandem Halt machen. Es werden zu viele von ihnen. Jeden Tag stoßen neue dazu, nur um sich vor dem Tod zu schützen. Dafür sind sie bereit, anderen das Leben zu nehmen. Die Menschen haben Angst. Und es wird immer schlimmer. Ich und ein paar andere haben uns zusammengetan und bekämpfen die Machenschaften des Zirkels im Geheimen. Wir versuchen, ihre Jäger auszuschalten und die Bewohner zu schützen. Wir sind nicht die Einzigen. In fast jeder Stadt haben wir Mitstreiter. Wir haben ein eigenes kleines Netz aufgebaut. Noch ist der Zirkel sich uns nicht ganz bewusst.«
Sein Zorn verebbte, als er leiser weiter sprach, »Wir sind die Einzigen, die noch etwas unternehmen, seitdem sie den Orden von Alverra ausgelöscht haben…«
Er hielt inne und sah mich hoffnungsvoll an.
»Nun ja fast ausgelöscht haben. Dich haben sie glücklicherweise übersehen. Wir wissen nicht, wie ihnen dieser Fehler unterlaufen ist, aber es kann nur gut für uns sein. Wir versuchen die Arbeit des Ordens weiterzuführen, aber wir wissen nicht viel. Wir finden zwar überall Häuser wie dieses, aber wir finden nirgends wirkliche Hinterlassenschaften des Ordens. Deshalb habe ich dich hierher gebracht.«
Super. Jetzt fühlte ich mich überhaupt nicht unter Druck gesetzt. Ryan hatte mich eben zur einzigen Hoffnung gemacht, den Zirkel stoppen zu können und sämtliche Geheimnisse des Ordens aufzudecken. Ich wusste nicht, wie ich auch nur eine dieser Hoffnungen erfüllen sollte.
»Solche Häuser gibt es überall?«
Ryan nickte und sagte, »In fast jeder Stadt. Das Symbol ist meistens sehr gut getarnt. Kannst du etwas damit anfangen?«
Ich überlegte. Mein Großvater musste einen Grund gehabt haben, mir den Ring mit unserem Symbol darauf zu hinterlassen.
»Ich… weiß noch nicht genau«, antwortete ich mit schiefem Kopf und betrachtete den Löwen hinter Ryan. Langsam ging ich an ihm vorbei. Meine Schuhe knartschten bei jedem Schritt, wobei ich das Gefühl hatte, in jedem Schuh einen See mitzuführen. Ich fuhr mit meinen Fingern über den Löwenkopf. Auch er schien dem auf meinem Ring genau zu entsprechen. Langsam legte ich meine Hand an die Wand und fühlte, wie der Ring in die Vertiefung glitt. Einem Instinkt folgend – oder zumindest dachte ich, dass es etwas dergleichen sein musste – versuchte ich meine Hand zu drehen. Ich spürte einen leichten Widerstand, bevor ein leises Klicken erklang. Kurz darauf knirschte der Kamin neben mir. Er stand nicht mehr an der Wand. Der gesamte Kamin, der aus massiven Backsteinen zu sein schien, war eben einfach so ein Stück von der Wand weggerückt. Ich musste in einem Film sein. Geheime Türen und deren versteckte Mechanismen gab es doch nur im Film. Ich drehte mich zu Keira um, auch sie starrte ungläubig auf den entstandenen Spalt. Ryan hingegen lächelte mich breit an.
»Ich lag wohl richtig, euch herzubringen.«
Er klang wie ein kleiner Junge, der gerade die Schatztruhe gefunden hatte, die seine Mutter liebevoll versteckte.
»Wir hätten eine Taschenlampe mitnehmen sollen.«, sagte ich verärgert, mehr zu mir selbst als zu den anderen Zwei. Ich hörte, wie einer der beiden in einem Rucksack kramte. Etwas Hartes tippte mir auf die Schulter.
»Hier.«
Ryan hielt mir eine schwere schwarze Taschenlampe hin. Er bemerkte meinen verwunderten Blick.
»Das Haus hat keinen Strom mehr und ich
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