Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
in der Nacht an meine Tür hämmern musst, um darüber zu reden.«
»Oh. Na ja. Offensichtlich ist nicht mitten in der Nacht.«
»Es ist die Mitte meiner Nacht«, blaffte Hazard.
Sie starrte in die von Ärger erfüllten grauen Augen und hielt ihm das Papptablett entgegen. »Kaffee?«
»Kaffee? Dafür hast du mich aus dem Bett geholt?«
»Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur, eine heißer Kaffee würde dir helfen, wach zu werden.« Sie zuckte mit den Achseln und senkte das Tablett. »Offensichtlich lag ich falsch.«
»Was willst du, Eve?«
»Ich will den Anhänger.« Plötzlich war ihr Tonfall genauso schroff wie seiner, ihre Miene genauso finster. »Ich will Pavane finden und den Talisman zurückholen. Und ich will, dass du mir dabei hilfst.«
Er schüttelte den Kopf. »Keine gute Idee. Nicht nach der letzten Nacht.«
»Was ist los, Hazard? Fürchtest du, dass du so gut warst, dass ich meine Hände nicht von dir lassen kann?«
»Vielleicht solltest du eher Angst haben, dass ich meine Hände nicht von dir lassen kann«, hielt er mit leiser, grimmiger Stimme dagegen.
»Habe ich aber nicht.« Sie unterdrückte einen kleinen Schauder der Aufregung, den sein heißer Blick über ihre Wirbelsäule schickte. »Lass uns einfach vergessen, was gestern Nacht passiert ist, und uns auf die Tatsache konzentrieren, dass wir eine Abmachung hatten. Du solltest mir den Talisman unbeschädigt zurückgeben.«
»Und du solltest mir helfen, den Fluch zu brechen.«
»Genau«, stimmte Eve ihm zu. »Und Pavane haben wir zu verdanken, dass keiner von uns seine Seite der Abmachung einhalten konnte. Also sollten wir nicht hier herumstehen und Zeit damit verschwenden, uns zu streiten. Zieh dich lieber an und komm runter, damit wir uns überlegen können, was wir tun sollen.«
Ihm gefiel diese Vorstellung nicht, das war deutlich an seiner missgelaunten Miene abzulesen. Eve ging davon aus, dass er nach einem Grund suchte, den Vorschlag abzulehnen … einem Weg, sich mit intakter Würde aus der Verpflichtung zu stehlen. Aber das würde nicht passieren. Sie kannte den Grund für seine plötzliche, seltsame Distanziertheit nicht, aber sie würde nicht zulassen, dass sie dem in die Quere kam, was sie tun musste … was sie zusammen tun mussten. Pavane zu finden und den Anhänger zurückzubekommen war wichtiger als seine schlechte Laune.
»Du hast mir dein Wort gegeben«, erinnerte sie ihn. »Und egal wie bitter und gleichgültig du glaubst, dass du bist, ich wette, dass das dir immer noch etwas bedeutet.«
Er warf ihr einen bösen Blick zu. »Sei vorsichtig, Zauberin. Du könntest eine Menge verlieren, wenn du auf mich setzt.« Er nahm einen der Becher von ihrem Tablett. »Warte unten.«
Hazard schloss die Schlafzimmertür und blieb für einen Moment dahinter stehen, die Hand noch dagegengedrückt. Verärgert. Besorgt. Beschwingt. Das Einzige, was er mehr wollte, als sich meilenweit von Eve fernzuhalten, war, in ihrer Nähe zu sein. Es ergab einfach keinen Sinn. Nichts ergab viel Sinn, seit sie in sein Leben getreten war. Ihr war zu verdanken, dass er Dinge hinterfragte, von denen er wusste, dass sie wahr waren, und sich Dinge wünschte, die er niemals haben konnte. Die Frau hatte mehr in sein Leben zurückgebracht als nur Farbe. Sie hatte auch Sehnsucht und Verwirrung und – am gefährlichsten – Hoffnung gebracht. Es war natürlich eine vergebliche Hoffnung, aber das hielt sie nicht davon ab, sich in seinen Kopf und sein Herz einzuschleichen. Er musste gegen die Hoffnung kämpfen, um sie unter Kontrolle zu halten.
Und um alles nur noch schwieriger zu machen, hatte er soeben zugestimmt, für weiß Gott wie lange Seite an Seite mit ihr zu arbeiten, angeblich, um die Abmachung einzuhalten, die er mit ihr getroffen hatte. Er hätte sich herauswinden … und damit ihre Nähe vermeiden können. Er hätte sich herauswinden sollen, zu ihrem Besten, wenn schon nicht zu seinem eigenen. Was sie letzte Nacht geteilt hatten, war einfach unglaublich. Er wusste genau, was sie gefühlt hatte, weil er es auch gefühlt hatte, nur mit einem wichtigen Unterschied: Er wusste, dass es eine Sackgasse war. Eve verdiente etwas Besseres.
Seine Situation hätte reichen sollen, um sie abzuschrecken. Ein Mann mit Todeswunsch war für jede Frau der falsche Mann. Unglücklicherweise verriet ihm alles, was er über Eve in Erfahrung gebracht hatte, dass sie weder schnell aufgab noch schnell Angst bekam. Angesichts einer Sackgasse gehörte sie zu der
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