Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
Spähzauber würde nicht funktionieren. Selbst wenn sie einen akzeptablen Gegenstand von Pavane besessen hätten, er würde seinen Aufenthaltsort sicherlich verbergen. Damit blieb nur der umständliche Weg. Er musste sich für alles, was er brauchte, im Zweifelsfall an seinesgleichen wenden, und Taggart hatte ihnen drei Namen von Magiern genannt, die seines Wissens gut über die örtliche Magieszene Bescheid wussten. Madame Lavina, deren Gewerbe einen kleinen Teil des beliebten Cafés ihres Sohnes einnahm, war ihr dritter Halt an diesem Morgen und ihr letzter Versuch. Obwohl alle drei Magier im neuesten Klatsch etwas über eine Störung der Energieströme in und um Providence gehört hatten, wussten sie nicht, was oder wer sie verursacht hatte.
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen weiterhelfen«, erklärte Madame Lavina bedauernd. Sie war eine schlanke Frau in ihren Vierzigern, mit hohen Wangenknochen und dunklen, exotischen Augen. Sie saßen an einem geschnitzten Ebenholztisch. Vor ihr lag ein unberührtes Set Tarotkarten. Ihre gelassene, selbstbewusste Art ließ Eve glauben, dass die Frau in ihrer Kunst sehr gut war.
»Ich weiß zu schätzen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns ohne Termin zu empfangen.«
Sie lächelte und zuckte mit den Schultern. »Ich hatte plötzlich eine unerwartete Terminlücke.«
»Unser Glück«, sagte Eve.
»Oder Schicksal«, hielt Madame Lavina dagegen und sah Eve direkt in die Augen. »Soll ich Ihnen die Hand lesen, bevor Sie gehen?«
Wäre sie allein gewesen, hätte Eve vielleicht der Versuchung nachgegeben und das Angebot angenommen. Es konnte nicht schaden, Einblick in das zu bekommen, was vor ihnen lag. Aber auf keinen Fall wollte sie vor Hazard ihr Leben auf dem Tisch ausgebreitet und seziert sehen. Sie schüttelte den Kopf. »Danke. Nicht heute. Vielleicht ein anderes Mal.«
»Vielleicht«, murmelte Madame Lavina mit zweifelnder Miene. Sie blieb sitzen, als Hazard aufstand und Eves Stuhl hielt, damit sie dasselbe tun konnte. Als sie ihre Hand ausstreckte, griff Eve über den Tisch, um sie zu schütteln. Madame Lavina hielt sie fest.
»Er ist für Sie gekommen, wissen Sie das?«, sagte sie und schaffte es irgendwie, auf Hazard zu weisen, ohne die Augen von Eves Gesicht abzuwenden.
Eve schüttelte den Kopf. Sie war sich nicht sicher, was sie meinte, und fühlte sich mit der Art, wie sie ihre Hand umklammerte, nicht wohl. »Nein. Ist er nicht … Ich meine, wir sind nur …«
»Ja«, sagte Madame Lavina, ihr Ton entschieden, während ihr Blick intensiver wurde und gleichzeitig in die Ferne zu schweifen schien. »Er kam hierher, um die Wahrheit zu finden und auch zu geben, von verlorener Macht und gewonnener Macht.«
Eve erkannte die Worte der Prophezeiung, und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie zog ihre Hand weg, aber die Wahrsagerin ließ sich nicht beirren.
»Das Ganze wiederhergestellt aus zwei Teilen«, sagte sie, als lese sie die Worte in Eves Augen ab. »Leben zu Leben. Herz zu Herz.«
»Wir müssen jetzt wirklich gehen«, sagte Eve und sah sich nach ihrer Tasche um. Hazard hob sie vom Boden auf und gab sie ihr.
»Sie können sich nicht auf Glück verlassen«, warnte sie, als Eve sich zur Tür wandte. Die Intensität in der Stimme ließ Eve anhalten und sich umdrehen. Madame Lavina sah sie mit wissendem Blick an. »Aber was verloren wurde, kann zurückgeholt werden, wenn das Herz willens ist.«
Sie hatten ungefähr einen Block entfernt geparkt, und weder sie noch Hazard sprachen ein einziges Wort, bevor sie wieder im Auto saßen.
Er glitt hinter das Lenkrad und wandte sich ihr halb zu, ohne den Motor zu starten. »Willst du darüber reden?«
Eve schenkte ihm einen vorsichtigen Blick.
»Die Prophezeiung«, fügte er hinzu, bevor sie fragen musste. »Darauf hat Madame Lavina sich bezogen, oder?«
»Du kennst die Prophezeiung?«
»Ich weiß von ihr. Ich habe den tatsächlichen Text nie gelesen – ich kenne auch niemanden, der es getan hat. Um ehrlich zu sein, dachte ich immer, sie sei ein Mythos.«
»Vielleicht ist sie das. Ich meine, wirklich … die verlorene Zauberin? Das klingt ziemlich mystisch. Wie Schneewittchen und Peter Pan.«
»Offensichtlich stimmt Madame Lavina dir da nicht zu. Und Pavane ebenso wenig.«
»Und meine Großmutter«, gab sie zögernd zu, »die wahrscheinlich mehr darüber weiß als irgendjemand sonst. Und sie hat die ermüdende Angewohnheit, bei solchen Dingen recht zu behalten.« Sie ließ ihren Kopf gegen die Lehne
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