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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Coughlin
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Sorte Frau, die die Ärmel hochkrempelte und einen Weg über, unter oder schlimmstenfalls auch direkt durch die Mauer fand, um dorthin zu kommen, wo sie hinwollte. Allein der Gedanke daran, dass sie so etwas tat, brachte sein Herz zum Rasen. Es würde nicht viel brauchen, um so eine Frau zu ermuntern.
    Er trat von der Tür weg und tat etwas, was er selten tat: Er warf sein Hemd von den Schultern und stellte sich vor den Spiegel. Sein Gesicht und sein immer gleicher Körper waren für ihn dasselbe wie Gitterstäbe oder Fußketten für einen Gefangenen: eine ständige Erinnerung an seine Gefangenschaft. Er brauchte nicht daran erinnert zu werden. Die Stille und Einsamkeit seiner Existenz machten es deutlich genug. Es spielte keine Rolle, wie viel Musik er sich auf der besten Anlage der Welt anhörte oder in wie vielen lärmenden Mengen er sich verlor. Er konnte der Stille nicht entkommen, dass niemand je seinen Namen aussprach oder wissen wollte, wie es ihm ging, oder sich laut fragte, ob er auch wirklich nicht vergessen hatte, die Tür abzusperren oder die Katze zu füttern oder die verdammte Miete zu bezahlen. Dass niemand da war, den solche Dinge interessierten, weil er mit niemandem diese kleinen Dinge teilte, aus denen ein Leben bestand.
    Taggart zählte nicht. Taggart war … eine Notwendigkeit, wie der Mann, der die Wäsche abholte oder der Lieferant, der ihm sein Essen brachte. Seine Stimme konnte das Schweigen nicht brechen und seine Anwesenheit die Einsamkeit nicht durchdringen. Außerdem kam Taggart aus der Welt der Magie, und das allein machte ihn schon mehr zum Feind als zum Freund.
    Oder zumindest hatte er das bis vor ein paar Tagen gedacht. Eve, einer Zauberin, war es irgendwie gelungen, beides zu schaffen … und das trotz seiner angestrengten Versuche, sie aus seinem Leben fernzuhalten. Vielleicht, weil sie trotz der Magie in ihrem Blut diese Kraft nicht für das Größte hielt. Zuerst hatte er ihr nicht geglaubt, dass sie nicht absichtlich Magie eingesetzt hatte, um ihn um den Anhänger zu betrügen. Es hatte Zeit und Beharrlichkeit gekostet, sich durch zahllose alte Zeitungsartikel und magische Texte zu graben, um die Stücke zusammenzusetzen und so zumindest einen Teil des Puzzles zu lösen, das Eve Lockhart war. Und nun glaubte er nicht nur, dass sie der Magie vor langer Zeit abgeschworen hatte, er verstand auch, warum.
    War das der Grund für dieses starke und ungewöhnliche Zusammengehörigkeitsgefühl, das er von Anfang an empfunden hatte? Die gemeinsame Abneigung gegen Magie? Oder war es die Magie selbst, die sie zusammengebracht hatte?
    Er starrte im Spiegel auf das Mal auf seiner Brust. Ein rundes Mal, das dem von Eve bis ins Kleinste glich. Er hatte dem honigfarbenen Muttermal am Abend zuvor keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Seine Sinne waren zu aufgewühlt gewesen, um sich auf eine einzelne Sache zu konzentrieren. Erst später, als sie ins Bad gegangen war und ihn allein gelassen hatte, fiel es ihm ein. Sie hatten beide ein identisches Mal, an der exakt selben Stelle. Über ihren Herzen. Seines war ihm eingebrannt worden, als Pavane den Boden des Anhängers über ein Feuer gehalten und ihn dann dazu verwendet hatte, ihn zu verfluchen. Zwei Jahrhunderte später und einen Ozean entfernt war Eve mit ihrem geboren worden. Und dann hatten sich ihre Wege nicht nur gekreuzt, sondern verwoben und verbunden.
    Zufall?
    Oder etwas Bedeutungsvolleres?

Sechzehn
    D as Solstice Café lag ein kurzes Stück außerhalb der Innenstadt, in einer Ladenzeile zwischen einem Friseursalon und einem Buchladen. Davor stand ein Fahrradständer, und es gab eine kleine Terrasse, die im Sommer gerade genug Platz für ein paar Tische bot.
    Innen war das Café hell und ordentlich, mit einfachen Holztischen und Stühlen und skurrilen Bildern von Sonne und Mond an den Wänden. Die Luft war erfüllt vom Duft frischgebrauten Kaffees und dem Klappern von Tellern, und Kellnerinnen in schwarzen Hosen und gestärkten weißen Hemden trugen Tabletts aus der Küche zu den vielen Mittagsgästen.
    Es war die Art von Café, die man aufsucht, wenn man einen guten Farmersalat essen will, nicht, um sich die Zukunft aus der Hand lesen zu lassen. Es gab kein Schild mit der Aufschrift: »Madame Lavina: Kartenlesen, Zauber und Heilmittel«, dessen Pfeil auf ein Hinterzimmer zeigte. Madame Lavinas Kunden hörten über Mundpropaganda von ihr, so wie Eve und Hazard von Taggart von ihr erfahren hatten.
    Sie mussten Pavane finden. Ein

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