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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Coughlin
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gehört hatte. So nannte die magische Welt die Sterblichen, die keine Magie besaßen. Blässling, farblos und langweilig. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie auf keinen Fall ein Blässling hatte sein wollen. Das war, bevor sie verstand, dass Blässlinge im großen Zirkus des Lebens eigentlich die Glücklichen sind. Sie durften durch ihr Leben wandeln, ohne je etwas von den mystischen Gefahren zu bemerken, die außerhalb ihres Blickfelds lauerten. Sie konnten ihre Kinder nachts unter die Decke stecken und ihnen mit reinem Gewissen sagen, dass es natürlich keine Monster oder Geister oder Goblins gab, ohne zu wissen, wie falsch sie lagen. Und wenn sie Glück hatten, fanden sie es auch niemals heraus.
    »Aber die größte Magie«, fuhr Gran fort, »ist die Magie in dir, die Magie, mit der du geboren wurdest. Das ist es, was uns als Zauberinnen vom Rest abhebt. Die Magie ist immer bei dir, Eve, und sie wird es immer sein, solange das Blut in deinen Adern fließt.«
    »Aber ich habe seit Jahren keine Magie benutzt. Ich denke nicht einmal daran.«
    »Trotzdem ist sie da«, entgegnete Gran. »Die Magie in uns unterscheidet sich von der Magie um uns herum. Sie ist stärker und doch gleichzeitig eins mit ihr. Und gleich und gleich gesellt sich gern. Du wurdest mit einer Verbindung zur Magie des Universums geboren, und ich nehme an, dass es dich mehr kostet, als du denkst, das zu unterdrücken.«
    Sie nippte an ihrem Tee, während Eve darüber nachdachte. Konnte Gran recht haben? Sie war immer davon ausgegangen, dass sie sich gegen die Magie entschieden hatte, und damit hatte sich der Fall. Ende der Geschichte. Konnte es stimmen, dass sie ihre Magie die ganze Zeit unbewusst unterdrückt hatte? Und wenn es so war, was hatte sich heute Nacht geändert?
    »Du hast viel zu hart gearbeitet«, fuhr Gran fort. »So viele Überstunden und ein Redaktionsschluss nach dem nächsten, es scheint gar kein Ende zu nehmen. Und da Chloe weg ist, achtest du auch darauf, mehr mit Rory zu unternehmen als gewöhnlich.«
    Das ließ sich nicht leugnen. Nachdem ihre Schwester – Freigeist, der sie war – jahrelang von einem Job zum nächsten geflattert war, schien Chloe jetzt ihr Glück als Hochzeitsplanerin gefunden zu haben. Natürlich keine normalen Hochzeiten, sondern außergewöhnliche Hochzeiten an exotischen, abgelegenen Orten. Es war der perfekte Beruf für eine eingefleischte Romantikerin voller Kreativität und mit einer rastlosen Seele. Die Kehrseite der Medaille war, dass Chloe oft wochenlang nicht zu Hause war. Im Moment war sie auf einer Privatinsel irgendwo in Griechenland. Und wenn sie weg war, musste Eve die Lücke füllen. Es machte ihr nichts aus. Sie hatte ein besonderes Verhältnis zu ihrer einzigen Nichte, das seit dem Tag ihrer Geburt bestand. Eigentlich sogar seit vor ihrer Geburt.
    Chloe war erst siebzehn gewesen, als sie verkündete, sie sei schwanger. Den Vater verriet sie nicht, und sie wollte das Baby behalten. Im vierten Jahr der Highschool lebte sie noch bei ihren Großeltern väterlicherseits, die sie und Eve aufgenommen hatten, als das Feuer ihre Eltern getötet und ihr Haus zerstört hatte. Die Lockharts waren von Chloes Schwangerschaft entsetzt. Sie waren wohlhabende, wichtige Personen in der Gemeinde. Während sie sich übermäßig viele Gedanken über den äußeren Schein machten, war es Gran völlig egal, was über sie gesagt oder gedacht wurde. Die Reaktion der Großeltern auf die neue Situation war halb Scham, halb Geheimhaltung. Sie wollten Chloe wegschicken, damit sie irgendwo weit entfernt ihr Kind bekam, dann eine heimliche Adoption organisieren und niemals wieder über das Thema sprechen.
    Eves Vater war ihr jüngster und schwierigster Sohn gewesen. Sie hatten die Wahl seiner Ehefrau missbilligt und zu seinen Lebzeiten kaum etwas mit seiner Familie zu tun gehabt. Das änderte sich am Tag seines Todes. Sie hatten mehr Geld, mehr Einfluss und mehr wichtige Freunde als Gran, und sie warfen all das in die Waagschale, um das volle Sorgerecht für Eve und ihre Schwester zu erhalten. Auf eine wahrhaft salomonische Art hatte Gran beschlossen, nicht gegen sie vorzugehen, weder gerichtlich noch auf andere Weise, obwohl sie sicherlich hätte gewinnen können, wenn sie den Kampf mit ihren eigenen, unorthodoxen Mitteln geführt hätte. Sie trat beiseite, weil sie der Meinung war, dass die Mädchen genug durchgemacht hatten.
    Der Name Lockhart sorgte dafür, dass das Feuer in den Schlagzeilen landete, und Grans

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