Das Amulett des Dschinns
Vermögen. Hast du dir mal die Preise hier angeguckt? Das ist doch die reinste Touristenausbeute!“
„Sie interessieren für Schatulle?“
Erschrocken wirbelte Lauren herum. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sich ihr jemand von hinten genähert hatte. Und als sie den Mann erblickte, der nun vor ihr stand, zuckte sie kurz zusammen.
Was war denn das für ein seltsamer Typ? Er trug ein schwarzes Gewand mit einer großen Kapuze, die ihm tief ins Gesicht fiel. Eigentlich konnte man nur seine Augen sehen, deren eisiges Blau alles andere als sympathisch auf Lauren wirkte. Unwillkürlich begann sie zu frösteln.
Sie räusperte sich angestrengt. „Gehört … Ihnen dieser Stand?“, fragte sie und konnte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
Der Mann nickte eifrig. „Ja, ja“, erwiderte er. Seinem Englisch haftete ein starker französischer Akzent an, doch er war problemlos zu verstehen. „Wunderschön Stück, n’est-ce pas? Gefällt Ihnen?“
„Ja.“ Lauren versuchte, das Kästchen zu öffnen, um auch einen Blick hineinwerfen zu können. Dem Geräusch nach zu urteilen, wenn sie es leicht schüttelte, befand sich etwas darin. Doch der Verschluss hakte. „Es geht nicht auf“, sagte sie stirnrunzelnd. „Was … soll es denn kosten?“
Der Verkäufer nannte einen Preis, der Lauren überraschte, so niedrig war er. Hatte sie sich nicht eben noch darüber aufgeregt, wie teuer hier alles war? Und jetzt so etwas. Für das Geld, das dieser Typ von ihr für dieses wunderbare Stück verlangte, hätte sie in den Londoner Souvenirläden höchstens ein gerahmtes Foto von Kate & William bekommen. Selbst wenn sie sich nicht öffnen ließ – als Dekoration taugte die Schatulle allemal. Und irgendwie würde sie sie mit dem richtigen Werkzeug schon aufbekommen.
Auch Prue schien ganz ähnlich zu denken, warf sie ihr doch einen Blick zu, der so viel besagte wie: Los, sei nicht blöd – greif zu!
Und das tat Lauren schließlich auch. „Ich nehme sie“, sagte sie und bemühte sich krampfhaft, sich ihre Freude nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Sie war sicher, dass der Preis nur ein Irrtum sein konnte, aber darauf musste sie den Händler ja nicht unbedingt aufmerksam machen. Eigentlich war es nicht ihre Art, Leute übers Ohr zu hauen, aber sie wollte dieses Kästchen unbedingt haben, und deshalb nahm sie es ausnahmsweise einmal nicht so genau.
Rasch bezahlte sie, riss dem Mann die Papiertüte mit der Schatulle beinahe aus der Hand und eilte mit Prue davon.
Dass der Händler sich insgeheim noch mehr über das kleine Geschäft freute als sie, konnte sie dabei nicht ahnen …
„Wow, das war ja der Wahnsinn!“, rief Prue begeistert, sobald sie außer Hörweite waren. „Ich hätte nicht gedacht, dass du das Teil zu so einem Schnäppchenpreis bekommen würdest!“
„Ich auch nicht!“ Lauren lachte. Für einen Moment waren all ihre Sorgen und Probleme wie weggeblasen, und sie freute sich einfach nur. „Ich wette, der Typ hat sich vertan. Aber ich wäre ja schön blöd gewesen, ihn auch noch mit der Nase darauf zu stoßen, oder?“
Lachend und scherzend kehrten die beiden Mädchen zum Hotel zurück.
Das verschlagene Grinsen des Mannes im dunklen Gewand, der ihnen triumphierend nachblickte, bemerkten sie nicht …
2. KAPITEL
Das Zimmer, in dem Lauren gezwungenermaßen mit Teri wohnte, war ziemlich klein, jedoch mit allem Notwendigen ausgestattet, was man so brauchte. Es gab zwei schmale Betten, einen etwas klapprig aussehenden Kleiderschrank und eine Kommode mit schief in den Einschüben sitzenden Schubladen. Außerdem – und darüber freute sich Lauren wirklich – verfügte es über einen winzigen Balkon.
Im Grunde handelte es sich mehr um einen Austritt, denn es passte gerade einmal ein einzelner Stuhl darauf. Doch Teri hatte sowieso nicht vor, ihn zu benutzen. „Das Teil sieht aus, als würde es zusammenbrechen, sobald sich auch nur eine Krähe draufsetzt“, waren ihre genauen Worte gewesen. „Aber geh du ruhig da raus, Hammond. Wenn du mit dem Balkon abstürzt, habe ich wenigstens für den Rest der Reise meine Ruhe!“
Das war einer dieser typischen Kommentare gewesen, wie Lauren sie Tag für Tag über sich ergehen lassen musste. Es war zwar nicht so, dass sie besonders viel auf die Meinung von Menschen wie Kylie oder Teri gab – trotzdem tat es weh, so herablassend behandelt zu werden. Vor allem wenn man nicht daran gewöhnt war …
Deshalb war sie auch heilfroh darüber, dass
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