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Das Amulett des Dschinns

Das Amulett des Dschinns

Titel: Das Amulett des Dschinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DANA KILBORNE
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Teri offenbar vorhatte, sich die Nacht mit ihrer Busenfreundin in den Klubs und Bars von Marrakesch um die Ohren zu schlagen. So bleibe ich wenigstens eine Weile lang von den nervtötenden Attacken der beiden verschont, dachte Lauren erleichtert.
    Und vor allem hatte sie so Gelegenheit, sich in aller Ruhe das hübsche Kästchen anzusehen, das sie vor ein paar Stunden bei ihrem Besuch auf dem Basar ergattert hatte.
    Obwohl es schon weit nach elf war, schien der Mond so hell, dass Lauren draußen auf dem Balkon jedes Detail der fein gearbeiteten Schatulle erkennen konnte. Ihr Faible für orientalisches Kunsthandwerk hatte sie wohl von ihrer Mutter geerbt, denn ihr Vater war kein Freund von diesem „Kitsch“, wie er es immer nannte.
    Beinahe zärtlich strich sie mit den Fingern über den Deckel. Die Einlegearbeiten waren so filigran, dass man nicht die geringste Unebenheit bemerken konnte. Da musste ein echter Künstler am Werk gewesen sein. Nur der Verschluss ließ sich auch nach wie vor nicht einmal mit sanfter Gewalt öffnen.
    Sie nahm es wieder mit ins Zimmer und schaltete die Deckenbeleuchtung an. Aber selbst im hellen Licht konnte sie keinerlei Auffälligkeiten erkennen. Suchend schaute sie sich nach etwas um, das sich als Werkzeug verwenden ließ. Auf der Kommode lag Teris Kosmetiktäschchen. Es war offen, und Lauren entdeckte eine Nagelfeile, mit der sie es sogleich probierte. Doch auch damit ließ sich die Schatulle nicht aufhebeln.
    „Verdammt, das muss doch irgendwie … Oh, was ist das denn?“
    Ganz zufällig hatte sie beim Umdrehen auf eine der ins Holz eingearbeiteten Rosenblüten auf dem Deckel gedrückt und gespürt, wie sie leicht unter ihrem Finger einsank.
    Was, zum Teufel …?
    Sie schaute sich die Rose noch einmal genauer an. Waren ihre Umrisse nicht ein bisschen schärfer als die der anderen Intarsien? Lauren hatte schon öfter von Möbelstücken gehört, die mit Geheimfächern ausgestattet waren, welche sich nur durch Druck an der richtigen Stelle öffnen ließen. Verfügte ihre Schatulle vielleicht über einen ganz ähnlichen Mechanismus?
    Aufgeregt drückte sie noch einmal auf die Rose – jetzt etwas fester.
    Der Deckel schnappte auf, und Lauren atmete scharf ein.
    Auf einem Kissen aus blutrotem Samt lag ein goldenes Amulett in Form eines Skorpions. Seine Scheren waren so detailgetreu gearbeitet, dass man fast glauben konnte, er sei tatsächlich am Leben. Der Hinterleib und der Schwanz mit dem Giftstachel wanden sich um eine feingliedrige goldene Kette. Und mitten auf dem Rücken prangte ein riesiger, tiefrot glänzender Edelstein.
    War das etwa ein … Rubin?
    Unsinn! Lauren schüttelte den Kopf. Rubine in der Größe kosteten ein Vermögen. Irgendwo hatte sie sogar einmal gelesen, dass große, klare Rubine manchmal wertvoller waren als Diamanten. Vermutlich handelte es sich also um einen Granat oder etwas anderes in der Preisklasse. Doch ob kostbar oder nicht – sie fand das Amulett einfach wunderschön.
    Sie nahm das Schmuckstück aus dem Kästchen. Das Amulett fühlte sich warm und geschmeidig an, fast so, als wäre es ein Lebewesen. Beinahe ehrfürchtig betrachtete sie es noch einen Augenblick. Ihr kam das alles wie ein Traum vor. Konnte es wirklich sein, dass sie etwas so Wertvolles für so wenig Geld erstanden hatte?
    Vorsichtig legte sie sich die Kette um den Hals. Dann trat sie vor den Spiegel, der neben dem Kleiderschrank hing, und betrachtete sich wie verzaubert von allen Seiten. Es war unglaublich: Das Amulett war nicht nur unglaublich schön, es passte zu ihr, als sei es allein für sie angefertigt worden. Das leuchtende Rot brachte das sanfte Braun ihrer Augen erst richtig zur Geltung und verlieh ihnen ein geheimnisvolles Funkeln.
    Seit langer Zeit fühlte Lauren sich zum ersten Mal wieder schön.
    Lächelnd ließ sie sich aufs Bett fallen und schloss die Hand um den Skorpionanhänger. Wohlige Wärme durchströmte sie, und ihre Lider wurden auf einmal ganz schwer. Sie spürte, wie eine bleierne Müdigkeit Besitz von ihr ergriff.
    Lauren schloss die Augen – Sekunden später war sie fest eingeschlafen.
    Als Lauren erwachte, war sie von Dunkelheit umgeben. Erschrocken setzte sie sich auf. Ihr Puls raste, und ihr Herz hämmerte wie verrückt.
    Wo bin ich? Was ist passiert?
    Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Finsternis, und sie entspannte sich ein wenig, als ihr einfiel, dass sie sich in ihrem Hotelzimmer in Marrakesch befand. Silberner Mondschein drang durch eine

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