Das Amulett von Gan (German Edition)
Kapuze freundlich zu den Trägern der Amulette herab. Sein Gesicht strahlte ungewöhnlich hell. Dann fragte er besorgt: »Aber wo ist das Bergmännchen Alfrigg?«
Die vier Freunde schauten betreten nach unten. »Die Schwarzalben haben ihn gefangen, als wir vor dem zugemauerten Ausgang standen. Er ist direkt in ihre Arme gelaufen, um von uns abzulenken«, klärte Finn ihn auf.
»Er hat sich für uns geopfert«, sagte Pendo.
»Äbrah, hilf! Das ist ja grauenvoll«, entfuhr es Elbachur erschrocken. »Kommt, lasst uns zügig weitergehen. Wir müssen schnellstens im Schloss berichten, was geschehen ist.«
Der Lichtalb ging mit großen Schritten voran und die Gefährten folgten ihm. Einige Zeit später flüsterte Finn ihm zu: »Elbachur, dürfen wir auf dem Weg sprechen?«
»Ich denke, es ist in Ordnung, wenn wir leise miteinander reden.Ich bin vorhin diesen Weg entlanggelaufen, und da ist mir nichts Verdächtiges aufgefallen.«
Zögernd begann Finn: »Ich habe nämlich eine Frage …«
»Nur zu«, sagte der Lichtalb. »Du brauchst dich wegen deiner Fragen nicht zu schämen.«
»Kannst du uns erklären, was Lichtalben sind?«
»Und bitte auch, was Schwarzalben sind? Wir haben sie schon mehrmals gesehen und sie sind wirklich gruselig, aber ansonsten wissen wir gar nichts über sie«, ergänzte Pendo die Frage.
»Das will ich gerne tun«, erwiderte Elbachur lächelnd. »Wenn es auch nicht so einfach zu beantworten ist. Lichtalben gibt es wohl nur noch hier in Gan. Wir sind nicht aus Fleisch und Blut, sondern bestehen aus Licht. Wir sehen euch sehr ähnlich, sind aber keine Menschen. Andererseits sind wir aber auch keine Geister. Wir sind eben Alben.« Die Kinder mussten über den Versuch des Lichtalbs, ihnen das Wesen seiner Art zu erklären, schmunzeln.
»Ursprünglich hießen wir einfach nur Alben, das heißt so viel wie ›Die Weißen‹, weil wir aus Licht sind. Mit den Menschen, die zu den vier Enden der Erde gezogen sind, waren auch einige Alben mitgezogen. Und genau wie viele von ihnen wurden auch die Alben böse, so weit entfernt von den vier Lebensströmen. Sie hatten den guten Weg und das wahre Licht verlassen und zogen die Dunkelheit vor. Dadurch verloren sie ihre Schönheit und wurden finster wie die Nacht. Das sind die Schwarzalben. Sie haben sich über die Jahrtausende hinweg ihre magischen Fähigkeiten bewahrt, ja, sie haben sogar fliegen gelernt! Das können wir Lichtalben nicht. Das einzige Ziel der Schwarzalben ist es, alles Gute und Schöne zu zerstören. Überall, wo sie hinkommen, verbreiten sie Schrecken und verursachen heilloses Chaos.« Die vier erinnerten sich sofort an die furchtbare Angst, die jedes Mal in ihnen hochkroch, wenn sie einen Schwarzalb sahen.
»Bisher konnten sie nur in eurer Welt Zerstörung anrichten. Der Zugang nach Gan war ihnen durch einen schützenden Zauberversperrt. Was sie anrichten können, wisst ihr deshalb bestimmt viel besser als wir, auch wenn sie in eurer Welt für euch unsichtbar sind.«
Joe, Pendo, Chika und Finn versuchten, das Gehörte mit ihren Erfahrungen in Verbindung zu bringen. Ihnen fielen Bilder ein, die sie in den Nachrichten mit ihren Eltern schon gesehen hatten. Krieg, Terror, Streit und Hunger gab es immer irgendwo auf der Welt.
»Die Schwarzalben sind also für das Böse in unserer Welt verantwortlich?«, fragte Chika erstaunt.
»Nicht alleine, aber sie verstärken es.«
»Und jetzt bringen sie das Böse nach Gan.«
»Genau! Gan war bisher der einzige Ort, an dem sie kein Unheil anrichten konnten … bis – ja, bis der besondere Schutz unseres Landes zusammengebrochen ist. Es ist so, als ob sie alles innerhalb von wenigen Tagen nachholen wollten, was sie bisher an Schaden nicht anrichten konnten. Mittlerweile sind sie wohl überall im Land.«
»Ihr müsst doch etwas dagegen unternehmen!«, sagte Joe, der es kaum ertragen konnte, dass diese wunderbare heile Welt zerstört werden sollte.
»Wir haben nur noch eine Hoffnung: Die vier Lebensströme müssen wieder zu fließen beginnen. Vielleicht kehrt der schützende Zauber dann zurück.«
Joe, Pendo, Chika und Finn wussten, was das bedeutete. Sie mussten unter allen Umständen die Quelle erreichen.
Kapitel 5
Schloss Birah
Je länger die Träger der Amulette mit Elbachur, dem Lichtalb, unterwegs waren, desto deutlicher spürten sie in sich neue Hoffnung wachsen. Der Wald um sie wirkte nicht mehr so finster und beängstigend, sie konnten sich an dem wunderbaren Sternenhimmel erfreuen.
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