Das Amulett von Gan (German Edition)
dachten alle, ihr wärt von den Schwarzalben verschleppt worden. An eine Piratenbande hatten wir nicht gedacht.«
»Auf die Schwarzalben hatten wir immer genau geachtet. Sie kreisen ja permanent am Himmel«, sagte Deorigg. »Die Gefahr kam aber von unten. Damit hatten wir nicht gerechnet.« Alle wussten, wovon das Bergmännchen sprach, denn schließlich waren sie auf die gleiche Weise gefangen worden.
»Diese furchtbaren Kerle hier«, sagte Daniel mit verächtlichem Blick zu den Steinfiguren, »haben uns einfach überfallen und ausgeraubt. Sie wollten nichts als Gold und Silber.«
»Nun ja. Ihre Gier wurde ihnen nun zum Verhängnis«, sagte Davina nachdenklich. »Jakar existiert wirklich. Das hätte ich nicht gedacht. Für mich war das immer nur so eine Geschichte, die man Kindern erzählt. Aber als Erwachsene? Ehrlich gesagt, ich habe nicht daran geglaubt.«
»Wir haben bis vor wenigen Tagen so einiges nicht mehr geglaubt«, sagte Daniel. »Ich konnte mit dieser Geschichte über die vier Lebensströme auch nichts anfangen. Für mich waren das vier wunderschöne Flüsse, die für unsere Ahnen eine besondere Bedeutung hatten. Aber nun wurden wir eines Besseren belehrt. Leider zu spät.«
»Wieso zu spät?«, ereiferte sich Tolerigg. »Wir haben schließlich hier die vier Träger der Amulette vor uns. Solange die Schwarzalben oder andere finstere Kreaturen sie nicht daran hindern, ihre Aufgabe zu erfüllen, ist es noch nicht zu spät. Wir haben zwar viele Fehler gemacht und waren blind, jetzt sollten wir uns aber dazu entscheiden, das Richtige zu tun.«
»Aber sie sind doch noch Kinder«, meinte die Frau besorgt. »Ihr könnt unmöglich älter als elf Jahre alt sein.«
»Zwölf«, sagten die vier gleichzeitig.
Alon war empört: »Unterschätze nicht diese Mädchen und Jungen.« Er atmete tief durch. »Sie wurden schließlich vom Schöpfer der vier Lebensströme zu dieser Aufgabe berufen. Ich habe noch keine mutigeren Zwölfjährigen erlebt.« Alon ließ seine Augen über die Gruppe wandern. »Wir müssen sie unbedingt mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen. Die Trägerder Amulette kommen seit ewigen Zeiten nach Gan, um aus den vier Lebensströmen zu trinken. Sie haben damit das Leben in allen Winkeln dieser Erde ermöglicht. Jetzt hängt zum ersten Mal auch unser eigenes Leben von ihnen ab. In der Vergangenheit hielten wir uns immer für etwas Besseres hier in Gan, wir waren stolz auf unsere Herkunft.« Alon schüttelte empört den Kopf. »In Wirklichkeit waren wir keinen Deut besser als die Menschen an den vier Enden der Erde, denn genau wie sie haben wir die Bedeutung der Lebensströme vergessen. Wir haben die Quelle, aus der unser Leben fließt, verachtet. Jetzt ist sie versiegt.«
Alle schauten betreten zu Boden. Sie wussten, dass Alon recht hatte.
»Wir sollten uns wieder auf den Weg machen. Wir wurden durch die Piraten, die es hierher verschlagen hat, schon lange genug aufgehalten«, sagte Joe.
»Was wird eigentlich mit ihnen geschehen? Sind sie jetzt für immer aus Stein?«, fragte Davina und zeigte auf die seltsam anmutenden Figuren.
»Nein«, antwortete Chika. »Aber je größer ihre Gier nach dem Diamanten war, desto länger bleiben sie zu Stein verwandelt. So hat es uns Nebijah zumindest erklärt.«
»Dann wird das ja wohl noch eine Weile dauern«, sagte Pendo, die sich noch gut an die gierigen Gesichter der Männer erinnern konnte.
»Vermutlich Jahre!« Chika lachte. Ihr gefiel der Gedanke, dass diese bösen Männer für so lange Zeit keinen Schaden anrichten konnten.
»Übrigens scheint die Vermutung der Lichtalben ganz richtig zu sein«, sagte Finn nachdenklich. »Die Männer erzählten von einer Stimme, die sie nach Gan führte. Das muss der Verräter gewesen sein, über den wir mit dem Rat der Lichtalben sprachen. Er bringt alles, was Gan zerstören will, hierher.«
»Ein Grund mehr, sich zu beeilen. Wer weiß, wen er noch alles hierher bringt«, drängelte Joe.
»Du hast recht. Wir sollten uns beeilen. Wir dürfen keine Zeit verlieren«, stimmte Alon ihm zu.
»Unser Dorf liegt ein paar Stunden östlich von hier. Wir könnten euch den sichersten Weg dorthin zeigen. Damit wärt ihr schon ein gutes Stück weitergekommen«, sagte Daniel.
»Dieses Angebot nehmen wir gerne an. Eine gute Führung ist besser als jede Landkarte«, bedankte sich Alon.
»Wie können wir euch helfen?«, fragte nun Deorigg, der mit den anderen Bergmännchen ebenfalls gerne die Träger der
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