Das Amulett von Gan (German Edition)
Finn ängstlich ein.
»Noch weniger können wir bis zum Einbruch der Dunkelheit warten. Pendos Fuß muss dringend versorgt werden, und auch wir müssen uns etwas ausruhen«, entgegnete ihm Chika.
»Da habe ich schon eine Idee!«, sagte Daniel eilig. »Dort vorne, direkt am Waldrand, ist ein Schuppen mit Geräten, die wir bei der Feldarbeit benutzen. In diesem Schuppen befindet sich eingrößerer Handwagen, mit dem wir immer Heu für unsere Tiere holen. Wir werden euch auf diesem Wagen verstecken. Unter dem Heu wird kein Schwarzalb am Himmel euch entdecken. Immerhin wohnen wir hier. Wir gehen oft über diese Wiese.«
»Ja, das könnte klappen«, sagte Joe nachdenklich.
»Aber sind wir nicht zu viele Personen für den Wagen?«, stellte Alon den Plan infrage.
»Hm – nun ja.« Daniel überlegte: »Im schlimmsten Fall laufen wir eben zweimal. Unsere Tiere brauchen immer viel Heu.«
Der Schuppen hatte zum Glück einen zweiten Eingang auf der Rückseite, sodass sie unentdeckt hineingehen konnten. Alon legte sich als Erster auf den Wagen, Joe direkt neben ihn. Finn und die Mädchen legten sich über sie. Schwerter und Schilde wurden so verstaut, dass sie nicht scheppernd aneinanderstießen. Es war eng, und Joe stöhnte wegen des Gewichts auf seinem Rücken, aber es war nun mal die einzige Möglichkeit.
»Jetzt noch das Heu, und niemand wird euch entdecken«, freute sich Daniel. Als Alon und die Träger der Amulette nicht mehr zu erkennen waren, öffnete er das große Tor des Schuppens auf der Vorderseite und zog gemeinsam mit Davina den Wagen heraus.
»Heute ist das Heu aber ganz schön schwer«, stöhnte Daniel und schaute Davina verschwörerisch grinsend an.
Alon und die anderen mussten sich gut festhalten, denn der Weg war nicht gut ausgebaut und der Wagen wackelte gefährlich hin und her. Pendo hielt bei jedem Ruck die Luft an, ihr Fuß schmerzte bei jeder Bewegung. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien, aber sie riss sich zusammen und machte keinen Mucks.
»Jetzt kommen wir schon zu den ersten Häusern des Dorfes. Merkwürdig! Es sieht hier alles wie ausgestorben aus«, flüsterte Davina nach hinten.
»Schau doch, Davina, sie stehen alle hinter den Vorhängen. Ich kann sie sehen. Warum verstecken sie sich denn in denHäusern?«, fragte Daniel irritiert. »Irgendetwas stimmt da nicht. Hm … Richtig gespenstisch sieht das aus. So, jetzt sind wir da. Wir schieben den Wagen noch in unseren Stall, dann haben wir es geschafft.«
»Was macht ihr denn hier draußen«, fragte eine unbekannte tiefe Stimme. Davina und Daniel hätten vor Schreck fast aufgeschrien. Die Gefährten und Alon hielten die Luft an. Wer hatte da bloß gesprochen?
»Mensch, Farlon, hast du uns erschreckt! Tu das bitte nie wieder«, sagte Daniel erleichtert. »Wir waren den ganzen Tag unterwegs und holen jetzt frisches Futter für unsere Tiere. Warum sollen wir denn nicht draußen sein?«
»Weil der Dorfrat heute Vormittag eine Ausgangssperre beschlossen hat. Die Schwarzalben kommen immer näher an unser Dorf heran. Es vergeht keine Stunde, wo nicht einer am Himmel zu sehen ist. Also schnell ins Haus!«
»So schlimm ist es schon? Das ist ja schrecklich. Wo sind unsere Kinder? Sind sie im Haus?«, fragte Davina besorgt.
»Eure Kinder haben wir zu Daniels Eltern gebracht«, beruhigte sie Farlon.
»Vielen Dank«, sagte Davina erleichtert.
»Jetzt geht schnell in euer Haus. Ihr solltet wirklich nicht hier herumstehen«, ermahnte Farlon die beiden noch einmal und verabschiedete sich.
Eilig zogen Daniel und Davina den Wagen in den Stall und verschlossen das Tor hinter sich. Erleichtert atmeten sie auf.
»Ihr könnt jetzt rauskommen. Wir sind wieder alleine.«
Alon und die vier Gefährten quälten sich aus ihrem Versteck und klopften sich erleichtert das Heu von den Kleidern. Nur Pendo setzte sich schnell auf den Boden. Ihr Fuß schmerzte zu sehr.
»Wer war der Mann, mit dem ihr euch gerade unterhalten habt?«, fragte Joe.
»Das war Farlon. Er ist unser Bürgermeister«, klärte ihn Daniel auf.
»Aber warum habt ihr ihm nicht von uns erzählt? Er würde uns doch bestimmt nicht an die Schwarzalben verraten, oder?«, hakte Chika nach.
»Nein, ganz bestimmt nicht. Wir werden es ihm später auch erzählen. Aber ich hatte Angst, er würde sich auffällig benehmen, wenn wir ihm vor dem Haus von unserer kostbaren Fracht erzählen. Außerdem wusste ich ja nicht, ob uns irgendjemand belauscht. Je weniger Leute von eurer Ankunft hier im Dorf
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