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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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den unbeteiligten Gefährten wie eine Ewigkeit vorkam, ergriff einer der Schamanen das Wort: »Du hast den König der Goblins getötet. Dennoch war es nur ein Goblin. Diese Tat ist nicht groß genug.«
    Ul‘goth nickte demütig. Offenbar hatte er damit gerechnet. Dennoch straffte er die muskulösen Schultern und führte seinen nächsten Beweis an: »Ich habe den Gott der Ewigkeit getroffen und mit ihm gespeist.«
    Ein Raunen ging durch die Menge der versammelten Orks.
    »Ein Gott der schwachen Völker wie Menschen!«, rief einer der Häuptlinge missbilligend. »Das ist kein Beweis für deinen Anspruch.«
    Ul‘goth hob gebieterisch die Hände, und obwohl er nicht mehr ihr König war, gehorchten sie und verstummten. »Meine Geschichte ist noch nicht zu Ende«, fuhr er fort. »Ich sprach mit dem Ewigen und er offenbarte mir die Wahrheit über unseren Urahnen, Morkarion. Morkarion, der Wanderer, war kein gewöhnlicher Ork – er war ein Gott. Da alle Götter Geschwister sind, war er ein Bruder Alghors, des Gottes der Menschen, und Alirions, des Gottes der Elfen. Er war ein Bruder Grimmons, des Gottes der Zwerge, Branghors, des Gottes der Barbaren. Und er war ein Bruder Garpors, des Verräters, des Brudermörders, des Gottes der Goblins! Garpor tötete Morkarion ...«
    »Und du denkst, dein Sieg über Crezik sei eine späte Rache dafür? Oder dass wir dir die Geschichte überhaupt glauben?«, unterbrach ihn der zweite Schamane.
    Ul‘goth funkelte ihn wütend an: »Niemand soll es wagen, mich noch einmal zu unterbrechen!«, drohte er in die Runde, ehe er fortfuhr. »Es ist wahr. Morkarion war auch ein Bruder des Ewigen, und er trug mir auf, euch dies zu sagen. Wir Orks dürfen uns nicht länger abkapseln. Morkarion starb im Kampf gegen den Dämonenmeister Aurelion – jetzt müssen wir uns an diesem Kampf beteiligen!«
    Einige der Häuptlinge rutschten nervös auf den Hinterteilen umher, doch die erhoffte Zustimmung blieb aus.
    »Und wir müssen nicht länger als gottloses Volk durch die Zeit wandern!«, rief Ul‘goth. »Der Ewige wird uns als Kinder aufnehmen wie einst Morkarion. Wir werden die Hüter der Quelle der Reinheit!«, verkündete Ul‘goth laut. Dies war die letzte Bitte des Ewigen an ihn gewesen. Das Geheimnis, das er seit ihrem Aufbruch aus dem Trauerwald hütete. Die Bestimmung, die der Kanduri für sie vorgesehen hatte.
    Gordan blickte Faeron erstaunt an, doch der Elf zuckte nur mit den Schultern. Ul‘goth hatte niemandem von seiner Unterredung mit dem Zentauren erzählt.
    »Und wenn wir dir nicht glauben?«, wagte einer der Häuptlinge zu fragen.
    »Dann werde ich gegen jeden von euch antreten und das Recht auf meine Herrschaft durch noch mehr Blut wieder erlangen«, drohte Ul‘goth.
    »Wie können wir dir glauben?«, fragte Vang, der Häuptling eines kleineren Clans und von jeher ein Fürsprecher Ul‘goths. Vang war bereits weit über den Zenit seiner Macht hinaus, und lediglich die Tatsache, dass seine Söhne ein hohes Maß an Zuneigung für ihn verspürten, hielt den Rest seines Clans davon ab, ihn herauszufordern. Vangs ältester Sohn Vaull hatte schon viele Herausforderer im Namen seines Vaters besiegt.
    »Ich habe euch alle niemals belogen«, sagte Ul‘goth. »Ich verlange gar nicht, dass ihr mir glaubt«, überraschte er die Versammlung plötzlich. »Glaubt euch selbst. Überzeugt euch von meinen Worten, indem ihr die Trauerwälder besucht und dem Gott begegnet. Ich bin in den Krieg gegen die Menschen gezogen, weil ich eine bessere Zukunft für unser Volk wollte«, sprach der Hüne voll Inbrunst. Ul‘goth blickte jedem der anwesenden Orks eindringlich in die Augen. »Jetzt haben wir die Möglichkeit, uns einen Platz zu schaffen, der uns allein gehört. Gleichzeitig können wir unseren Mut beweisen, indem wir einen der heiligsten Orte bewachen, den die Götter erschufen. Blickt in eure Herzen«, bat Ul‘goth die versammelten Orks. »Wollt ihr ein Leben in ständigem Krieg führen, oder wollt ihr für eine gute Sache kämpfen? Wollt ihr Morkarions Opfer ehren und ihn mit Stolz auf uns erfüllen, oder wollt ihr weiterhin verloren durch die Zeit wandeln?«
    Gallak nickte Ul‘goth stumm zu. Als derzeitiger Herrscher durfte er sich nicht einmischen.
    Schließlich war es Vang, der als Erster die Stimme erhob: »Und wirst du uns anführen, Ul‘goth?«
    »Nein«, antwortete der Hüne zur Überraschung aller. »Ganz gleich, wie eure Entscheidung ausfallen wird«, fuhr er fort, »mein Entschluss

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