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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Süden in die Trauerwälder. Danach könnt ihr in eure Heimat zurückkehren.«
    »Du hattest dich geirrt«, meinte Tharador zu Gordan, nachdem Gallak den Raum verlassen hatte.
    »Wobei?«, fragte der Magier.
    »Mit dem Buch Karand «, erklärte der Paladin. »Der Ewige hat uns seine wahre Natur offenbart.«
    Gordan zog erstaunt eine Augenbraue hoch.
    »Es ist kein Zauberbuch«, fuhr Tharador fort. »Es ist ein Seelenspeicher.«
    »Das erklärt auch die unbändige Macht, die Karandras über die Wesen um ihn herum besaß«, warf Faeron ein.
    Gordan schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Wir konnte ich nur so blind sein!«, fluchte er laut. »Natürlich! Das erklärt die Gläubigen und die Furcht, die selbst die Götter vor Karandras hatten.«
    »Und es bedeutet, dass Queldans Seele darin gefangen ist«, fügte Tharador gedämpft hinzu.
    »Vielleicht ist sie gefangen, aber mit Sicherheit nicht verloren«, erwiderte Gordan.
    »Wirst du uns denn nun begleiten?«, fragte Tharador, doch der Magier schüttelte bereits den Kopf.
    »Ich habe andere Aufgaben zu erledigen. Kannibalen, Tharador. Erinnere dich. Sie treiben bereits ihr Unwesen«, antwortete Gordan geheimnisvoll. Er durfte Malverns Mörder nicht ungehindert fortfahren lassen, denn nach seinem bevorstehenden Tod gäbe es niemanden mehr, der sich einem zweiten Xandor in den Weg stellen könnte.
    Er wusste, dass die anderen ihn verstehen könnten, wenn er sich ihnen erklärte, doch das konnte er nicht. Gordan fühlte sich, als hätte er versagt. Vor so vielen Jahren hatte er die Gelegenheit gehabt, das Buch zu zerstören oder es wenigstens zu versuchen, doch seine Feigheit ließ ihn damals zögern. Er hatte die Lage völlig falsch eingeschätzt. In den Todfelsen konnte er nichts ausrichten. In Berenth hingegen, am Hofe König Jorgans, könnten seine Worte vielleicht Entscheidendes verändern.

Heilende Wunden
    Tharador stand auf einem der höher gelegenen Balkone des Arkanums und betrachtete das geschäftige Treiben in der Stadt. Die Orks bereiteten sich auf ihren Abmarsch vor, und die Überlebenden des Kriegs stellten sich darauf ein, die Stadt wieder in Besitz zu nehmen.
    Hinter ihm stöberte Gordan wiederholt durch eines der großen Bücherregale und stieß lauthals Verwünschungen darüber aus, dass er das gesuchte Werk nicht finden konnte.
    »Die Menschen brauchen Schutz«, stellte Tharador plötzlich fest.
    Gordan hielt in seiner Suche inne und blickte neugierig zu dem jungen Mann hinüber. »Wie meinst du das?«
    »Die Menschen hier in Surdan«, erklärte Tharador. »Wenn die Orks in den Süden marschieren, sind sie so gut wie schutzlos. Der Krieg hat das Leben zu vieler Soldaten gefordert. Handwerker und Bauern können keine Stadt vor Angriffen verteidigen.«
    »Was schlägst du also vor?«
    Tharador dachte eine Weile nach und zuckte schließlich mit den Schultern.
    »Sollen die Orks lieber hier in Surdan bleiben?«, fragte Gordan.
    »Nein«, widersprach Tharador heftiger als gewollt. Zwar betrachtete er die Orks nicht mehr als Feinde, dennoch missfiel ihm der Gedanke, dass sie weiterhin in seiner Heimatstadt blieben. »Sie müssen ihren eigenen Weg finden«, versuchte er, seine wahren Gefühle zu überspielen, womit er Gordan allerdings nicht zu täuschen vermochte.
    »Du wirst dich an den Frieden zwischen Menschen und Orks gewöhnen«, beruhigte er den Paladin.
    »Die Menschen brauchen Schutz«, wiederholte Tharador.
    »Ich werde mich darum kümmern«, versprach der Magier. »Du solltest dich für deinen Weg bereit machen.«
    Während Gordan die Worte aussprach, bemerkte Tharador, dass sich seine Freunde auf dem Vorplatz des Arkanums versammelten. Gallak und einige Orks brachten die von Ul‘goth geforderten Dinge herbei, und der Hüne verteilte die Bündel bereits. Noch vor Sonnenuntergang würden sie die kleine Höhle erreichen, in der Tharador schon einmal eine Reise begonnen hatte.
    »Queldan«, seufzte er, als ihn die Erinnerungen daran einholten.
    »Du wirst ihn retten«, sagte Gordan mitfühlend und legte dem Paladin väterlich eine Hand auf die Schulter. »Nun geh. Und mögen die Götter dich beschützen.«
    Sie verließen Surdan durch das Osttor und wandten sich geradewegs nach Norden. Das Gebirgsmassiv erhob sich drohend über ihnen und verschluckte bereits den gesamten Horizont. Wie die Reißzähne eines Raubtiers, das in der Erde haust, schossen die Gipfel in den Himmel, als wären die Wolken selbst ihre Beute. Khalldegs Einschätzung

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