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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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schriller Ton hallte durch seinen Geist. Gordan begriff: Was immer die Frau tat, es reagierte auf seine Aura. Je mehr er sich dem Astralraum öffnete, umso stärker wurde das Echo.
    Der Magier entschied, dass es zu riskant war, sich länger zu wehren. Er verschloss sich dem Astralraum und damit auch dem schmerzhaften Angriff der Frau. So blieb nur ein dumpfes Pochen in seinem Schädel zurück.
    Gordan sank auf ein Knie und neigte das Haupt. Dezlot blieb wie angewurzelt stehen, zu entsetzt war er über die Ankunft der Fremden und die unerklärlichen Schmerzen.
    »König Jorgan«, begrüßte Gordan den Herrscher. »Ich komme mit Nachricht aus Surdan zu Euch.«
    »Schweig, Elementarpaktierer!«, brauste die Fremde auf. Ihre Stimme räumte die letzten Zweifel an ihrem Geschlecht aus. Sie griff in eine Innentasche ihres Mantels und förderte ein kurzes Zepter ans Tageslicht, einen dünnen, filigran ziselierten Goldstab, auf dessen Ende eine goldene Kugel ruhte.
    Die Fremde trat näher, und obwohl Gordan sich bestmöglich abgeschottet hatte, spürte er, wie die Astralkräfte begannen, an seinem Geist zu zerren. Dezlot ging augenblicklich zu Boden und wand sich in Krämpfen, die Hände verzweifelt um den Kopf geschlagen. »Heilige Flamme Alghors! Verbrenne diese Ketzer!«, schrie die Klerikerin ekstatisch.
    »Genug!«, gebot Jorgan ihr mit lauter Stimme Einhalt.
    »Aber es sind Magier!«, protestierte die Frau.
    »Schweigt, Phelyne!«, befahl Jorgan. »Ich möchte hören, was dieser Mann zu sagen hat.«
    »Man darf Magiern nicht glauben!«
    »Ich bestimme, was ich darf und was nicht«, erinnerte sie der König. Dann wandte er sich an Gordan. »Sprich, Magier, aber wisse, dass Phelyne dich jederzeit vernichten kann, wenn du Dummheiten machst.«
    Gordan richtete sich bedächtig wieder zu voller Größe auf. Die Klerikerin hielt in ihrem Bestreben, den Verstand der Magier zu verbrennen, inne, was Dezlot erleichtert aufstöhnen ließ. »Ich komme mit wichtiger Kunde aus Surdan«, begann Gordan schließlich.
    »Das sagtet Ihr bereits«, drängte der König. »Nennt mir noch einmal Euren Namen.«
    »Gordan«, antwortete er wahrheitsgemäß und bemühte sich um ein entwaffnendes Lächeln, das ihm ob der Erschöpfung etwas schief geriet.
    »Unmöglich!«, fauchte die Klerikerin, doch Jorgan gebot ihr mit erhobener Hand Einhalt.
    »Phelyne – auch wenn sie sehr ungestüm ist – spricht die Wahrheit. Gordan verschwand vor mehr als dreihundert Jahren aus den Geschichtsbüchern. Seine Verdienste waren ruhmreich – sich mit seinen Federn zu schmücken, halte ich für frevelhaft«, erklärte Jorgan. »Wer also seid Ihr wirklich?«
    »Ich bin Gordan«, beharrte dieser. »Xandor zwang mich in ein Exil, das ich bei den Elfen in Alirions heiligem Wald verbrachte. Ich habe auf den Tag gewartet, an dem der Paladin erscheinen würde. Und Ihr seid ihm bereits begegnet.«
    Bei der Erwähnung Tharadors zog der König eine Braue hoch, während Phelyne hörbar nach Luft schnappte.
    »Es wandelt tatsächlich ein Paladin auf Kanduras?«, fragte sie fassungslos. »Und Ihr habt es dem Orden verheimlicht?«
    »Zum letzten Mal, Phelyne, schweigt! Die Verdienste Eures Ordens sind mir durchaus bewusst, dennoch sind Kleriker an meinem Hof nur geduldet, nicht willkommen. Es war Zufall, dass ihr gerade zugegen wart, also haltet Euch bedeckt, oder verlasst meinen Palast!« Jorgans durchdringende Stimme strafte sein Alter Lügen. Deutlich ruhiger richtete er das Wort wieder an Gordan. »Tharador erwähnte Euren Namen, als er Gast in meinem Palast war, das ist richtig. Allerdings sprach er auch von einem anderen Magier, den ich unter keinen Umständen hier sehen möchte.«
    »Xandor ist tot«, sagte Gordan. »Gestorben durch die Hand Ul‘goths, des ersten Königs der Orks.«
    »Und das soll ich glauben?«
    »Wäre ich Xandor«, versicherte Gordan, »wärt Ihr bereits tot.« Er hatte den Satz noch nicht beendet, als der Angriff der Klerikerin erneut begann. Gequält verzog er das Gesicht.
    Phelyne trat energisch zwei Schritte vor und richtete ihr goldenes Zepter auf den scheinbar geschlagenen Magier. »Für diese Drohung werde ich Euch vernichten!«
    Dezlot schrie erneut vor Pein, doch Gordan richtete den Blick auf die etwa fünfeinhalb Fuß große Klerikerin.
    »Genug jetzt«, sagte er in ruhigem Tonfall und streckte die linke Hand aus. Einen Wimpernschlag darauf wurde der Klerikerin das Zepter aus der Hand gerissen und landete sicher in Gordans Griff. Der

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