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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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mentale Angriff endete abrupt; Phelynes Kiefer klappte ungläubig auf.
    Gordan betrachtete das Zepter in seiner Hand genauer und nickte unter einem kurzen Kichern. »Ihr verteufelt mich und nutzt dennoch dieselben Kräfte. Talismane, Amulette und als Zepter getarnte Zauberstäbe. Ich mag die Macht der Elemente nutzen, aber wenigstens bin ich kein Heuchler«, meinte er und gab der verwirrten Phelyne das Zepter zurück.
    Sie starrte erst auf den Gegenstand in ihrer Hand, dann auf den Magier, der ihrem Angriff so unerwartet widerstanden hatte. »Ihr lügt«, entgegnete sie schließlich.
    »Schluss jetzt damit! Phelyne, kehrt zum Oberhaupt Eures Ordens zurück und berichtet, dass die Kleriker nach wie vor keinen dauerhaften Platz in meinem Palast bekommen.« Als die Frau nicht augenblicklich Folge leistete, fuhr Jorgan sie scharf an: »Geht!«
    Missmutig verschwand die Frau, jedoch nicht ohne den beiden Magiern zuvor noch warnende Blicke zuzuschleudern.
    »Und wir sollten uns an einem geeigneteren Ort weiter unterhalten, nicht wahr?«, schlug der König vor und trat den Weg zurück in den Thronsaal an, gefolgt von seiner Leibgarde und zwei Magiern, von denen der jüngere sich keinen Reim auf die letzten Augenblicke machen konnte.
    Als sie den Thronsaal erreichten, setzte Jorgan sich in würdevoller Haltung auf den übergroßen Eichenthron. Goldene Ornamente zierten das königliche Sitzmöbel, die Rückenlehne ragte sieben Fuß hoch in die Luft. Auf der freien Fläche waren Wörter eingraviert, doch Dezlot konnte sie aus der Entfernung nicht entziffern. Vermutlich handelte es sich dabei um die Namen der vorangegangenen Könige. Die beiden Artefaktträger bezogen zu beiden Seiten des Königs Stellung, während die restlichen Leibwachen die beiden Magier flankierten.
    Dezlot beschlich das Gefühl, mehrere Speerspitzen im Rücken zu spüren, was allerdings nicht der Wahrheit entsprach.
    »Was sind dies nun für wichtige Nachrichten aus Surdan?«, fragte Jorgan, als Ruhe eingekehrt war.
    »Die Orks wollen in Frieden abziehen und eine eigene Siedlung errichten«, begann Gordan ohne Umschweife. »An der Westgrenze der Trauerwälder, zwischen Surdan und Ma‘vol.«
    Jorgan legte die Stirn in Falten und schürzte die Lippen. »Ich verstehe durchaus, welche Tragweite diese Ereignisse für den kandurasischen Süden haben, doch weshalb sollte dies für Berenth von Bedeutung sein?«
    »Ein formaler Pakt würde Euch einen weiteren Handelspartner und Verbündeten sichern«, fuhr Gordan fort.
    »Handel treiben? Mit Orks?«, fragte der König verblüfft.
    »Wenn ihre Waren einen Preis wert sind, warum nicht?«
    »Weil man ihnen nicht trauen kann. Wir haben vor so vielen Jahren nicht grundlos Krieg gegen sie geführt«, erklärte Jorgan.
    »Einen falschen Krieg, Majestät«, berichtigte Gordan. »Die Orks wünschen sich Frieden. Und es war Ul‘goth, der Xandor erschlug.«
    »Ein Schurke tötet einen anderen Schurken«, meinte Jorgan beinahe abfällig.
    »Die Orks wollen Frieden«, beharrte Gordan.
    »Dann sollen sie es den Menschen im Süden beweisen. Ich hoffe, Ihr wolltet mir wichtigere Kunde überbringen, als dass im Süden neue Hütten gebaut werden.«
    »Allerdings«, fuhr Gordan fort und überging die offene Geringschätzung, die der König ihm entgegenbrachte. »Tharador steht kurz vor seinem Ziel. Ganz gleich, wie seine Reise endet, die Auswirkungen auf Berenth werden beträchtlich sein, fürchte ich. Und Xandors Tod die übrigen Magier aus ihren Verstecken locken.«
    »Ihr denkt also, ich schwebe in Gefahr? Und seid gekommen um, mich zu warnen?«, fragte Jorgan neugierig.
    »So ist es, Majestät«, sagte Gordan und neigte das Haupt. »Vielleicht solltet Ihr die Anwesenheit dieser Klerikerin weiter dulden.«
    Jorgan rieb sich mit der Rechten das Kinn und nickte. »Und was ist mit Euch? Plant Ihr einen längeren Aufenthalt?«
    Gordan lächelte schelmisch. »Ich war viele Jahre nicht mehr in Berenth. Ich würde es genießen, mit Eurer Erlaubnis einige Tage hier zu verbringen.«
    Jorgan erwiderte das. Gordans Besuch bot ihm eine willkommene Abwechslung. Außerdem konnte Gordan ihm mehr über Tharador und dessen Taten berichten. Und über die Elfen.
    »Nun, ich denke, zwei weitere Gäste an meiner Tafel werden keine Belastung sein. Ihr speist doch gewiss heute Abend mit mir?«
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    Jorgan klatschte zweimal kraftvoll in die Hände, woraufhin eine Magd aus einer der rückwärtigen Türen herbeigeeilt kam.

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